Die Allerheiligenlitanei,
die im Gotteslob steht und bei besonderen kirchlichen Anlässen wie
bei den Weihen gebetet wird, hat in der Mitte der etwa dreißig Namen
von Heiligen eine Sonderheit. Da steht zwischen Engeln, Propheten, Aposteln,
Märtyrern, Kirchenlehrern und Ordensgründern die Anrufung: heiliger
Pfarrer von Ars. Sein Name fehlt
hinter dem Amt. Gemeint ist der heilige Johannes Maria Vianney, geboren
1786 in Dardilly
bei Lyon. Von 1818 bis 1859 war der kleine, arme Priester, der nur mühsam
zu Studium und Weihe kam, Seelsorger in dem kleinen armen Dorf Ars. Bei
seinem Sterben am 4. August 1859 war Ars in ganz Frankreich bekannt, bei
seiner Heiligsprechung 1925 kannte ihn die ganze katholische Welt. Seit
seinem Tod sind nun 150 Jahre vergangen. Aber die Bedeutung und Wirkung
des einfachen Dorfpfarrers wächst, weil er ein ganz einmaliger Heiliger
ist. Er ist das Bild des Priesters schlechthin. Die Päpste rühmen
und ehren ihn. 1929 wird er Patron aller Pfarrer der Kirche, die ihm eine
Kapelle mit der Herzreliquie neben der Basilika und alten Pfarrkirche errichten.
Diese kostbare Reliquie kommt zum „Jahr der Priester", das Papst Benedikt
XVI. ausgerufen hat, nach Rom in den Petersdom. Schon Johannes XXIII. hat
den Heiligen 1959 zum 100. Todestag mit einer Priesterenzyklika geehrt.
Papst Johannes Paul II. pilgerte 1986 zum 200. Geburtstag des heiligen
Pfarrers nach Ars. Er bekannte dabei auch,daß ihn die preisgekrönte
Lebensbeschreibung von Francis
Trochu (1929, jetzt wieder neu
aufgelegt: siehe Bild unten: Mediatrix-Verlag)
mit zum Priesterberuf geführt habe und daß er diesen Heiligen
besonders verehre. Diese oder eine andere Biografie sollte man in diesem
Priesterjahr lesen. Zumindest die kurzen Angaben zum Leben und Wirken des
Heiligen an seinem Festtag am 4. August im Schott. Sein Leben, sein begnadeter
unermüdlicher, wirklich heldenhafter Dienst
als Pfarrer und Beichtvater ist wohl die intensivste und imponierendste
Verkörperung und Veranschaulichung dessen, was das katholische Priestertum
ausmacht und bedeutet. Er war kein Organisator, Manager, Gelehrter, was
so einen modernen Pfarrer bildet; ihn bildete Jesus, der ewige Hohepriester.
Vianney war Beter, Asket, einfach ganz und gar Priester. Die Menschen spürten
es. Seine laue Gemeinde bekehrte sich. Der Pfarrer konnte nach zehn Jahren
von der Kanzel verkünden: „Ars
ist nicht mehr Ars!" Sein totaler
priesterlicher Einsatz strahlte über das Dorf hinaus,bis man schließlich
von weither, ja von ganz Frankreich kam, um den Heiligen zu sehen, zu erleben
und bei ihm zu beichten; und Tausende erfuhren seelische Hilfe, Bekehrung
und Verwandlung. Wie eine Kerze die Falter in der Nacht in den Bann zieht,
so zog der heilige Priester durch mehr als dreißig Jahre die Menschen
an, gerade die Sünder. In seinen letzten Jahren waren es täglich
etwa dreihundert, im Jahr an die 200.000. Von 1 Uhr früh bis 20 Uhr
dauerte sein Tagewerk, bis zu 15 Stunden im engen Beichtstuhl, so viele
Jahre ohne Urlaub. Vom Meßopfer gestärkt, wurde er selbst zum
Opfer. Viele Bekehrungen, viele Wunder geschahen. Er las in den Seelen.
Gott offenbarte ihm Vergangenheit und Zukunft für viele. Ars heißt
auch heute noch „Dorf des heiligen Pfarrers". Sein
Glasschrein mit dem unverwesten Leib zieht weiter Pilger an.
Gott, der auf Maria, seine „niedrige Magd", geschaut hat, und der den Poverello,
den kleinen armen Franz von Assisi und die kleine Theresia von Lisieux
zu großen Schätzen seiner Kirche gemacht hat, ist auch das Geheimnis
und die Wirkkraft des heiligen Pfarrers von Ars. Darum steht er in der
Allerheiligenlitanei unter den Großen der Kirche, was der demütige
Landpfarrer sich nie gedacht hätte. Der heilige Johannes Maria Vianney
ist Gottes Engel für Priesterberufe auch heute. Wer ihn kennenlernt,
wird von ihm angezogen. Impressum