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 Unterscheidung der Geister
Marianische Männerkongregation Eichstätt

„Unterscheidung der Geister"

Liebe Sodalen,
Das ist ein sonderbares Thema für das Jahresheft der Marianischen Männerkongregation! Wir glauben doch nicht mehr an „Geister". Nein, ich meine etwas anderes. Es geht um die Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Es wäre naiv zu meinen, es gäbe keine Versuchung durch das Böse mehr. Jeder Christ soll lernen, die Geister zu unterscheiden, sagt der 1. Johannesbrief (Kapitel 4,1)" „Traut nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind." Wir sollen ein Gespür entwickeln für das, was unserem Leben schadet und für das, was unserem Leben auf seinem Weg zu Gott fördert. Die hl. Hildegard sagt, dass die „Discretio" (d.h. die Gabe der Unterscheidung) eine der wichtigsten Eigenschaften für einen gottsuchenden Menschen sei. Es gibt einen Feind der Menschennatur, sagt Ignatius von Loyola, vor dem wir aber keine Angst zu haben brauchen, weil er uns nichts anhaben kann, wenn wir nicht freiwillig einwilligen. Jedoch ist Wachsamkeit gefordert.

„Regeln zur Unterscheidung der Geister" nach dem hl. Ignatius von Loyola:
Dieses in den letzten Jahren vernachlässigte Thema hat in jüngster Zeit wieder an Aktualität gewonnen. Das Böse ist uns näher als wir meinen, - nicht in der Gestalt einer grässlichen dämonischen Erscheinung. Böses ist erfahrbar in der eigenen Seele. Es gibt ein unmittelbares Wirken Gottes in uns, aber auch ein Wirken von der anderen Seite her. Das zarte Wirken des Heiligen Geistes in der Seele fühlt sich anders an als das Wirken der anderen Seite. Wer in seinem Glauben wachsen will, muss unterscheiden lernen zwischen den Seelenbewegungen („motiones"), die uns zu Gott hinführen und jenen, die uns von Gott wegführen. Ignatius machte eine interessante Erfahrung, als er längere Zeit nach einer schweren Kriegsverwundung auf dem Krankenlager lag und sich die Zeit mit verschiedenen Beschäftigungen vertrieb. Da las er öfters ganz seichte („nichtige und verlogene") Literatur. Bei dieser Art von Beschäftigung war er zwar während des Lesens dieser Bücher sinnlich angenehm berührt und fand großes Vergnügen daran, aber anschließend fühlte es sich innerlich leer oder empfand innere Trockenheit und Traurigkeit. Manchmal griff er zu anspruchsvolleren Büchern, z.B. zu Büchern über die Nachfolge Jesu oder über das harte Leben der Heiligen. Diese regten ihn zwar während des Lesens sinnlich nicht so stark an wie die ersteren, aber sie hinterließen anhaltenden Trost und Freude in der Seele, auch wenn er davon abgelassen hatte. Da wurde Ignatius stutzig und erkannte, dass es zwei unterschiedliche Arten von inneren Seelenbewegungen gibt: Bei den einen blieb Traurigkeit zurück, bei den anderen Freude. Diese Erkenntnis war der Anfang seiner Lehre über die „Unterscheidung der Geister".

