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P. Pio, der am 23. September 1968 starb, erhielt in seine Offenbarungen
und Visionen Kenntnis über verborgene und zukünftige Ereignisse.
Er sah und sagte Sünden, die nicht gebeichtet wurden, hatte die Gabe
der Seelenschau, die Gabe der Prophetie und die Gabe der Bilokation. Das
Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet die gleichzeitige Anwesenheit
einer Person an zwei verschiedenen Orten. Es handelt sich um eine im Leben
vieler Heiliger bezeugte Erscheinung mystischer Natur. Das größte
Wunder aber wirkte Gott durch P. Pio im Beichtstuhl und am Altar. Wie der
heilige Pfarrer von Ars, hörte auch P. Pio täglich Hunderte von
Beichten. Der Andrang der Pilger, die zur heiligen Beichte kamen, war sehr
groß. Es mußten Nummern-Kärtchen ausgegeben werden. Viele
mußten wochenlang warten, bis sie an die Reihe kamen. Und alle, die
P. Pio zu seinen Lebzeiten aufgesucht haben, berichten von wunderbaren
Ereignissen, die sie mit ihm erlebt haben. Wie eindrucksvoll war es doch,
den stigmatisierten Priester dieses „Ich spreche dich los von deinen Sünden..."
verkünden zu hören. Sein Gesicht war verklärt, es strahlte,
gespannt war es auf ein Licht ausgerichtet, das nur er schaute, ganz durchdrungen
und ergriffen von Gottes Geist, der ihn manchmal unbegreifliche Worte hervorbringen
ließ... Hunderttausende haben in tiefer Erschütterung das heilige
Meßopfer P. Pios mitgefeiert, sein Weinen und Bluten gesehen und
dabei etwas verspürt von dem ungeheuren Drama, das sich bei dem immerwährenden
Erlösungsopfer Christi vollzieht. P. Pio war mit Christus Priester
und Opferlamm zugleich. Das spürten alle, die ihn am Altar erlebten...
Auch Papst Johannes Paul II. wurde Zeuge außergewöhnlicher Ereignisse.
1947 kam der junge Theologe Karol Wojtyla, der damals in Rom studierte,
erstmals nach San Giovanni Rotondo. In der Sakristei der alten Klosterkirche
wurde er dem stigmatisierten Kapuziner vorgestellt. P. Pio hatte gerade
die heilige Messe zelebriert und erhob sich nach langer Danksagung, um
die anwesenden Priester zu segnen. Als er vor dem jungen polnischen Priester
stand, geschah das Außergewöhnliche: Pater Pio schaute Karol
Wojtyla lange und durchdringend an, segnete ihn und sagte zum Erstaunen
der Umstehenden: „Du wirst Papst werden..." Der junge polnische Priester
entgegnete: „Herr Pater, ich bin ja Pole - ein Pole ist noch nie Papst
geworden..." Darauf P. Pio: „Doch, nach einem kurzen Konklave wirst du
als Papst hervorgehen. Aber ich sehe Blut und Gewalt über dich kommen.
Lerne viele Sprachen, du wirst sie brauchen..." P. Pio war ein Mann des
Gebetes und des Leidens. Die ihm erwiesenen Gnaden waren in jeder Beziehung
außergewöhnlich: sichtbare Wundmale, Mitleiden der Passion Christi
im heiligen Meßopfer, Seelenschau, wunderbare Heilungen an Leib und
Seele, geistige Vaterschaft für Millionen Menschen, Bilokation. Aber
auch P. Pio sind die qualvollen Prüfungen, die Gott allen jenen vorbehält,
die ihn am meisten lieben, nicht erspart geblieben: die dunkle Nacht der
Seele, das tiefe Schweigen Gottes, die Zeit der Finsternis und der scheinbaren
Gottverlassenheit, in der das Gnadenlicht erlischt und der Glaube dunkel
und schwer wird. Denn die Seelen haben ihren Preis, sie müssen erkauft
werden durch Leid und Nacht, durch Gebet, Opfer und Sühne; das ist
das Mysterium crucis, das Geheimnis des Kreuzes. P. Pio hat das Schwere
und Leidvolle in seinem
Leben aus der Kraft des Glaubens bewältigt. Und was ihn vor
allem auszeichnete, war seine heroische Gottes- und Nächstenliebe,
seine Treue zur Kirche. Sein Leben ist ein leuchtendes Zeichen der
Fruchtbarkeit des Evangeliums. Bereits Papst Benedikt XV., 1921 über
den stigmatisierten Kapuziner befragt, sagte: „P. Pio ist ein außergewöhnlicher
Mensch, einer von jenen, die Gott ab und zu auf die Erde schickt, um die
Menschen zu bekehren..." Nach dem Hinscheiden P. Pios schrieb der „Osservatore
Romano", die Zeitung des Vatikans: „P. Pio hat unzählige Seelen getröstet
und zum Herrn zurückgeführt, er hat Menschen, die sich vom Glauben
und vom christlichen Leben entfernt hatten, mit Gott versöhnt, manchmal
sogar solche, die Feinde und Gegner der Religion waren..." Die Beweise
für das heiligmäßige Leben von P. Pio sind in vierundfünfzig
großen Bänden niedergelegt, die jetzt von der vatikanischen
Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen geprüft werden
und kurz vor Abschluß stehen. Theologen, die Einblick in die Akten
genommen haben, berichten von zahlreichen Wundern des stigmatisierten Kapuziners,
der eine unübersehbare Zahl von Gläubigen aus allen Teilen der
Welt als Beichtvater und Seelenführer betreut hat.
(Quelle: "Der Gefährte"
Nr. 4 - 7/8-1997, S. 6f., St. Andrä-Wördern -
Mediatrix-Verlag
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