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Gott
wandelt die Seele in sich um und passt sich ganz ihr an
Leben im Göttlichen Willen ist das wirkliche Leben Jesu in
uns. Wie nimmt Jesus in uns Gestalt an? Er will unsere menschlichen Fähigkeiten
durch seine eigenen ersetzen. Er will, dass wir ihm unsere Intelligenz
zur Verfügung stellen, um in ihr zu denken, die Augen, um mit ihnen
zu sehen, die Ohren, um mit ihnen zu hören usw. Auf diese Weise realisiert
sich die Ersetzung des menschlichen Wesens durch Jesus in unseren einzelnen
Handlungen. Nicht mehr wir sind es, die denken, reden, gehen usw., sondern
es ist Jesus, wahrhaft und wirklich. So werden wir bei jedem Akt (Herzschlag,
Atemzug, Gedanken, Schritt...) in Jesus umgewandelt:
„Meine Tochter, Ich will... dich vollkommen in Mich umwandeln. Ich
will, dass du mit Meinem eigenen Geist denkst, mit Meinen eigenen Augen
siehst, mit Meinen eigenen Ohren hörst, mit Meiner eigenen Zunge sprichst,
mit Meinen eigenen Händen arbeitest, mit Meinen eigenen Füßen
gehst und mit Meinem eigenen Herzen liebst." (Bd. 2; 12. August 1899)
Die
Seele passt sich Jesus an. Es ist aber auch umgekehrt. Gott passt sich
der Seele an.
Er tut es, um sich in uns einschließen zu können.
Jesus gibt uns seine Augen, seine Füße, seinen Verstand, er
schließt sich in uns ein. Wie weit geht doch Gott in seiner Liebe!
Diese Mitteilung an Luisa ist etwas vom Schönsten überhaupt,
das wir in den Offenbarungen an Luisa Piccarreta finden:
„Unser Höchstes Wesen liebt das Geschöpf so sehr, dass
Wir bis zu dem Punkt des Übermaßes kommen, es nachzuahmen. Wir
machen uns klein, Wir schließen uns in ihm ein. Wir wollen mit seinen
Füßen gehen, mit seinen Händen arbeiten, mit seinem Mund
sprechen, mit seinen Augen sehen, mit seiner Intelligenz denken, in seinem
Herzen schlagen und lieben. Damit können wir alles, was es tut, tun
und es so tun, wie das Geschöpf es tut. So wollen wir Füße
haben, Hände, Mund, Augen und Herz, wie das Geschöpf sie hat
und das ist es, was wir von ihm erbitten, als ob wir nicht absoluter Herr
wären. Wir sagen zu ihm: ,Lass uns einander lieben. Wir geben dir
von dem Unsrigen, und du gib uns von dem deinigen.'
Denn unser Höchstes Wesen, das reinster Geist ist, ist Schritt
ohne Füße. Ohne zu gehen, findet es sich überall. Es tut
alles, wirkt alles, ohne Hände zu benötigen. Es ist Wort ohne
Mund. Es ist Licht und sieht alles, ohne Augen. ,Da wir das Geschöpf
sehr lieben, möchten wir es nachahmen. Doch das ist eine unermessliche
Erfindung Unserer Liebe, die nur ein Gott machen kann, damit Wir zum Geschöpf
sagen können: ,Du musst Uns nachahmen. Du musst es machen wie Wir',
sagen Wir zu ihm: , Wir wollen dich nachahmen und es machen wie du.'
Ist es doch Unser Geschöpf, das Werk Unserer schöpferischen
Hände, von Uns hervorgebracht, von der Macht Unserer schöpferischen
Liebe. Deshalb ist es kein Wunder, dass Wir in das Geschöpf herabsteigen
wollen, um es nachzuahmen und zu tun, was es tut und wie es das tut. Das
ist nichts anderes, als Uns die Ehre und Unseren Werken große Bedeutung
zu geben.
Das können Wir jedoch nur in einem Geschöpf tun, in dem
Unser Wille regiert. Wir können alles tun. Wir können Uns hervortun
in der Liebe, Uns gegenseitig nachahmen, denn in allem stellt es sich zur
Verfügung, um zu tun, was Wir wollen. Wo Unser Wille nicht regiert,
können Wir nicht sagen, dass Wir alles tun können.
