|
Die heilige Rafqa (Rebecca)
aus dem Libanon "Diese Heilige wurde im Jahre 1832 in der Ortschaft
Himlaya geboren und auf den Namen Butrusiyyah (Petra) getauft. Mit sieben
Jahren verlor sie ihre Mutter; der Vater heiratete ein zweites Mal. Mit
14 Jahren wollten der Vater und die Stiefmutter sie verheiraten, sie wurden
sich aber in der Wahl des Bräutigams nicht einig. Es entstand darob
ein großer Familienzwist, dem das Mädchen durch Flucht aus dem
Elternhaus entgehen wollte. Butrusiyyah wollte Ordensschwester werden und
bat um Aufnahme im Kloster St. Maria von der Befreiung in der Nähe
des Dorfes Bikfayya bei den Mirjam-Schwestern. Der Vater und die Stiefmutter
versuchten mit Gewalt, das Mädchen aus dem Kloster herauszuholen,
aber ohne Erfolg.
Das Mädchen begann das Noviziat. Dann wurde die Kandidatin,
die bei der Einkleidung den Namen Sr. Anissa (Agnes) bekommen hatte, nach
Ghazir versetzt. Dort legte sie die Ordensprofeß ab und blieb sieben
Jahre als Küchenschwester im Seminar. Im Jahre 1860 wurde sie, ein
paar Monate vor dem folgenschweren Druseneinfall, nach Deir-el-Qamar versetzt.
Beim Massaker durch die Drusen konnte Sr. Anissa ihr Leben und das vieler
Kinder retten. Über diese Zeit sagte der Papst in seiner Ansprache:
„... nach kurzer Vorbereitung wurde sie damit beauftragt, ihren jungen
Landsleuten Grundschulunterricht und Glaubensunterweisung zu erteilen.
Bei diesen schwierigen Aufgaben bewies sie solche Sorgfalt und Hingabe,
daß ihre Schüler und deren Angehörige davon tief berührt
wurden. Die Kinder wandten sich ihr spontan zu. Während der Verfolgung
des Jahres 1860 rettete sie viele von ihnen. Man berichtet, ein Kind aus
Deir-el-Qamar sei dem Tod entkommen, indem es sich unter den Mantel der
verehrten Schwester flüchtete." Danach kam sie nach Gebail und dann
nach Maad. Als die Jesuiten, von denen die Mirjam-Schwestern abhingen,
aus dem Libanon vertrieben wurden, löste sich die Schwesterngemeinschaft
auf. Da aber Sr. Anissa unbedingt dem Ordensideal treu bleiben wollte,
schloß sie sich dem libanesischen Maronitenorden an, dessen Schwestern
ein sehr strenges kontemplatives Leben führten. Hier erhielt sie nun
den neuen Ordensnamen Rafqa (Rebecca). So hatte ihre verstorbene Mutter
geheißen.
Als ein Jahr seit ihrem Eintritt ins Kloster St. Simon El-Qarn vergangen
war, bat Sr. Rafqa den Herrn, er möge sie an seinem Leiden teilhaben
lassen. Sie, die vorher gesund war, wurde von verschiedenen Krankheiten
heimgesucht, zuletzt von völliger Lähmung und Erblindung. Sie
ertrug alles in ergreifender Geduld und in vollkommener Vereinigung mit
dem gekreuzigten Herrn und der Schmerzensmutter. Sr. Rafqa starb am 23.
März 1914 im Ruf der Heiligkeit. Ihre Seligsprechung fand am 17. November
1985 statt, ihre Heiligsprechung folgte am 10. Juni 2001.-
Ich habe aus Prälat Holböcks Buch »Die neuen Heiligen
der Katholischen Kirche«, Band 2, obige Abschnitte aus dem Leben
der heiligen Rafqa zitiert, weil sie gerade vielen Leidenden heute Hoffnung
und Zuversicht schenken kann. Sie suchte das Leiden nicht aus verdrehter
sado-masochistischer Neigung, sondern weil sie, vom Heiligen Geist inspiriert,
im Leiden einen direkten Zugang zu Jesus erkannte. In der Krankheit war
sie seiner Liebe am nächsten. Rafqas Leben hat mich sehr beeindruckt,
vor allem folgende Details darüber, wie sie mit ihrer Situation umging
(Quelle: Maronitische Kirche):
„Kein Arzt konnte ihr Leiden lindern. Ein amerikanischer Arzt entfernte
ihr Auge ohne Narkose. Ruhig sagte sie zu ihm: ,Ich bin vereint mit der
Passion Christi. Gott bewahre Ihre Hände, Herr Doktor. Gott lohne
es Ihnen!' Kurz nach diesem gewaltigen Leiden wurde sie ganz blind. In
den folgenden Jahren verlor sie immer mehr an Gewicht, und eine Lähmung
erfaßte ihren ganzen Leib. All ihre Gelenke versagten und kugelten
aus. Rafqa jedoch klagte nie und dankte Gott für die Schmerzen und
seinen heiligen Willen.