Regeln:
Ganz allgemein gilt: Jeder Zuwachs an Glaube, Hoffnung und Liebe, oder allgemeiner ausgedrückt: Jeder Zuwachs an wahrem Trost oder an innerer Freude, („alles, was mehr zu himmlischen Dingen hinzieht"), ist ein Zeichen für das Wirken Gottes in der Seele. Wenn z.B. jemand in seinem Inneren eine starke Liebe zu Gott, seinem Schöpfer, verspürt, Tränen der Ergriffenheit oder Schmerz über seine Sünden und Fehlern, - so sind dies Anzeichen für das Wirken Gottes in der Seele. Dieser Trost ist nicht zu verwechseln mit einem sinnlichen Vergnügen und mit Annehmlichkeiten, sondern es handelt sich um einen echten geistlichen Trost, der die ganze Existenz erhellt, verbunden mit einem Sichhingezogenfühlen zum Besseren aus Liebe zu Gott. Geistlicher Trost ist also nicht nur ein positives Gefühl, sondern immer eine Bewegung auf Gott hin, die von einer tröstlichen Empfindung begleitet ist.
Davon zu unterscheiden sind jene „Seelenbewegungen", die ihren Ursprung nicht in Gott haben und die nicht zu Gott hinführen, z.B. geistliche Trostlosigkeit, Verfinsterung der Seele, Verwirrung, Hinneigung zu niedrigen, erdhaften Dingen, innere Unruhe, Versuchung zur Hoffnungslosigkeit, zur Mutlosigkeit, negative Trauer bis hin zur Verzweiflung. Alles, was die Seele träge, lau, traurig macht, getrennt von Gott, ihrem Schöpfer, u.a. kommt nicht von Gott. Das stimmt nicht genau! Ignatius unterscheidet zwischen einem Menschen, der ganz am Anfang seines Weges zu Gott steht und einem, der schon im Guten verwurzelt ist. Wenn jemand am Anfang seines Weges steht, versucht der böse Feind ihn vom Weg des Guten abzuhalten. Da stellt der böse Feind oft augenscheinliche Lust und sinnliche Genüsse vor Augen. Diese Bilder rufen die Lüste hervor, die die Seele schließlich ablenken von ihrem guten Ziel. - Dem guten Geist ist es eigen, zum Guten anzuspornen und die unlauteren Wünsche und Absichten durch Gewissensbisse und durch die innere Stimme der Vernunft zu verhindern.
Wenn aber jemand schon auf dem Weg des Besseren geht, dann versucht der böse Geist eine andere Taktik, z.B. er versucht, den begonnenen guten Weg madig zu machen, falsche Gewissensangst zu schüren, traurig zu stimmen, Hindernisse zu legen, die unüberwindbar erscheinen, mit falschen Gründen zu beunruhigen, u.a. Dem guten Geist dagegen ist es eigen, Mut und Kraft, innere Tröstungen, und innere Ruhe zu schenken, indem er Vertrauen einflößt und alle Hindernisse leicht macht.

Als Grundsatz gilt:
In Phasen der Trostlosigkeit solle man keine Veränderung treffen; die früheren Vorsätze soll man nicht ändern. Wer sich in einer Phase innerer Trostlosigkeit befindet, solle dies als eine Prüfung und Anfechtung betrachten. Er solle in Geduld ausharren und verstärkt beten (in dem Sinn: „mein Gott, ich vertraue auf dich; ich halte trotz allem fest an deiner Treue"). So wächst der Betreffende in seinem Glauben und in seiner Gottesliebe. Deshalb kann jede Zeit der Trostlosigkeit eine fruchtbare Phase werden. Ignatius sagt: Wer sich in einer Phase der Trostlosigkeit befindet, solle bedenken, dass Gott uns auch die Gnade schenkt, dieser Versuchung zu widerstehen. Wer sich in einer ruhigen Phase befindet, ohne irgendeine Bedrängnis von außen oder von innen, der möge bedenken, dass wieder schlechtere Zeiten kommen werden; deshalb solle man seine Kräfte sammeln und sich innerlich bereit machen für schlechte Zeiten.

