Quelle: Stundenbuch vom Sinai (9. Jahrhundert) Canon, SC 486 (Sinaiticus graecus 864; trad. Sr Maxime Ajjoub, éd. du Cerf, 2004, p. 211-215)
Kehr um, meine Seele, und schreie zum Herrn!
Er ist zum Beistand und Schutz geworden […]. Christus, reich an Erbarmen, der
du die Sünden der Welt trägst, nimm mein armseliges Beten an und
gewähre mir die Vergebung meiner zahlreichen Sünden, die ich in meinem
Leben begangen habe. Barmherziger Jesus, hab Erbarmen
mit mir, der ich dem Räuber als Beute in die Hände fiel; verbinde, o
göttliches Wort, die Wunden meiner elenden Seele und rette mich, denn
du bist voll Mitleid. Wie der verlorene Sohn habe ich
mein ganzes Vermögen vergeudet und liege am Boden, jeder Tugend
entblößt: Ja, ich habe gesündigt, Vater, nimm mich auf und behandle
mich wie einen deiner Tagelöhner! Mutter Gottes, durch die Ketten
der Sünden bin ich gebunden und niedergestreckt: Befreie mich,
Allreine, aus meinen vielen Nöten, wie Gott, der aus dir geboren wurde,
einst den am Boden liegenden Adam befreit hat. Auf dem festen Felsen des
Glaubens an dich, Herr, festige den Entschluß meiner Seele und stärke
mich, denn in dir habe ich einen Beistand, eine Zuflucht und einen
sicheren Hort. Kehr um, meine ganz erbärmliche Seele, kehr um und schreie zum Herrn:"Ich habe gesündigt, Meister, nimm mich doch auf wie einst den reumütigen Manasse!" (vgl. 2Chr 33,12)
Ich kämpfe und fürchte mich; beim Gedanken an den furchterregenden Tag schreie ich: "O barmherziger Herr, gewähre mir jetzt, vor dem Ende, die Vergebung meiner Sünden!"
Wie der verlorene Sohn rufe ich aus: "Ich habe gesündigt", und wage es
nicht, meinen Blick zu dir zu erheben, mitfühlender Gott und
Menschenfreund; aber wende du dich mir zu und erbarme dich meiner. Mutter Gottes, du
Geliebte des Guten, allheilige Jungfrau, flehe ohne Unterlaß den
barmherzigen Meister, deinen Sohn, an, daß er uns vor der ewigen Strafe
verschone.