(Predigt v. hw. Prälat Georg May) Ganz
offengelegt ist die Wirklichkeit Jesu beim Apostel Paulus. Im Römerbrief
heißt es an einer Stelle: „Den Israeliten gehören
die Väter an, und aus ihnen stammt dem Fleische nach der Messias,
der Gott ist über alle, hochgelobt in Ewigkeit. Amen." Paulus unterscheidet: In Christus ist die fleischliche Seite zu
berücksichtigen, und als solcher ist er der Messias, der verheißene
Erlöser, aber seine innere Wirklichkeit geht weit über das hinaus,
was man von dem Messias erhoffte und erwartete. Er ist Gott, hochgelobt
in Ewigkeit. Man muß darum von Anfang an sagen: Wer über Jesus
redet, ohne seine Gottheit zu bekennen, der hat um ihn herumgeredet. Paulus macht vier Wesensaussagen von Jesus: Er ist der Messias -
das griechische Wort heißt Christos, das lateinische Christus -,
er ist der Sohn Gottes, er ist der Herr und er ist der Hohepriester. Messias,
Herr, Sohn Gottes und Hoherpriester. Wenn Paulus von Christus spricht,
dann hebt er immer die zweifache Gestalt unseres Herrn hervor. Er sagt
immer zuerst: Jesus ist der, der aus dem Weibe geboren wurde,
der unter das Gesetz getan ist - und dann kommt die Hoheitsaussage: Er
ist aber auch der, vor dem sich alle Knie beugen müssen, er ist der,
den Gott erhöht hat und der herrscht zu der Rechten des Vaters. Ganz deutlich ist diese Aussage im Brief an die Philipper. Da heißt
es: „Er, der in Gottesgestalt war, hat nicht geglaubt,
das Gottgleichsein wie ein Beutestück festhalten zu sollen, nein,
er entäußerte sich, nahm Knechtsgestalt an, wurde den Menschen
gleich und ward im Äußeren als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte
sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuz. Darum
hat ihn Gott auch erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über
allen Namen ist, auf daß sich im Namen Jesu beugen alle Knie derer,
die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind, und daß alle
Zungen zur Ehre Gottes, des Vaters, bekennen: „Jesus Christus ist der Herr!" Das Wort „Herr" - griechisch kyrios - ist jener Ausdruck, den die
Zuhörer des Apostels Paulus aus ihrer alttestamentlichen Bibel kannten.
In der alttestamentlichen Bibel wird nämlich immer dort, wo der hebräische
Gottesname Jahwe steht, im Griechischen das Wort kyrios eingesetzt. Wenn
also Paulus Jesus als den Kyrios bezeichnet, dann gibt er ihm den Namen,
der im Alten Testament allein Gott zukam, erhöht ihn damit in die
Sphäre Gottes. Hat damit Paulus etwas Unrechtes getan? Hat er etwa eine Apotheose
vorgenommen, also eine Vergöttlichung von Menschen, wie sie in der
Umwelt des Paulus üblich war? Da hat man bekanntlich Kaiser zu Lebzeiten
oder nach ihrem Tode wie Götter verehrt. Hat Paulus etwas dergleichen
getan? Weit gefehlt, meine lieben Freunde. Was er von Jesus verkündigt,
kommt aus zwei Quellen. Einmal aus der Urgemeinde. Er hat sich ja nach
seiner Bekehrung nach Jerusalem begeben und hat dort aus dem Mund der übrigen
Apostel die Wahrheit über Jesus entgegengenommen. Er hat den Petrus,
er hat den Jakobus, er hat andere Jünger und Schüler der Apostel
gesprochen und gehört und ihr Zeugnis entgegengenommen. Das ist die
erste Quelle. Und er war kein unkritischer Hörer der Botschaft. Er
war ja ursprünglich ein Hasser Jesu, und der Haß hat scharfe
Augen! Mit dem Hasse sieht man die Schwächen und die Mängel einer
Person deutlicher als mit der Liebe. Aber dieser Haß, den er als
Pharisäer gehabt hat, wurde durch die Zeugnisse, die er empfangen
hat, und vor allem durch die Erfahrung, die er selbst mit Jesus gemacht
hat, in Liebe verwandelt. Das ist nämlich die zweite Quelle seines
Wissens von Jesus: das Erlebnis vor Damaskus. Er
war auf dem Wege, um die Christen zu verfolgen, aber er wurde durch eine
Lichterscheinung niedergeworfen. Er konnte sich dagegen nicht
wehren, diese Erscheinung hat ihn überwältigt. Er fragte, wer
diese himmlische Lichtmacht sei. Da kam die Antwort: „Ich bin Jesus,
den du verfolgst." Hier also hat er die Grundlage für seine Bekehrung empfangen.