Nun ahnst du eine weitere Überraschung der Liebe, die das Unglaubliche
bezeugt. Wenn das Geschöpf Uns die Freiheit gegeben hat, es nachzuahmen,
hat es Uns Leben in sich gegeben. Es hat Uns Füße gegeben, Hände,
Mund. Wir rufen es in Unsere Nachahmung und lassen es in Unser Göttliches
Wesen eintreten. Die Macht Unseres Fiat gibt ihm den Schritt ohne Füße
und lässt es in allem wiedergefunden werden, in den Engeln, in den
Heiligen, in der Himmlischen Königin, sogar in Unserem göttlichen
Schoß. O wie glücklich sind Wir, es nicht mehr von der menschlichen
Natur eingeschlossen zu sehen, sondern frei, zusammen mit Uns, die Wir
ohne Hände wirken, ohne Mund sprechen, und o wie viele Worte! Mit
Unserem Wort erzählt es Uns die lange Geschichte Unserer Liebe und
des wirkenden Fiat. Es fühlt Unsere ewige Weisheit in sich fließen.
O wie viele Dinge sagt es uns über Unser Göttliches Sein! Es
spricht, es spricht immer und wie freuen Wir uns, Uns durch das Geschöpf
erzählen zu hören, was Wir sind! Das Geschöpf, ergriffen
von Unseren Flammen der Liebe, fühlt das Bedürfnis, Uns ohne
Herz zu lieben. Denn Das Herz hat seine Grenzen, während Unsere Liebe
- ohne Herz - keine Grenzen hat. Sie ist unermesslich. Das Geschöpf
verliert das Herz und liebt in Unserer unendlichen Liebe.
Siehst du, Meine Tochter? Ist es möglich, noch schönere
Überraschungen der Liebe als diese zu geben? Das Vergnügen zu
empfinden, den Genuss, es nachzuahmen! Zu tun, was es tut, als Vorwand
der Liebe, um es zu rufen, Uns nachzuahmen und es tun zu lassen, was Wir
tun! Die Abgründe Unserer Liebe sind so zahlreich! Mehr noch, sie
geht, um immer wieder neue Kunstgriffe der Liebe zu finden!"
Meine
Tochter, höre Mir noch weiter zu. Unsere Liebe ist so groß,
dass sie Uns keinen Frieden lässt, wenn Wir keine neuen Erfindungen
der Liebe machen, um zu lieben und um selbst geliebt zu werden. Wenn Wir
das nicht getan hätten, würden Wir Uns selbst zur Untätigkeit
verurteilen, was in Unserem Höchsten Wesen nicht sein kann. Denn Wir
sind ein kontinuierlicher Akt der Liebe, die immer brennt, mit Werken,
die nie ein Ende haben. Unsere Weisheit ist so groß, dass sie stets
neue Dinge tut.
Nun, wo Unser Wille regiert, schließen Wir selbst Uns ein
und Wir geben Unserer Liebe ein großes Ventil. Wir zentrieren all
das, was Wir getan haben, tun und tun werden. Wir wiederholen in der Seele
Unsere schönsten Werke, Unsere Mündungen der Liebe, die neuen
Erfindungen Unserer Weisheit, die so viel in ihm zu tun versteht, dass
es dem Geschöpf nicht gegeben ist, sie alle aufzuzählen. Und
o wie viele bewegende Szenen vollbringen Wir doch nicht! Das Geschöpf
wird Unser Theater der Liebe, der Vorrat Unserer Werke, der nie zu wirken
aufhört, die Zuflucht Unserer Wonnen, Freuden und des Glücks,
das Versteck Unserer Geheimnisse und himmlisches Arkanum (Geheimnis), die
Ausstellung Unserer vielfältigen Schönheiten, doch weißt
du, warum? Um Uns gemeinsam mit ihm zu freuen, denn wo Unser Wille regiert,
sollte keines Unserer Werke fehlen.
