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Madonna della Corona (Veneto) -Sanktuarium von Verona  -  Wallfahrt zum „Leuchtturm des Glaubens"

Irmgard Lercher-Seidl

Madonna della Corona (Veneto) -Sanktuarium von Verona
Eine Wallfahrt zum „Leuchtturm des Glaubens"

Der erste Programmpunkt auf der Familienwallfahrt der Marianischen Männerkongregation Regensburg, die vom 31. September bis 03. Oktober 2016 stattfand, begann mit dem Besuch des Bozener Domes Maria Himmelfahrt, Bozens Wahrzeichen romanischer und gotischer Bauart. In der Gnadenkapelle hinter dem Hochaltar, in der sich die Madonna Lactans befindet, wurde der erste gemeinsame Gottesdienst gefeiert. Der zweite Tag führte an den Gardasee, nach Malcesine und Limone.

Höhepunkt der Pilgerfahrt aber war Madonna della Corona mit 773 m über dem Meeresspiegel einer der höchstgelegenen Wallfahrtsorte Italiens.
Hoch über dem Tal der Etsch ist die Kirche von Spiazzi aus (ca. eine halbe Stunde zu Fuß oder fünf Minuten mit dem Pendelbus) gut erreichbar. 300 m nach dem Ort, vom Platz „Giovanni Paolo II" aus, führt eine Straße ca. einen Kilometer den Kreuzweg endang hinunter zum Heiligtum. Die beeindruckenden lebensgroßen Bronzestatuen der fünfzehn Stationen der Via Crucis aus der „fähigen" Hand des Bildhauers Raffaele Bonente bereiten den Pilger auf den Besuch der „Schmerzensmutter" vor.
Das Heiligtum liegt auf der östlichen Seite des Monte Baldo, einer Bergkette, die gleichzeitig auch berühmt ist für ihre seltene Pflanzenvielfalt. Zusätzlich führt ein Wanderweg (knapp 600 Höhenmeter) von Brentino im Etschtal hinauf zu diesem Ort der Spiritualität und des Marienkultes. In früheren Zeiten war der Ort nur zu Fuß vom Tal her über einen abschüssigen Weg erreichbar, der mittels einer rudimentären Brücke über eine tiefe Schlucht führte. Im 16. Jahrhundert wurde ein einfaches Windensystem gebaut, mit dessen Hilfe sowohl Materialien als auch Personen von dem Felsvorsprung ins Tal gebracht werden konnten. Ebenfalls im Laufe des 16. Jahrhunderts wurden zwei Zugangstreppen erstellt: die größere mit 556 Stufen, die von der Quelle von Spiazzi - später in „Fonte dell' Indipendenza" (Quelle der Unabhängigkeit) umbenannt — zur Brücke del tiglio hinabstieg, und die engere mit 234 Stufen längs des ursprünglichen Weges, der von der Brücke zur Kirche führte.

Das Besondere der Kirche ist zum einen ihre exponierte Lage und zum anderen ihre Architektur. Wie ein Schwalbennest wurde sie teils direkt in den Fels hineingebaut; die Westwand und Teile der Nordwand bestehen aus dem vorhandenen Felsgestein. Im Zentrum des Felsens hängend ist die verehrte Statue der Pietá von einem Dornenkranz sowie von fünf Engelgruppen umgeben.

Aus dem Jahre 1982 stammt der Tabernakel; die vier Bronzefiguren stellen den Glauben, die Hoff­nung, die Barmherzigkeit und die Religion dar.

Bewundernswert sind die Kirchenfenster des rechten Kirchenschiffs, die die Mysterien des Rosenkranzes darstellen, und das Antependium mit
den drei Bronzeplatten, die Geburt Christi, Kreuzigung und Pfingsten darstellen.

Die Madonna wurde anfangs „als Mutter Gottes" in einem Wandgemälde verehrt; sie ist in einem Fresko des 14./15. Jahrhunderts in sitzender Position mit dem Jesuskind auf den Knien dargestellt. Dieses Gemälde befindet sich heute noch im Heiligtum am Ende der Heiligen Treppe. Ein Inventar aller Gegenstände von 1485 zählt u. a. Krücken, Stöcke und andere Utensilien auf, die von den Gläubigen als Ex-voto-Gaben hinterlassen wurden.

In der Kirche befindet sich das „Standbild der Schmerzensmutter", das von Malta aus hierher seinen Weg fand. Ab 1522 hat sich die Verehrung auf Maria als Schmerzensmutter fixiert, auf Grund einer Marmorgruppe der „Pietá" im Auftrag von Lodovico di Castelbarco im Jahre 1432. Eine Legende des 17. Jahrhunderts besagt, dass die Statue ursprünglich von Rittern nach Rhodos gebracht worden ist. Bei der Eroberung von Rhodos durch die Türken im Jahr 1522 wurde die Statue den Türken entwendet und gelangte später auf wunderbare Art zum Ort „della Corona".