Und was ist aus dem bekehrten Paulus geworden? Er ist ein Buch,
aber in diesem Buche steht nur ein einziges Wort: Jesus. Er ist ein Sturm,
aber die Macht dieses Sturmes ist Jesus. Er ist ein Feuerball, aber die
Flamme dieses Feuerballs ist Jesus und niemand anderer. Er war ganz erfüllt
von Jesus und hat sein ganzes Leben der Verkündigung der Jesusbotschaft
gewidmet. Der Kyrios, der Herr, den Paulus erfahren hat, ist die personhafte,
umfassende, rechtmäßige und Gehorsam heischende Macht Gottes.
So muß man den Herrn, den Paulus bekennt, bezeichnen. Personhaft,
nicht ein sächliches Geschehnis oder eine sächliche Angelegenheit,
nein, eine Person ist derjenige, der ihn überwältigt hat. Er
ist eine umfassende Personmacht. Paulus wird dann von ihm bekennen, daß
alles ihm unterworfen ist im Himmel und auf Erden, daß er der Herr
über die Natur und der Herr über die Schuld der Menschen ist,
eine umfassende Macht, die über ihn gekommen ist. Er ist eine rechtmäßige
Macht, nicht eine angemaßte. Unter den Herren dieser Erde gibt es
so viele, die sich selbst dazu gemacht haben. Er ist der Herr, den der
Vater im Himmel in sein Herrentum eingesetzt hat. Und weil es sein rechtmäßiges
Herrentum ist, deswegen kann er Gehorsam beanspruchen. Es ist die Gehorsamsforderung,
die von Gott selbst ausgeht. Von diesem Herrn bekennt Paulus, daß er sein Knecht und sein
Apostel geworden ist wie eingangs des Römerbriefes: „Paulus,
Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, auserwählt für die
Heilsbotschaft Gottes, die Gott schon längst verheißen hat durch
seine Propheten, in den heiligen Schriften von seinem Sohn, der dem Fleische
nach aus dem Geschlechte Davids stammt, dem Heiligen Geiste nach als Gottessohn
machtvoll erwiesen wurde durch seine Auferstehung von den Toten, von Jesus
Christus, unserem Herrn." Auch hier wieder die doppelte Aussage, nämlich dem Fleische
nach aus dem Geschlechte Davids stammend, dem Heiligen Geiste nach als
Gottessohn machtvoll erwiesen durch die Auferstehung von den Toten. Das
ist nicht so zu verstehen, wie manche Falschlehrer wollen, daß Jesus
erst durch die Auferstehung zum Herrn und Messias geworden sei. Er war
der Herr und Messias, als er auf Erden wandelte, aber seine Herrenwürde
und sein Königtum sind eben sichtbar und für alle Welt deutlich
geworden durch das Ja Gottes, das in der Auferstehung, die man auch als
Auferweckung bezeichnen kann, gesprochen worden ist. Also: Die Auferweckung und die Himmelfahrt haben Jesus nicht zum
Herrn gemacht, sie haben ihn als Herrn erwiesen! Er war der Herr zeit seines
Lebens, aber seine Würde ist überwältigend offenbar geworden
in diesem unerhörten Ereignis seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Von diesem Sohne Gottes sagt Paulus aus, daß er uns erlöst
hat. Und was für eine Erlösung! Es wird kaum einmal jemand, so
meint Paulus, für einen Gerechten sterben, aber Gott hat seine Liebe
erwiesen dadurch, daß Christus für uns gestorben ist, da wir
noch Sünder waren. Dies ist die Liebestat Jesu, daß er nicht
für Gerechte gestorben ist, sondern für Sünder, daß
er herabgekommen ist, um die Menschheit von Schuld und Sünde zu erlösen.
Er war der machtvoll in die Naturgeschehnisse eingreifende Herr, er war
derjenige, der Macht hatte über die Schuld der Menschen, indem er
Sünden vergab. Er wird einmal, am Ende der Tage, seine Herrschaft
über die ganze Welt offenkundig und offen sichtbar erweisen, wenn
Gott alles unter seine Füße werfen wird, wenn er das Reich Gottes
dem Vater übergibt, nachdem er jede Herrschaft, Macht und Gewalt vernichtet
hat, denn er muß herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße
gelegt hat. Nun kann es manchmal scheinen, als ob die Herrschaft Jesu in der
Gegenwart ohnmächtig wäre, als ob andere Herren mächtiger
wären als er, als ob man sich über ihn lustig machen könnte,
ihn verspotten könnte. Das hindert Paulus nicht und mit ihm die ganze
Urchristenheit nicht, das Herrentum Jesu zu verkündigen. Paulus ist
überzeugt, daß Jesus die Fäden der Geschichte in seiner
Hand hält, er ist überzeugt, daß alles nach seinem Plane
abläuft, auch wenn wir im Augenblick die Fäden nicht zu entwirren
vermögen. Im Epheserbrief schreibt er: „Er thront
über aller Herrschaft, Gewalt, Macht und Kraft und über jedem
Namen, der in dieser und in der zukünftigen Welt genannt wird."