Das Geschöpf kreist Uns in der Seele ein und lässt Uns
tun, was Wir in Uns selbst tun. Dies deshalb, weil Wir wollen, dass es
weiß, wer Wir sind, was Wir und auf welche Weise wir es zu tun vermögen,
wie Wir lieben. Und um ihm einen noch sichereren Beweis zu ge ben, geben
Wir ihm Unsere Liebe. Wir lassen es lieben, wie Wir selbst lieben, damit
es mit seinen eigenen Händen berühren kann, wie jemand liebt
und es versteht, einen Gott zu lieben. Und damit Wir uns gemeinsam mit
ihm freuen, lassen Wir es gemeinsam mit Uns tun, was Wir selbst tun. Wundere
dich nicht, denn das ist die Natur Unseres Willens und der wahren Liebe,
das Geschöpf mit Uns zu vereinigen, es zu lieben und es Uns lieben
zu lassen, wie Wir es lieben. Unterschiede darf es nicht geben. " (Bd.
35; 20. September 1937)
Diese Eintragung vermittelt uns eine Ahnung, wie grenzenlos Gott
das Geschöpf liebt. Er geht so weit, dass er schließlich alle
Unterschiede aufhebt! Wenn das Geschöpf es ihm erlaubt, dann gibt
er seine eigene Liebe, damit das Geschöpf ihn mit seiner göttlichen
Liebe lieben kann. Ergriffen von der Liebe Gottes beginnt das Geschöpf,
Gott „ohne Herz" zu lieben, wie es in diesem Eintrag heißt. Denn
das Herz hat seine Grenzen, während die Liebe Gottes keine Grenzen
hat. Gott liebt „ohne Herz", er liebt ohne Grenzen, unendlich, unermesslich.
Luisa hat diese Gnade als bleibenden Seinszustand am 16. November 1900
empfangen. Sie hat tatsächlich ihr Herz „verloren", und zwar in dem
Moment, als Jesus sie in das Zentrum des Göttlichen Willens, in sein
Herz, aufnahm. Sie begann an jenem gesegneten Tag, „Jesus mit seiner eigenen
Liebe zu lieben".
Gott
ersetzt dem Geschöpf alles, was ihm fehlt
Luisa fragte sich, wie der schwache Mensch diese Höhe der Heiligkeit
erreichen kann. Jesus ging stets geduldig auf ihre Fragen und Zweifel ein.
Er wiederholte sein Versprechen, dass er selbst der erste ist, der die
Verpflichtung auf sich nimmt, wenn sich ein Geschöpf zu diesem Leben
entschließt. Er blickt auf seine Übereinkunft mit der Seele.
Diesen Vertrag der gegenseitigen Schenkung des eigenen Willens hat Gott
stets gegenwärtig. Er setzt alles ein, damit dieser Vertrag nicht
gefährdet werde - solange das Geschöpf ihn nicht mit einer gegenteiligen
Entscheidung bricht.
„Ich verstand die Heiligkeit, die Schönheit, die Größe
des Lebens im Göttlichen Wollen und ich dachte mir: Es scheint mir
schwierig, in Ihm zu leben. Wie soll das Geschöpf jemals so viel erreichen?
Die menschliche Schwäche, die Lebensumstände, die oft so leidvoll
sind, die unerwarteten Begegnungen, die so zahlreichen Schwierigkeiten,
dass man nicht einmal weiß, was man tun soll, lenken das arme Geschöpf
von einem so heiligen Leben ab, das von uns höchste Aufmerksamkeit
verlangt Und mein süßer Jesus, der seine Rede fortsetzte, fügte
mit einer unaussprechlichen Zärtlichkeit hinzu, dass ich mein Herz
brechen fühlte:
„Meine kleine Tochter Meines Wollens, so groß ist Mein Interesse,
Mein ständiges Sehnen, Mein Wunsch, dass das Geschöpf in Meinem
Wollen lebt: Wenn wir beide, Ich und das Geschöpf, mit einem festen
Entschluss die Übereinkunft getroffen haben, dass es in Meinem Fiat
leben muss, bin Ich der erste, der das Opfer bringt, da es ja Mein Wille
ist Damit es in Ihm leben kann, stelle Ich Mich selbst zu seiner Verfügung.