Einmal fragte die Superiorin Rafqa, ob sie nicht wünschte,
sehen zu können. Rafqa antwortete, sie wollte gern nur eine Stunde
lang sehen können, um die Mutter Superiorin zu sehen. In diesem Augenblick
sah Rafqa ihre Oberin, und weil diese daran zweifelte, beschrieb ihr Rafqa
im Detail alle Gegenstände im Zimmer sowie deren Farbe und Aussehen.
Ein anderes Mal, am Fest Fronleichnam, begab sich die blinde und gelähmte
Rafqa allein aus dem Bett und kroch wie ein Wurm in die Kapelle, weil sie
solche Sehnsucht nach der Anbetung des Allerheiligsten hatte. Die dort
betenden Mitschwestern trauten ihren Augen kaum.
Wunder nach Rafqas Tod
Als Sr. Rafqa mit 82 Jahren starb, ereignete sich ein beeindruckendes
Phänomen: Ein strahlendes weißes Licht kam von ihrem Grab, das
viele Menschen von nah und fern sehen konnten. Dieses Licht wurde als Zeichen
des Himmels interpretiert, das Rafqas Heiligkeit bestätigte. Vier
Tage nach Rafqas Tod wurde ihre Oberin, Sr. Doumit, spontan geheilt. Sie
hatte eine große Zyste im Hals, die ihr seit acht Jahren das Trinken
fast unmöglich gemacht hatte. Die Oberin hörte nachts ein Klopfen
an ihrer Tür, und eine Stimme sagte: „Nimm Erde vom Grab Rafqas und
lege sie auf deinen Hals." Am nächsten Morgen stellte sich heraus,
daß keine der anderen Schwestern bei ihr geklopft hatte. Daraufhin
ging die Oberin zu Rafqas Grab, nahm eine Handvoll Erde, mischte sie mit
Wasser und legte sie auf ihren Hals. Augenblicklich fühlte sie, wie
die Zyste verschwand, so daß sie wieder problemlos trinken konnte.
Seither wurden zahllose Menschen wunderbar geheilt, nachdem sie
von der Erde von Rafqas Grab gegessen hatten. Zwischen
1926 und 1952 wurden 2689 Heilungen, die medizinisch erwiesen sind, registriert
und in sechs dicken Aktenordnern gesammelt.
Das Wunder an Celine
Nachdem Rafqa 1985 seliggesprochen worden war, betete die libanesische
Familie Rbayz um Rafqas Hilfe für die kleine Celine (* 1983). Kaum
dreijährig, wurde Celine wegen einem Krebstumor in der Niere behandelt.
Nachdem die Niere entfernt worden war, stellte man einen weiteren Tumor
in der Leber fest. Das kleine Kind litt sehr und blutete stark aus Nase
und Ohren. Celines Eltern nahmen Erde von Rafqas Grab und mischten etwas
davon in Celines Suppe. Dann machten sie eine Wallfahrt zum Grab, wobei
sie eine Locke ihrer Tochter in der Erde des Grabes zurückließen.
Drei Tage danach sollte Celine am Lebertumor operiert werden. Die Ärzte
stellten viele Untersuchungen an, die alle ergaben, daß der Tumor
spurlos verschwunden war. Seither konnte Celine ein normales Leben führen.
Aufgrund dieses wissenschaftlich unerklärlichen Wunders wurde Rafqa
am 10. Juni 2001 heiliggesprochen.
Die Botschaft der Heiligen
Dom Joseph Mahfouz OLM, Maronitischer Bischof, sagt: „Die Botschaft
der Schwester Rafqa an jeden Libanesen, aber auch an jeden Christen, ist,
daß es mitten im Leiden die Tugend der Geduld und der völligen
Hingabe an die Göttliche Vorsehung geben muß. Jeder Getaufte,
ob Laie oder Ordensangehöriger, der Jesus Christus ohne das Kreuz
sucht, wird das Kreuz finden, ohne Jesus. Unsere Heilige lehrt uns, daß
das Kreuz - das Leiden in unsrem Leben - mit Christus und durch Christus
zur Quelle der Freude und des Glücks wird." Möge das Beispiel
der heiligen Rafqa uns ermutigen, vermehrt auf die Heiligen zu schauen
und aus der Fülle der „neuen" Heiligen einen Heiligen zu suchen, der
uns besonders anspricht. Die vier Taschenbücher »Die neuen Heiligen
der Katholischen Kirche« sind eine wahre Fundgrube, die bestimmt
niemanden leer ausgehen läßt.
Beatrix Zureich
(Quelle: "Maria - das
Zeichen der Zeit", Nr. 136, 2009, S. 2-4, Jestetten) - Miriam-Verlag