Alles hat er unter seine Füße gelegt, also ist er der Herr von
allem, auch jetzt und nicht erst am Ende der Tage. Er ist aber auch der Hohepriester, der einzige Hohepriester, der
Priester, gegenüber dem jedes andere Priestertum nur ein werkzeuglicher
Dienst sein kann. Alle Priester, die ihre Würde von Jesus ableiten,
können nur relative Priester, d.h. auf ihn bezogene priesterliche
Werkzeuge sein. Diese Aussage finden wir im Hebräerbrief in den wuchtigen
Eingangssätzen, wo es so ergreifend heißt: „Vielmals
und mannigfach hat einst Gott zu den Vätern gesprochen durch die Propheten.
Jetzt, am Ende der Tage, hat er zu uns durch seinen Sohn geredet, den er
zum Erben über alles gesetzt hat, durch den er auch die Welten geschaffen
hat. Er, der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens,
der das Weltall trägt durch sein machtvolles Wort, der Erlösung
von den Sünden gebracht und sich dann gesetzt hat zur Rechten der
Majestät, so hoch erhoben über die Engel wie sein Name, den er
als Erbteil erhielt, den ihrigen überragt." Dieser Jesus ist der Hohepriester, der durch sein eigenes Lebensopfer
Priesterdienst verrichtet hat, in dem wir nun einen Hohenpriester haben,
der hindurchgegangen ist durch die Himmel, Jesus, der Sohn Gottes. So wollen wir festhalten an dem Bekenntnis: Abglanz seiner Herrlichkeit,
Ebenbild seines Wesens -so nennt ihn der Verfasser des Hebräerbriefes,
der aus dem Kreis um Paulus stammt, Abglanz seiner Herrlichkeit, Ebenbild
seines Wesens. Das sind ganz eindeutige Aussagen, welche die göttliche
Würde Jesu über jeden Zweifel erhaben machen. Daß es den Aposteln und Paulus vor allem fern lag, Jesus etwas
zuzuschreiben, was ihm nicht zukam, daß es sich also nicht um eine
Apotheose, um die Vergöttlichung eines bloßen Menschen handelte,
dafür gibt es noch ein ganz wunderbares Zeugnis. Nämlich Paulus
und Barnabas, sein Begleiter auf der Missionsreise, kamen nach Lystra,
das ist ein kleiner Ort in Kleinasien, also in der heutigen Türkei.
Sie kamen nach Lystra, und Paulus hatte dort einen Kranken geheilt. Es
war ein lahmer Mann, der niemals hatte gehen können. Er hörte
Paulus predigen, der blickte ihn an, daß er Vertrauen haben solle.
Dann sprach er mit lauter Stimme: „Stelle dich
aufrecht auf deine Füße!" Da sprang der Lahme auf
und ging umher. Als die Scharen das Wunder sahen, da erhoben sie ihre Stimme
und riefen: „Götter in Menschengestalt sind zu uns herabgekommen!"
Den Barnabas nannten sie den Zeus, den Paulus aber Hermes - griechische
Götter. Der Priester am Tempel des Zeus brachte Stiere und Kränze
und wollte opfern, ein Opfer darbringen für diese angeblichen Götter. Und was machten die Apostel Paulus und Barnabas? Als sie das hörten,
was die Menschen sagten und vorhatten, da zerrissen sie ihre Kleider, sprangen
unter das Volk und riefen: „Ihr Leute, was tut
ihr da? Auch wir sind sterbliche Menschen wie ihr. Wir verkünden euch
die Heilsbotschaft, daß ihr euch von den nichtigen Götzen zum
lebendigen Gott bekehren sollt." Hier haben wir ein Zeugnis dafür, mit welcher Leidenschaft
Paulus jedem Versuch entgegentrat, Menschen zu vergöttlichen. In diesem
Falle war er ja selber der Gegenstand der vorgesehenen Vergöttlichung.
Wenn er eine solche Vergöttlichung radikal ablehnt, dann ist es ausgeschlossen,
daß er sie selbst hätte vornehmen sollen, nämlich an Jesus
von Nazareth. Er hat Jesus nicht zum Gott gemacht, sondern er hat ihn als
Gott erkannt, und weil er ihn erkannt hat, deswegen hat er ihn bekannt
und deswegen hat er sein Leben diesem Gott Jesus Christus geweiht. Das ist auch unsere Aufgabe,
meine lieben Freunde, Jesus als unseren Gott und Heiland zu bekennen.
„Wenn du deinen Gott verloren hast," so hat dieser Mann in Erfurt an sein
Auto geschrieben, „dann nimm meinen, Jesus!" Das wollen auch wir tun und
wollen Jesus weitertragen als unseren Gott und Heiland. Jeder, der auf
die Stimme des Heilandes hört, der ist fähig, ihn zu bekennen
vor den Menschen, auf daß er sich zu uns bekenne im Gerichte. (Quelle: "Erneuerung
in Christus", Heft Nr. 5/6-2020, S. 8-10, Gaming)
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