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Anregungen des hl. Antonius Maria Claret
Pater Claret (1807 – 1870), später Erzbischof von Kuba, gründete die Missionsgemeinschaft der Söhne, des Unbefleckten Herzens Mariens – der Claretiner. Die folgenden Texte des Heiligen wurden ausgewählt und herausgegeben vom Pastoralamt der Erzdiözese Wien 1988. Pater Claret benützt die persönliche Form, indem er Jesus zu jedem einzelnen sprechen läßt.
„Es ist nicht nötig, viel zu wissen, um mir zu gefallen – es
genügt, daß du mich sehr liebst. Sprich hier also einfach mit
mir, wie du mit deinem engsten Freund sprechen würdest.
Mußt du mich für jemanden um etwas bitten?
Nenne mir seinen Namen und sage mir dann, was du möchtest, das
ich jetzt für ihn tun soll. Erbitte viel! Zögere nicht zu bitten.
Sprich zu mir auch einfach und aufrichtig von den Armen die du trösten
willst; von den Kranken, die du leiden siehst; von den Verirrten, die du
sehnlichst auf den rechten Weg zurückwünschst. Sag mir für
alle wenigstens ein Wort.
Und für dich, brauchst du für dich nicht irgendeine Gnade?
Sage mir offen, daß du vielleicht stolz, selbstsüchtig,
unbeständig, nachlässig bist ... und bitte mich dann, dir zu
Hilfe zu kommen bei den wenigen oder vielen Anstrengungen, die du machst,
um davon loszukommen.
Schäme dich nicht! Es gibt viele Gerechte, viele Heilige im
Himmel, die genau die gleichen Fehler hatten. Aber sie baten demütig
... und nach und nach sahen sie sich frei davon.
Und zögere auch nicht, um Gesundheit sowie einen glücklichen
Ausgang deiner Arbeiten, Geschäfte oder Studien zu bitten.
Alles kann ich dir geben und gebe ich dir.
Und ich wünsche, daß du mich darum bittest, soweit es
sich nicht gegen deine Heiligung richtet, sondern sie begünstigt und
unterstützt. Und was brauchst du gerade heute? Was kann ich heute
für dich tun? Wenn du wüßtest, wie sehr ich wünsche,
dir zu helfen.
Trägst du gerade einen Plan mit dir?
Erzähle in mir. Was beschäftigt dich? Was denkst du? Was
wünschst du?
Was kann ich für deinen Bruder tun, was für deine Schwester,
deine Freunde, deine Familie, deine Vorgesetzten? Was möchtest du
für sie tun? Und was mich angeht: Hast du nicht den Wunsch, daß
ich verherrlicht werde? Möchtest du nicht deinen Freunden etwas Gutes
tun können, die du vielleicht sehr liebst, die aber vielleicht leben,
ohne an mich zu denken.
Sage mir: Was erweckt heute besonders deine Aufmerksamkeit? Was
wünschst du ganz sehnlich? Über welche Mittel verfügst du,
um es zu erreichen? Sage es mir, wenn dir ein Vorhaben schlecht gelingt,
und ich werde dir die Gründe für den Mißerfolg nennen.
Möchtest du mich nicht für dich gewinnen?
Fühlst du dich vielleicht traurig oder schlecht gestimmt?
Erzähle mir in allen Einzelheiten, was dich traurig macht.
Wer hat dich verletzt?
Wer hat deine Selbstliebe beleidigt?
Wer hat dich verachtet?
Teile mir alles mit, und bald wirst du soweit kommen, daß
du mir sagst, daß du nach meinem Beispiel alles verzeihst, alles
vergißt. Als Lohn wirst du meinen tröstenden Segen empfangen.
Hast du vielleicht Angst? Spürst du in deiner Seele jene, unbestimmte
Schwermut, die zwar unberechtigt ist, aber trotzdem nicht aufhört,
dir das Herz zu zerreißen? Wirf dich meiner Vorsehung in die Arme!
Ich bin bei dir, an deiner Seite. Ich sehe alles, höre alles, und
nicht einen Augeblick lasse ich dich im Stich. Spürst du Abneigung
bei Menschen, die dich vorher gern mochten, die dich jetzt vergessen haben,
und sich von dir entfernen, ohne daß du ihnen dazu den geringsten
Anlaß gegeben hast? Bitte für sie, und ich werde sie an deine
Seite zurückbringen, wenn sie nicht zum Hindernis für deine Heiligung
werden.
Und hast du mir nicht vielleicht irgendeine Freude mitzuteilen?
Warum läßt du mich nicht daran teilnehmen, da ich doch
dein Freund bin? Erzähl´mir, was seit dem letzten Besuch bei
mir dein Herz getröstet und dich zum Lächeln gebracht hat. Vielleicht
hast du angenehme Überraschungen erlebt; vielleicht hast du glückliche
Nachrichten erhalten, einen Brief, ein Zeichen der Zuneigung; vielleicht
hast du eine Schwierigkeit überwunden, bist aus einer ausweglosen
Lage herausgekommen. Das alles ist mein Werk. Du sollst mir einfach sagen:
Danke mein Vater!
Willst du mir nichts versprechen?
Ich lese in der Tiefe deines Herzens. Menschen
kann man leicht täuschen, Gott aber nicht.
Sprich also ganz aufrichtig zu mir. Bist du fest entschlossen, dich
jener Gelegenheit zur Sünde nicht mehr auszusetzen, jenes Buch nicht
mehr zu lesen, das deine Vorstellungskraft gereizt hat, mit jenem Menschen
nicht mehr zu verkehren, der den Frieden deiner Seele verwirrt? Wirst du
zu jenem anderen Menschen wieder sanft, liebenswürdig und gefällig
sein, den du bis heute als Feind betrachtest hast, weil er sich gegen dich
verfehlte?
Nun gut, gehe jetzt wieder an deine gewohnte Beschäftigung
zurück. Zu deiner Arbeit, deiner Familie, deinem Studium. Aber vergiß
die Viertelstunde nicht, die wir beide hier verbracht haben. Bewahre, soweit
du kannst, Schweigen, Bescheidenheit, innere Sammlung, Liebe zum Nächsten.
Liebe meine Mutter, die auch die deine ist.
Und komme wieder mit einem Herzen, das noch mehr von Liebe erfüllt,
noch mehr meinem Geist hingegeben ist. Dann wirst du in meinem Herzen jeden
Tag neue Liebe, neue Wohltaten, neue Tröstungen finden.
(Quelle: Nach einem Gebetszettel des
WKS-Sekretariat, Ochsenhausen)
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