Drei wichtige Empfehlungen:
1. Man solle dem Bösen mutig begegnen und solle nicht nachgiebig-feige wie ein Angsthase fliehen, denn dann wird das Böse immer mächtiger. Ignatius sagt: Es ist wie mit einem boshaften Menschen: Wenn man ihm mannhaft die Stirne bietet, dann wird er leichter die Flucht ergreifen; so solle man sich auch gegenüber seinen Versuchungen verhalten. „Wenn man jedoch bei Versuchungen anfängt, sich zu fürchten und den Mut zu verlieren, dann gibt es auf der ganzen Welt keine so wilde Bestie, wie den Feind der menschlichen Natur!"
2. Das Böse verbirgt sich, wünscht geheimgehalten und verborgen zu sein und nicht entdeckt zu werden. Es treibt sein Unwesen gerne im Dunkeln der Seele. Wenn es aber einem guten Beichtvater(!) oder einer geistlichen Person gegenüber aufgedeckt wird, kann es fliehen, - jedoch solle man es nicht vor jedermann offenbaren, denn die Sensationslust kann nur alles zum noch Schlechteren wenden.
3. Bewache deine Schwachstellen! „Mit dem Bösen ist es wie mit einem Heerführer, der eine Burg plündern will. Er späht sie aus und greift sie an der schwächsten Stelle an. Auf die gleiche Weise schleicht auch der Feind der menschlichen Natur umher und belauert ringsum alle unsere Tugenden, die theologischen, die Kardinaltugenden und die übrigen sittlichen und wo er uns schwächer und hilfsbedürftiger zu unserem ewigen Heil hin findet, dort schlägt er gegen uns los und trachtet uns zu überwältigen." (Ignatius v. L).

Zusammenfassung: Gott ist es eigen, wahre Fröhlichkeit und geistliche Freude zu schenken, und alle Traurigkeit und Verwirrung, die der Feind einflößt, zu entfernen. Dem Bösen ist es eigen, gegen die geistliche Fröhlichkeit und Tröstung anzukämpfen, indem er Scheingründe, Spitzfindigkeiten und Täuschungen anwendet.
• Gott allein kommt es zu, der Seele ohne(!) vorausgehende Ursache Trost und Frieden zu geben. Denn es ist dem Schöpfer allein vorenthalten, jemanden mehr zur Liebe zu Gott hinzuziehen. Aber mittels einer Ursache(!) kann sowohl der gute Engel als auch der böse Engel die Seele trösten.
Hinweis: Bei denen, die vom Guten zum Besseren voranschreiten, berührt der gute Engel die Seele mild, leicht und sanft wie ein Wassertropfen, der in einen Schwamm eindringt. Der böse Engel ist hart und laut.
Gebet, Geduld, Gottvertrauen und Demut sind starke Waffen gegen das Böse. Der Hl. Pfr. von Ars schreibt: „Der Teufel tut alles, was er kann, damit wir unsere Gebete unterlassen oder schlecht verrichten. Er versteht viel mehr als wir, wie sehr das Gebet in der Hölle gefürchtet wird und dass Gott unmöglich verweigern kann, was wir von ihm durch das Gebet erbitten!"
Kein „dualistisches Weltbild"(das ist ein Weltbild, das behauptet, es gäbe zwei allmächtige Wesen: eine gute und daneben eine absolute böse Macht). Nein! Es gibt nur einen Allmächtigen, der alles erschaffen hat, Himmel und Erde. Er hat alles in seiner Hand. Christus ist Herr und Kyrios des ganzen Kosmos. Ja, es gibt das Böse, aber es ist nicht allmächtig. Nur Gott ist allmächtig. Das Böse ist „nur" ein Geschöpf. Allerdings ist ihm eine gewisse Macht übergeben, die wir nicht unterschätzen sollten. „Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens" heißt es im 1. Petrus-brief(1 Petr 5,8).

„Himmlischer Vater, sende uns deine heiligen Engel, damit sie uns helfen in unserer Not und Bedrängnis. Du hast deinen Sohn Jesus Christus gesandt, dass er uns befreie aus der Macht und dem Einflussbereich des Bösen. Heile die Wunden meiner Seele, die bis in meine Kindheit und Jugend zurückgehen. Vergib mir alle Sünden, die meine Seele verletzt haben und die dem Bösen die Tore geöffnet haben. Auch ich möchte allen verzeihen, die mir Böses getan und mir geschadet haben. Und ich bitte um Verzeihung, denen ich Unrecht oder Schaden zugefügt habe. Jesus, du guter Hirte, befreie mich aus der inneren oder äußeren „Dornenhecke", aus der ich mich selbst nicht befreien kann. Du kannst mich befreien, denn du bist stärker als alles Böse in uns und um uns. Du mein Heiland und mein Erlöser. Auf dich setzte ich mein Vertrauen. Amen." Alle Heiligen rufe ich an: Bittet für mich!

