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"Die
Wundertätige Medaille in der Kinder- und Jugenderziehung"
Dr. Gabriele Waste
Der Glaube an die Reinheit der Allerseligsten
Jungfrau von der Erbsünde, die mit ihrer wunderbaren Heiligkeit und
ihrer erhabenen Würde als Gottesmutter zusammenhängt, hat die
Katholische Kirche als eine von Gott mitgeteilte und im Glaubensgut der
göttlichen Offenbarung enthaltene Lehre stets festgehalten: Die Seele
der seligsten Jungfrau wurde bei ihrer Erschaffung und bei ihrer Vereinigung
mit dem Körper von der Gnade des Heiligen Geistes erfüllt und
vor der Erbsünde bewahrt. - So lautet die Kernaussage der Dogmatischen
Bulle Ineffabilis Deus Papst Pius' IX. vom 8. Dezember 1854 anlässlich
der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis. In diesem
Schreiben ordnete Papst Pius X. auch die andächtige Verehrung dieses
großen Glaubensgeheimnisses an:
Wir erwarten, dass sie den Schuldigen Verzeihung, den Kranken Heil,
den Kleinmütigen Starkmut, den Betrübten Trost, den Gefährdeten
Hilfe bringe und alle Irrenden nach Aufhellung der Finsternis des Geistes
auf den Pfad der Wahrheit und Gerechtigkeit zurückführe... (HK
543).
Es
ist auffällig, dass die Gottesmutter im gleichen Jahrhundert zweimal
als unbefleckt Empfangene erschienen ist: Zuerst der Vinzentinerin Katharina
Labouré (1830), der sie den Auftrag gab, eine Medaille (<-
„Die
Wundertätige Medaille" ->)
prägen zu lassen, an deren Verehrung und Verbreitung große Gnaden
geknüpft waren; dann in Lourdes (1858), wo sich Maria selbst als „Unbefleckte
Empfängnis" bezeichnete. Sowohl durch die Wundertätige Medaille
als auch in Lourdes geschahen seither viele außerordentliche Zeichen,
natürlich nicht erklärbare Krankenheilungen, aber auch auffällige
Bekehrungen.
Die überragende Würde der unbefleckt empfangenen Gottesmutter
wie auch ihre überragende Fürbittmacht erscheinen in besonderem
Glanze, wenn man im Vergleich dazu die so schwer bedrängte und belastete
Menschheit betrachtet, die an den Folgen der Erbsünde leidet.
Ein kurzer dogmatischer
Überblick über das Wesen der Erbsünde:
Die Stammeltern
hatten durch die Übertretung des Gebotes Gottes im Paradies sich den
Zorn und die Ungnade Gottes zugezogen und waren damit dem Tod und der Herrschaft
des Teufels verfallen. Diese Sünde besteht in einem Zustand des Beraubtseins
der heiligmachenden Gnade sowie der präternaturalen Integritätsgnaden
(Leidlosigkeit und Unsterblichkeit) und ist auf alle Nachkommen Adams übergegangen
(Konzil von Trient, Dekret über die Ursünde, DH 1511). Außerdem
hat die Erbsünde eine Verwundung der menschlichen Seele im Gefolge,
die den vier Kardinaltugenden entgegengesetzt ist, durch
a)
die Unwissenheit, d. h. die Schwierigkeit im Erkennen der Wahrheit (Gegensatz
zur Klugheit);
b)
die Bosheit, d. h. die Schwächung der Willenskraft (Gegensatz zur
Gerechtigkeit);
c)
die Schwachheit, d. h. das Zurückschrecken vor Schwierigkeiten im
Streben nach dem Guten (Gegensatz zum Starkmut);
d)
die Begierlichkeit im engeren Sinn, d. h. das Verlangen nach Befriedigung
der Sinne entgegen dem Urteil der Vernunft (Gegensatz zur Mäßigkeit).
Die Tilgung der
Erbsünde erfolgt durch die Wiedergeburt aus Gott im Sakrament der
Taufe. Dieses bewirkt sowohl eine wahre Sündentilgung
als auch die übernatürliche Heiligung und Erneuerung des inneren
Menschen (DH 1528). Aber auch nach der Taufe verbleibt dem Menschengeschlecht
eine Anfälligkeit für das Böse, die es als solche zu erkennen
und zu überwinden gilt.