Ich gebe ihm all die Gnaden, Licht, Liebe, Kenntnis Meines eigenen Willens,
auf eine Weise, dass es selbst die Notwendigkeit fühlen muss, in Ihm
zu leben. Wenn Ich etwas will und es unverzüglich akzeptiert, das
zu tun, was Ich wünsche, bin Ich es, der an alles denkt. Und wenn
es aus Gründen der Schwäche, der Umstände, der Nachlässigkeit,
jedoch nicht aus seinem Willen Ihn nicht tut, gehe Ich so weit, für
das Geschöpf Ersatz zu leisten. Ich tue, was es tun hätte sollen,
und Ich gewähre ihm das, was Ich getan habe, als ob es selber das
getan hätte.... Vor allem blicke Ich auf die Übereinkunft, die
wir getroffen haben, die feste Entscheidung, die gefasst wurde, von der
es keine gegenteilige gegeben hat. Und im Hinblick darauf folgt das Pfand
der Ersatzleistung für das Geschöpf in allem, was ihm fehlt.
Vielmehr verdopple Ich die Gnaden. Ich umgebe es neuerlich mit Liebe, mit
neuen Kunstgriffen der Liebe, damit es aufmerksamer ist Ich rüttle
in seinem Herzen ein äußerstes Bedürfnis wach, in Meinem
Willen zu leben. Dieses Bedürfnis dient ihm, wenn es die Schwächen
fühlt, sich selbst in die Arme Meines Willens zu werfen und Ihn zu
bitten, es so fest an sich gedrückt zu halten, dass es imstande ist,
immer zusammen mit Ihm zu leben."
(Bd. 36; 5. September 1938)
Der Göttliche Wille ersetzt alles, was dem Geschöpf fehlt.
Er kommt für alles auf, was der Mensch unterlässt, solange es
nicht freiwillig, sondern aus Schwäche oder Unfähigkeit geschieht.
Gott ersetzt die Akte, die das Geschöpf im Göttlichen Willen
zu tun versäumt. Um im Reich des Göttlichen Willens leben zu
können, bedarf es daher vor allem anderen des kindlichen Vertrauens:
"Du solltest wissen, dass die Liebe Meines Fiat zu einem Menschen,
der in Ihm lebt, so groß ist, dass Seine Liebe tut, was das Geschöpf
tun sollte. Dies geschieht, wenn das Geschöpf nicht freiwillig, sondern
aus Schwäche und Ohnmacht oder durch die Not im Leiden oder aus anderen
Gründen sein Leben nicht in Ihm fließt und nicht all den Akten
Meines Wollens folgt. Er kommt für alles auf. ... Er handelt als Ersetzer
für das, was dem Geschöpf fehlt. Denn Er will, dass ihm Sein
Göttliches Leben niemals fehlt, sondern es muss kontinuierlich sein.
Kann jemand eine größere Liebe schenken, als so weit zu gehen
und zu sagen: Mut, fürchte dich nicht, komm mit deinem ganzen Vertrauen,
um mit Mir zu leben!
Hab Vertrauen in Mich! Wenn es dir daran mangeln sollte, immer in
Meinem Fiat zu fließen, werde Ich Mitleid mit dir haben und die Arbeit
übernehmen, die du nicht tun kannst. Ich werde für dich in allem
Ersatz leisten. Das Reich Meines Wollens ist ein Reich der Liebe, des Vertrauens
und der Übereinstimmung auf beiden Seiten.,, (Bd. 34; 18. März
1937)
Das
Menschliche muss verschwinden
Wenn der Mensch die Gabe (den Besitz und damit das Leben im Göttlichen
Willen) empfängt, dann kehrt er in seinen Ursprung zurück. Das
ist der Punkt, in dem Adam erschaffen worden war. Dieser Punkt ist das
Zentrum des Göttlichen Willens. Im Zentrum des Göttlichen Willens
gibt es nichts Menschliches mehr. Jesus sagt am 13. September 1919 (Bd.
12) zu Luisa: „Das sicherste Zeichen (für das Leben in Meinem Willen)...
ist, dass du nichts Eigenes mehr fühlst". Sobald der Mensch nicht
ganz im Willen Gottes, d.h. nicht in seinem Zentrum ist, fühlt er
die Last des Menschlichen, wie Wünsche, Beunruhigungen und Leidenschaften.