Ihr Pius Schmidt
Spiritual - Vizepräses der MMC Eichstätt

Maria, du Siegerin in allen Schlachten Gottes, lehre uns bitte die Unterscheidung der Geister!

(Quelle: Hochw. Herr Spiritual Pius Schidt in: "Jahrbüchlein der Marianischen Männerkongregation 2015", MMC Eichstätt, S. 52 - 58)


Herzliche Einladung zum Rosenkranzgebet der MMC in Eichstätt

Unbefleckt empfangene Mutter vom Sieg, bitte für uns!

Herzliche Einladung ergeht an Euch zum Mitbeten am Priesterdonnerstag (Tag vor dem Herz-Jesu-Freitag) in der Borgiaskapelle im Priesterseminar in Eichstätt.

Rosenkranz-Termine 2015:    5. März um 18 Uhr,
                                                      30. April, 2. Juli, 1. Oktober und 5. November jeweils um 19 Uhr

Wegbeschreibung: Die Borgiaskapelle befindet sich auf dem Weg zur Pforte. Vor der Pforte führt links eine Treppe nach oben.



Mutter Maria in deine Hände lege ich die meinen. So knie ich - dein von Sünde verschmutzter Sohn - vor dir. Weiß ich doch, dass ich immer kommen darf. So wie ich bin. Du weißt ja, dass ich das Böse eigentlich gar nicht will und dass es mir leid tut. Wie liebe ich deinen gütigen Blick, Mama. Obwohl du so rein, so makellos bist, hörst du doch mein Gebet. Jede Perle des Rosenkranzes sei eine Rose für dich. Und mit jeder Rose bitte ich dich, Allerseligste Jungfrau, meine Mama, dass du alle Verdienste und Gnadenwirkungen von Jesus und dir, die die einzelnen Geheimnisse des hl. Rosenkranzes beinhalten und die ich versuche zu betrachten, allen jenen Seelen zuwenden möchtest, die diese Verdienste und Gnaden, nach deiner Meinung brauchen. Amen

Unbefleckt empfangene Mutter vom Sieg, bitte für uns!

„Die Allerseligste Jungfrau gab dem Rosenkranz eine solche Wirkung, dass es kein materielles, spirituelles, nationales oder internationales Problem gibt, das nicht durch den Rosenkranz und durch unser Opfer gelöst werden kann."
Sr. Lucia von Fatima

Wie das langweilige Rosenkranzgebet einem zur Freude wird:

Bete ihn jeden Tag und wenn es nur ein Gesätz (10 Ave) ist. Bevor Du das Vater unser betest, nenne das Geheimnis das du betrachten willst.
Während der Ave Maria denke nicht so sehr an das, was Du mit den Lippen betest, sondern stelle Dir das Geschehene in Deiner Phan­tasie vor. Sei geistig dabei (z.B. auf dem Ölberg). Nimm geistig alle Seelen mit, für die Du beten willst, damit ihnen die Gnadenfrüchte der Verdienste Jesu und Maria zuteil werden möge. Bete vor allem stellvertretend für andere und nicht so sehr für Dich (z.B. für die Sterbenden, für die Armen Seelen, für Deine Kinder, für Deine Frau, für den Heiligen Vater, etc.).
Bete vertrauensvoll wie ein Kind. Mein Freund, wenn Du groß sein möchtest, dann werde klein! Um klein zu sein, musst Du glauben, wie die Kinder glauben, lieben, wie die Kinder lieben, blind vertrauen wie die Kinder es tun...beten, wie die Kinder beten.
(Quelle: ebd.: S. 45f.)  -  Bild: Muttergottes von Maria Vesperbild bei Augsburg)


Betet täglich den Rosenkranz!


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