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Hl. Jungfrau Maria lebte die Passion des Vaters 
 
Die heilige Jungfrau Maria liess mich verstehen, was ich bisher nicht tief genug verstanden habe: Dass sich der Heilige Geist während der Passion Jesu, in Maria verkörperte. Durch ihn wurden der Vater und Maria aufs Innigste zusammengeführt und wurden Eins. Die Passion Jesu war auch die Passion des Vaters und die Passion des Vaters wurde von Maria gelebt. Der Vater hat sich sozusagen das menschliche Herz Mariens geliehen, um in ihr, mit ihr und durch sie die Passion ihres gemeinsamen Sohnes, ihres Kindes, in einer einzigartigen Liebesverschmelzung zu erleiden.

Die Passion des Vaters und die Passion Mariens waren nur noch eine einzige vermenschlichte Passion, jene des Vaters selbst, erlitten von Maria in einer unendlichen Liebe und Intensität. Während der ganzen Passion Jesu, war der Heilige Geist das Band, die Verbindung zwischen Jesus und Maria und den Vater in ihr. Die Heilige Dreifaltigkeit erlebte mit Maria die Passion. Alles was Jesus erlitt, alles was er in seinem Leib, in seiner Seele, in seinem menschlichen Herzen, fühlte, übermittelte der Heilige Geist Maria, die sogleich dieselben Schmerzen, dieselben Gefühle der Trostlosigkeit, der Liebe zum Vater, der Sündenvergebung für die Menschen, empfand. Ihre Mutterschaft, ihre Liebe zu Jesus, haben am Fuss des Kreuzes ihren Höhepunkt erreicht, denn in ihr lebte der Vater und teilte mit ihr die Fülle, die Vollkommenheit, die Unendlichkeit seiner eigenen Vaterschaft. Desgleichen erreicht auch für uns Eltern (wie schwach ist der Vergleich) die Liebe, beim Tod oder der Erduldung eines grossen Leidens eines unserer Kinder, die höchste Stufe. Dann kommen sich Vater und Mutter ganz nahe, auch wenn ihre menschliche Verbindung nicht perfekt wäre, in einer einzigen, gleichen Liebe, einem einzigen Schmerz, einer einzigartigen Verschmelzung von Vater- und Mutterschaft ...


Maria sagte gleichzeitig mit Jesus ganz leise: "Mich dürstet". Sie verspürte Durst mit ihm, nicht nur diesen grausamen, physischen Durst, den Er in seinem wundgeschlagenen, blutleeren, vor Fieber glühenden Leib verspürte. Maria hat sicherlich versucht, diesen Durst zu löschen. Aber wie viel stärker verspürte sie mit Jesus diesen spirituellen Durst, diesen Durst für uns alle, die er retten wollte durch seinen Tod.

Alles was Jesus erlitt, erlitt Maria mit Ihm. In ihrem übervollen, mütterlichen Herzen, versammelte sie ihre Kinder, absolut alle Kinder Gottes, die Kinder aller Zeiten, vom Anbeginn bis zum Ende der Welt. Keines von ihnen fehlte, gut oder böse. Mit ihrem geliebten Jesus sagte sie auch: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun".

Das galt nicht nur für jene, unter denen Jesus auf seinem Leidensweg nach Golgota litt, sondern auch für die Sünder aller Zeiten. Mit Ihm sagte Mariens Herz unermüdlich: "Vater vergib, Vater vergib, Vater vergib!"

Sie stellte ihrem Sohn auch all jene vor, die ihn geliebt und erwartet haben, alle die ihn heute lieben, auch wir waren gegenwärtig, wie alle die Ihn noch lieben werden, bis zum Ende der Zeiten, alle vereint im Herzen Mariens, in dem das Herz des Vaters brannte. Unsere Liebe war der grösste Trost für den sterbenden Jesus.
(Quelle: La Passion de Madame R. (Rolande Lefebvre) - Plon 1993, S. 207-208)   -   Bild: Wigratzbad - Madonna



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