Der Anblick dieses heiligen Ortes ist eine Einladung zur Kontemplation, zur Meditation oder zum Gebet. Das Heiligtum wurde Dank der starken Gläubigkeit der Bevölkerung erbaut. Padre Flavio Roberto Carraro, Bischof von Verona em., schreibt in seinem Vorwort zu „Der Wallfahrtsort Madonna della Corona" von Vasco Senatore Gondola:

.. Das Wissen, dass der Wallfahrtsort seit Jahrhunderten dank der materiellen und spirituellen Unterstützung vieler Menschen besteht, und dass von diesem Ort durch die Fürsprache der Heiligen Maria viele christliche Lebenswege begonnen, erneuert oder gefestigt wurden, kann den Unentschlossenen wahrhaft zum Glauben führen, dem Zweifelnden einen Lichtstrahl bringen, den nach Gott Suchenden unterstützen und demjenigen, der schon glaubt, dabei helfen, den christlichen Weg weiterzugehen. Dies sind — gewöhnlich — die Gaben, die die Mutter Jesu denen bietet, die sie hier oben besuchen. Der Pilger werde sich dessen bewusst, dass sein Besuch bei der Corona nicht eine rein persönliche und isolierte Tatsache ist, sondern dass er ihn gleichsam auch in eine spirituelle Gemeinschaft mit allen Personen bringt, die im Laufe der Jahrhunderte den Wallfahrtsort aufgesucht haben, um ihre Liebe zur Heiligen Jungfrau zu bezeugen, die unserer Welt den Retter geschenkt hat. Und das Teilhaben an der großen Schar von Kindern, die sich aus verschiedensten Gründen um die Gottesmutter herum wiederfinden, ruft im Pilger die Wahrnehmung hervor, dem Volk Gottes anzugehören, dessen erhabenes und vollkommenes Mitglied die Heilige Jungfrau Maria ist. Das ist offensichtlich eine große Gabe."

Früher war das heutige Sanktuarium eine Einsiedelei, in der eine kleine Gemeinschaft lebte, die zum Be­nediktinerkloster S. Zeno in Verona gehörte. Urkundlieh wurde es erstmals am 19. Mai 1193 erwähnt. Ab 1437 waren die kleine Kirche und die Einsiedelei an die „Commenda der Jerusalemer Ritter" (später „Rhodoser Ritter" und danach „Malteser Orden" genannt) gebunden. Diese Beziehung blieb bestehen, bis 1810 unter Napoleon der Malteser Orden abgeschafft wurde. Zeugnis des erreichten Prestiges des Wallfahrtsorts war die Errichtung von zwei Gräbern von Adelsfamilien, der Marchesi Carlotti im Jahre 1634 und der Malaspina 1685. An den Sonntagen wurden 15 bis 20 Messen gefeiert, 8 bis 12 an Werktagen. Der Wallfahrtsort wurde dem Bischof von Verona zugeteilt; (Bischof von Verona war ab 1807 Innozenz Liruti). Die Verwaltung dieses besonderen Ortes durch die Diözese hält bis heute an. 1949 begann ein erster Ausbau der Kirche. Von 1975 bis 1978 wurden die Kirche und die anderen Gebäude erneut renoviert und bei dieser Gelegenheit auch erweitert.
Die neue Kirche erhielt ihre Weihe von Veronas Bischof Giuseppe Carraro am 4. Juni 1978.

Am 14. Juli 1982 erlangte das Heiligtum den Titel „Basilica minore". Papst Johannes II. besuchte Madonna della Corona, den „Leuchtturm des Glaubens", am 17. April 1988.
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Gebet der Pilger zur Madonna della Corona
Oh Heilige Jungfrau, Madonna della Corona, mit dem Herzen voller Freude sind wir zu Deinem Heiligtum gekommen, weil wir Dich uns so nah fühlen. Unsere Seele leidet sehr, doch Deine Gegenwart gibt uns Hoffnung. Du lehrst uns, Deinem Jesus zu vertrauen. Dein Herz ist immer bereit zu helfen, einen Grund für Freude zu sehen, und unterstützt uns auf unserem täglichen Weg. Wie Du und mit Dir wollen wir Deinen Jesus empfangen und ihn auf dem Leidensweg und Kreuz — mit großem Glauben an die Wiederauferstehung — betrachten. Unser Leben sei wie das Deine: immer bereit, den Willen Gottes zu tun, um auf den Felsen zu bauen, der Dein Sohn Jesus ist. In der Stunde der Schmerzen nimm uns in Deine liebenden Arme und lass' uns Deine mütterliche Gegenwart fühlen. Madonna della Corona, bitte für uns und für all unsere Lieben. Amen.
+ Padre Flavio Roberto Carraro, Bischof em. (aus: Vasco Senatore Gondola, Der Wallfahrtsort Madonna della Corona)

(Quelle: Auszug aus: "Bote von Fatima", Jgg. 74, Nr. 12-2016, S. 123-125, IMR Regensburg) - Bild: "Schmerzensmutter" stammt von Niederbayern!



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