Nach der Rückkehr in den Ursprung fühlt die Seele anfangs noch
das Menschliche - ihre Fehler und Schwächen. Mit ihnen macht sie Austritte
aus dem Zentrum des Göttlichen Willens (nicht aus seinem Reich!).
Jene Akte, die von diesen Unvollkommenheiten betroffen sind, gehen für
die Ewigkeit verloren. Denn Beunruhigungen und Selbstreflexionen gehen
nicht in den Göttlichen Willen ein. Diese Akte werden von Jesus in
seiner Güte ersetzt. Er wahrt die Kontinuität des einen ewigen
Aktes im Menschen, weshalb das Leben im Göttlichen Willen erhalten
bleibt.
Die Seele im Reich des Göttlichen Willens lebt immer vollkommener
und schließlich - so ersehnt Jesus es - ganz in ihm, d.h. sie bleibt
in seinem Zentrum. Sie tritt nicht mehr aus seinem Herzen heraus.
Um im Zentrum bleiben zu können, muss die Anziehung des menschlichen
Willens ganz verschwinden. Jesus setzt daher die Reinigung der Seele nach
Erhalt der Gabe fort.
Die Seele schöpft wegen ihrer Menschlichkeiten anfangs nur
zum Teil aus dem Göttlichen Willen. Erst nach und nach lernt sie,
ganz aus ihm zu leben. Ihre Teilnahme an dem einen ewigen Akt wird immer
vollständiger. Die Überwindung des Menschlichen ist also nicht
Voraussetzung, um in den Besitz der Gabe zu erlangen, sondern deren
Frucht!
Um ganz vergöttlicht zu werden, muss die Seele aber auch die
notwendige Anzahl von Akten im Göttlichen Willen getan haben. Erst
dann ist sie im Vollbesitz der Gabe.
Leerräume
Die persönlichen Überlegungen bilden sogenannte „Leerräume".
Luisa beunruhigte sich fallweise auch dann noch, als sie schon jahrzehntelang
im Zentrum des Göttlichen Willens lebte. Am 18. Oktober 1921 (Bd.
13) tadelt Jesus sie, da sie mit ihrer Beunruhigung ihn gehindert hatte,
in ihrer Seele die Sonne seiner Person aufsteigen zu lassen. Er sagte:
„Wenn du wüsstest, was es bedeutet, die Sonne nicht aufsteigen zu
lassen, das große Übel für dich und die ganze Welt!" Die
Seele macht „Austritte aus Gott" oder wie oben erwähnt „Austritte
aus dem Zentrum des Göttlichen Willens".
Am 17. Juni 1900 (Bd. 3), wenige Monate bevor Luisa in das Zentrum
des Göttlichen Willens einging, schrieb sie:
„Weil der gebenedeite Jesus diesen Morgen nicht kam, fühlte
ich einige Schatten der Beunruhigung in meinem Inneren aufsteigen. So sagte
Er, als Er kam, zu mir:
„Meine Tochter, sich in Gott einzugrenzen und nicht aus den Grenzen
des Friedens herauszutreten, ist ein und dasselbe. Wenn du eine kleine
Beunruhigung entdeckst, ist das ein Zeichen, dass du einen kleinen Austritt
aus Gott machst. Denn sich in ihn einzugrenzen und keinen vollkommenen
Frieden zu haben, das ist unmöglich."
Offensichtlich ist ein kleiner Austritt aus Gott etwas ganz anderes,
als den einen ewigen Akt zu verlieren. Denn die Seele bleibt im Besitz
der Gabe, obwohl sie sich beunruhigt.
