|
Halte
dich nicht besser, weil du aus einer vornehmen Familie stammst. Halte auch
niemand für geringer, weil er aus unbe- kannten, einfachen Kreisen
kommt. Unser Glaube kennt kein Ansehen der Person und keinen Standesdünkel,
er schaut nur auf die Herzen der Menschen. Er kennt nur Sklaven und Vornehme
der Gesinnung. Vor Gott gibt es nur eine Freiheit: kein Sklave der Sünde
zu sein. Die höchste Würde vor Gott ist der Reichtum an Tugenden.
Wer besitzt vor Gott eine so hohe Würde wie Petrus, der ein armer
Fischer war? Welche Frau steht über Maria, der Frau eines einfachen
Zimmermanns? Dem armen Fischer hat Christus die Schlüssel des Himmel-
reiches anvertraut, und die Frau des Zimmermanns wurde zur Mutter dessen,
der die Schlüssel vergab. Was der Welt niedrig
und verächtlich erscheint, hat Gott auserwählt, um die Mäch-
tigen und Vornehmen leichter zur Demut zu bewegen. Ganz umsonst
freut man sich über seine vornehme Abstammung, denn alle, die Christus
durch sein Blut erlöst hat, haben vor Gott gleiche Ehre und gleichen
Wert. Der Rang, in dem man zur Welt kommt, ist ganz unwesentlich; denn
alle werden ja in Christus auf dieselbe Weise wiedergeboren. Wenn wir schon
vergessen, daß wir alle von gleichen Menschen abstammen, dann sollten
wir wenigstens immer eingedenk bleiben, dass wir alle von demselben Christus
das neue Leben empfangen.
Sulpicius Severus (+ 420)