Die Lehre von der Erbsünde hat darüber hinaus gerade im
Kontext der modernen Ideologien eine weitreichende Bedeutung, die zur Zeit
des Konzils von Trient noch nicht so aktuell war und heute vielfach übersehen
wird. Die Erbsünde erklärt nämlich auch den Ursprung und
das Wesen des Bösen. Dieses ist keine eigenständige ontologische
Größe, sondern - ganz im Sinne der Tradition - stets ein Mangel
an Gutem. Wer die Erbsünde leugnet, erhebt das Böse zu einer
eigenständigen, ja naturnotwendigen Größe, die daher auch
mit keinerlei schuldhaftem Verhalten verbunden ist. Im Gegenteil: Das Böse
wird als notwendige Phase im menschlichen Werdeprozess gesehen.
Ein Bereich, wo
diese Naturalisierung und Verherrlichung des Bösen heute augenscheinlich
manifest wird, ist jener der Jugenderziehung. Folgt man bestimmten
linken Ideologen, so sind trotzige, ungehorsame Kinder, aber auch randalierende
Jugendliche, die mit Eltern
und gesellschaftlichen Normen in Konflikt sind und sich nirgends zu integrieren
vermögen, lediglich in einen normalen Entwicklungsprozess („Selbstwerdung")
involviert; die Abnormität bestimmter Verhaltensweisen wird dabei
negiert. Im Gegensatz dazu gilt es gerade für den christlichen Erzieher,
solche Phänomene der Rebellion als das zu klassifizieren, was sie
in Wirklichkeit sind: Nämlich als Folgen der Erbsünde, die es
zu bekämpfen gilt und die folglich auch keinesfalls toleriert werden
dürfen. Ansonsten werden die Fundamente der Gesellschaft selbst geschädigt
und der Boden für spätere Revolutionen bereitet.
In all diesen Schwierigkeiten
der Jugenderziehung kann gerade die Anrufung der Unbefleckten mit ihrer
Fürbittmacht den bedrängten Menschen eine große Hilfe sein.
Dazu eine interessante Begebenheit aus dem Leben eines inzwischen verstorbenen
Theologen. Dieser fragte eines Tages einen Priesteramtskandidaten, wie
er denn den Sexualkundeunterricht in der Schule gut überstanden habe.
Die Antwort des Seminaristen: „Von diesem Unterricht habe ich gar nichts
mitbekommen. Meine gläubige Mutter hat mir eine geweihte Wundertätige
Medaille mitgegeben und fest für mich gebetet. Ich selbst habe während
dieses Unterrichts ständig im Geiste die Anrufung wiederholt:
"O Maria ohne Sünde
empfangen, bitte für uns, die wir zu Dir unsere Zuflucht suchen!"
Dabei hatte ich das Gefühl, von einem dichten Schleier
eingehüllt zu sein; ich habe von dem, was draußen vorgetragen
wurde, nichts gehört und gesehen."
Aus dieser Begebenheit
lässt sich schließen, welche „Geister" hinter dem Sexualkundeunterricht
stehen, aber auch, welchen Schutz die Verehrung der Unbefleckten Empfängnis
den betroffenen Kindern und Familien zu geben vermag.
Herrlichkeit
Am Ende werden wir feiern und schaun und lieben
und loben ohn Ende und dürfen ganz Dir, unserm GOTT, vertraun, uns
legen in Deine Hände.
Du bist das immerwährende Glück,
nichts kann von Dir uns trennen, Geborgenheit schenkst Du zurück,
nur jubeln werden wir können.
Beim herrlichen himmlischen Hochzeitsmahl,
bist Du uns Nahrung und Licht, all unsere Wonne und einzige Wahl aus Deiner
Freude spricht.
Lass Dich uns erringen um jeden Preis, Du
hältst gar am Kreuz Dich bereit, der Weg wird gelingen, Kyrieleis,
in Deine Herrlichkeit.
Pfr. Winfried Pietrek
(Quelle: "Dienst am Glauben",
Heft 1-2017, S. 31-33, A-6094 Axams) - Bild:
Madonna in Wigratzbad