Eine Seele kann, obwohl sie den einen ewigen Akt des Göttlichen
Fiats besitzt, dennoch kaum einen Nutzen daraus ziehen! Jesus beschreibt
sehr anschaulich, wie sich eine Seele verhält, die nicht ganz hingegeben
im Göttlichen Willen lebt. Sie macht es wie eine Person, die in einem
Palast lebt, aber sich meistens auf den Balkonen aufhält, am Tor,
am Fenster, und nur im Vorbeigehen durch einige Zimmer kommt. Sie kennt
nicht die Güter, die in diesem Palast zu finden sind, und kann sie
daher auch kaum genießen. Diese Seele kennt den Göttlichen Willen
wenig, schätzt ihn daher auch wenig. So besteht Gefahr, dass sie den
Palast ganz verlässt, d.h. aus dem Reich des Göttlichen Willens
austritt, um in der elenden Hütte ihres eigenen menschlichen Willens
zu leben:
"Wenn die Seele nicht ganz hingegeben in Meinem Willen leben würde,
wäre es wie mit jemand, der in einem großzügigen Palast
leben würde und bald bei einem Fenster hinausgeht, bald bei einem
Balkon, bald beim Tor. Denn diese arme Seele geht nur selten oder nur im
Vorbeigehen durch einige Zimmer. So weiß sie weder über die
Herrschaft etwas noch über die Arbeit, die nötig ist, noch über
die Güter, die es gibt, noch das, was sie nehmen und das, was sie
geben kann. Wer weiß, wie viele Güter vorhanden sind? Sie kennt
sie nicht. Deshalb liebt sie sie nicht, wie sie sie lieben sollte.
Noch schätzt sie diesen Palast, wie er es verdient So ist es
mit der Seele, die in Meinem Willen lebt und nicht ganz in Ihn hingegeben
ist. Die eigenen Überlegungen, die Sorge um sich selbst, die Befürchtungen,
die Beunruhigungen sind nichts anderes als Fenster, Balkone, Türen,
die sie in Meinem Willen bildet und da sie sehr oft hinausgeht, ist sie
gezwungen, die Armseligkeiten des menschlichen Lebens zu sehen und zu fühlen.
Und da die Armseligkeiten ihr Eigentum sind und die Reichtümer Meines
Willens mir gehören, hängt sie sich mehr an die Armseligkeiten
als an die Reichtümer. Dann wird sie keine Liebe fassen und nicht
genießen, was es heißt, in Meinem Willen zu leben. Und da sie
sich die Tür gebildet hat,
wird sie eines Tages bei ihr hinausgehen, um in der elenden Hütte
ihres eigenen Willens zu leben. ... Siehst du, wie notwendig ... die Ganzhingabe
ist (Bd. 16; 10. Februar 1924)
Unaufmerksame Seelen besitzen den Göttlichen Willen nur zu
einem kleinen Teil. Sie stellen Jesus in die Ecke. Sie machen es wie Sonnenstrahlen,
die sich selbst bespiegeln. Sie sind in Gefahr, ihren Lauf zu verlieren:
„Die Reflexionen, die persönlichen Sorgen, auch im Guten, sind
für den, der mich wahrhaft liebt, viele Leerräume, die er für
die Liebe bildet. Deshalb erfüllt ihn Mein Leben nicht ganz, nicht
ganz die Seele. Ich bin wie beiseite gestellt, in eine Ecke, und sie geben
Mir die Gelegenheit, Meine kleinen Rückzüge zu machen. Anders
ist es für jemand, der nicht den Reflexionen über die eigenen
Sorgen zugeneigt ist und nur daran denkt, Mich zu lieben. Diese Seele sorgt
sich um Mich. Ich erfülle sie ganz. Es gibt keine Stelle in ihrem
Leben, wo sie nicht das Meine findet.
Meine Tochter, wenn die Seelen das Übel der eigenen Reflexionen
kennen würden! Sie beugen die Seele, erniedrigen sie, lassen sie das
Gesicht zu sich selbst gekehrt halten. Und je mehr sie sich betrachten,
umso menschlicher werden sie. Je mehr sie reflektieren, umso mehr fühlen
sie die Armseligkeiten und verarmen noch mehr. Wenn aber die Seele nur
an Mich denkt, richtet sich die Seele auf, und indem sie das Gesicht allein
auf Mich gerichtet hält, steigt sie höher und wächst. Je
mehr sie Mich betrachtet, umso göttlicher wird sie. Je mehr sie über
Mich nachdenkt, umso reicher fühlt sie sich, stärker, mutiger."
Dann fügte Er hinzu: „Meine Tochter, die Seelen, die mit Meinem
Wollen vereint sind und Mir erlauben, Mein Leben in ihnen zu führen,
die nur daran denken, Mich zu lieben, sind mit Mir vereint wie die Strahlen
mit der Sonne. Wer bildet die Strahlen? Wer gibt ihnen das Leben? Die Sonne.
Wenn die Sonne nicht die Strahlen bilden könnte, würde sie ihr
Licht und ihre Wärme nicht ausdehnen. So helfen die Strahlen der Sonne,
ihren Lauf zu machen, und verschönern sie. So ist es auch bei Mir.
Allein durch diese Strahlen, die ein einziges Wesen mit Mir bilden, breite
Ich Mich über alle Gebiete aus und gebe Licht, Gnade, Wärme.
Ich fühle Mich schöner, als wenn Ich keine Strahlen hätte.
Man könnte einen Sonnenstrahl fragen, wie viele Läufe er gemacht
hat, wie viel Licht, wie viel Wärme er gegeben hat. Wenn er Verstand
besäße, würde er antworten: ,lch will mich nicht damit
aufhalten, die Sonne weiß das und das genügt. Wenn sie mehr
Land hätte, um ihm Licht und Wärme zu geben, würde ich sie
geben. Denn die Sonne, die mir Leben gibt, kann alles erreichen.' Doch
wenn der Strahl reflektieren wollte, sich nach innen krümmen wollte
auf das, was er getan hat, würde er seinen Lauf verlieren. Er würde
verdunkeln."
(Bd. 11; 2. September 1912)
Versuchungen
Welchen Schaden die Selbstreflexion anrichtet, beschreibt der heilige
P. Annibale di Francia in den „Erwägungen und praktischen Übungen",
die er im Anschluss an jede Stunde der „Stundenuhr" geschrieben hat. Der
heilige P. Annibale schöpft dabei aus den Schriften von Luisa und
seiner persönlichen Vertrautheit mit ihr, ebenso auch aus seiner eigenen
geistlichen Erfahrung. Er zeigt die Fallstricke auf und den Weg, diese
Klippen zu umgehen.
Aus den Betrachtungen des hl. P. Annibale geht klar hervor, dass
es für eine Seele, die den Göttlichen Willen besitzt, noch Versuchungen
gibt, und zwar dann, wenn unser Geist nicht ganz mit Gott verbunden ist.
Im Anschluss an die 17. Stunde der Dornenkrönung beschreibt P. Annibale,
wie wir die Versuchung selbst schüren, wenn unsere Gedanken nicht
von Gott, sondern mit anderen Dingen erfüllt sind. Menschliche Gedanken,
Gefühle usw. bieten dem Teufel Ansatzpunkte, uns zu versuchen. Das
Menschliche zieht uns von Gott weg. Die schwache oder fehlende Verbindung
mit Gott bietet dem Teufel eine Angriffsfläche. P. Annibale schreibt:
„Ist aber unser Geist nicht von Gott erfüllt, sind wir selbst
daran schuld, wenn der Dämon uns belästigt, da wir ja selbst
die Versuchung schüren. Ist hingegen unser Geist mit Gott erfüllt,
dann findet der Teufel,... keinen Anhaltspunkt. ... In Schanden zieht er
ab. Denn heilige Gedanken haben eine solche Macht über ihn, dass,
wenn er sich an uns heranschleicht, sie ihn wie mit Schwertstößen
verwunden und in die Flucht schlagen. ... Unsere geringe Wachsamkeit ist
es, die ihn aufstachelt, uns anzufallen. Er späht die Regungen unseres
Geistes aus, und wenn er sie im Geringsten von heiligen Gedanken entblößt
sieht, greift er uns an."
Zum Abschluss möchten wir Sie noch einmal auf die Offenbarungen
Jesu hinweisen: Seite 8, besonders wichtig der Artikel "Gott wandelt die
Seele in sich um und passt sich ganz ihr an." Diese Offenbarung soll man
öfters lesen um noch tiefer in die Liebe Jesu einzudringen, und auf
Seite 16 alle 8 bereits erschienenen Bände über Luisa Piccarreta:
siehe
Bild unten!
(Quelle: "Erneuerung
in Christus", Heft Nr. 3/4-2017, S. 8-15, Gaming)
- Salvator-Mundi-Verlag
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