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Betrachtungen vor dem Allerheiligsten Altarssakrament 

Imprimatur
Augustae Vindel., die 10. Februarii 1915 Vic. gli. abs. Reth. Hauser, Secr.

Gebete zu täglicher Besuchung des Allerheiligsten Sakramentes
(Aus der Original-Handschrift der seligen Maria Kreszentia Höß zu Kaufbeuren.)

Gebet vor der Betrachtung
(Von der sel. Maria Kreszentia.)
O mein allerliebster, gütigster Gott und Vater! Ich bin da vor Deinem göttlichen Angesichte und bitte demütigst um Deine Hilfe und Gnade, damit ich diese Betrachtung zu Deiner Ehre und zu meinem Heile anstellen könne und daraus nach Deinem göttlichen Willen recht große Frucht ziehe, besonders diese N. N. — Ich bitte, gib mir, Dich und mich zu erkennen. Dir und Deinem heiligsten Willen überlasse ich mich. Gib mir Trost und Süßigkeit oder aber Verlassenheit und Geistesdürre: wie Du willst, so geschehe es. — O heiliger Geist, Du mein göttlicher Lehrmeister! Dir übergebe ich meinen Verstand, mein Gedächtnis und meinen Willen. Verfahre damit nach Deinem Wohlgefallen; ich lasse mich Dir als Dein unwürdigstes Lehrkind empfohlen sein. Ich widersage auch allem, was mir während dieser Betrachtung gegen Deinen Willen einfällt, es soll keine Geltung haben. Ich vereinige alles mit Deinem heiligsten Leiden und fange an im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und unter Anrufung der drei hochheiligen Namen Jesus, Maria und Josef. Amen.

Am Sonntag morgens
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
Gleich zu Anfang dieses Tages grüße ich Dich, o Jesu, mein himmlischer Bräutigam und Schatz meiner Seele, der Du in diesem Liebesgeheimnisse verborgen bist, und schenke Dir mein Herz als Morgengabe. Ach, nimm es an und gib, daß ich Dich mit demselben heute und die ganze Zeit meines Lebens über alles liebe; laß mein Herz bei Dir im Tabernakel wohnen, wenn schon ich dem Leibe nach mich entfernen muß, um dem Gehorsam nachzukommen.
Insbesondere verleihe mir die Gnade, daß ich mich heute öfters erinnere an Deinen liebreichen und fröhlichen Einzug in Jerusalem, damit ich diesen Tag recht getreu in Deinem heiligen und göttlichen Dienste zubringe und dem Gebote meiner hl. Mutter, der christlichen Kirche, den Sonntag zu heiligen, vollkommenen Gehorsam leiste; dabei will ich auch nicht vergessen des Spottes und der Verachtung, welche Du in dieser Stadt von Seite Deiner Feinde erfahren mußtest.
Gib, o mein Jesus, daß ich Dich heute zum Ersatze für den Spott und die Verachtung jener Nacht liebe und labe und gleichsam mit meinen Gedanken auf die Gassen von Jerusalem mich begebe, um in den Lobgesang des Volkes einzustimmen und Dich zu loben und zu preisen. Ich biete Dir auch mein Herz zur Wohnung an. Verschmähe es nicht, o König und Herr meines Herzens, und schaffe darin alles hinweg, was Dir mißfällig ist. Herrsche und regiere darin Du allein l
Nochmals falle ich Dir zu Füßen und, auf meinem Angesichte liegend, bete ich Dich an, in diesem heiligsten Altarsgeheimnisse verborgen. Ich bitte Dich auch um Deinen hl. Segen, auf daß ich diesen Tag Dir wohlgefällig zubringe. Dein heiligster Wille soll mein sicherer Führer sein, und ohne denselben verlange ich nichts, o mein liebster Jesus. Amen.

Am Sonntag abends
Geliebt und gelobt sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
Ach, mein liebster Jesus! Nun ist der Tag zu Ende, und ich komme, Dich, mein Geliebter, zu besuchen und Dir zu danken für alle Gna­den, die Du mir heute verliehen hast. Verzeihe mir auch alle Fehler, so ich wider Dich, o mein liebster Herzens-König, begangen habe; sie reuen mich von Herzen, und ich nehme mir vor, Dich von nun an über alles zu lieben; gib mir dazu Deine göttliche Gnade, ohne welche ich nichts vermag.
Mein liebster Jesus! Mit meinen Gedanken bin ich heute bei Dir in Jerusalem gewesen und bin Dir im Geiste gefolgt, wie Du trauernd
in der Stille der Nacht aus dieser Stadt gewichen bist. - Ach Jesus, weiche nicht auch von mir; ich will ja Dein eigen sein und bei Dir ewig wohnen. Laß mich also die heutige Nacht ruhen in Deinem göttlichen Herzen, damit ich vor sichtbaren und unsichtbaren Feinden geschützt und bewahrt bleibe. Es soll auch keine Geltung haben, was immer mir diese Nacht wider Deine Ehre und mein Gewissen begegnen sollte, sondern alle Herzschläge und Atemzüge sollen ebensoviel heissen, als wenn ich sagte: „Jesus, Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner und aller Armen Seelen im Fegfeuer!" Gib mir Deinen göttlichen Segen, o meine Liebe, auf daß ich diese Nacht ruhe nach Deinem göttlichen Willen und mein morgiges Erwachen geschehe, Dich zu lieben und Dir zu dienen, o Jesus, Du König meines Herzens und Schatz meiner Seele Amen.

Am Montag morgens
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
Ich falle vor Dir auf mein Angesicht und bete Dich an als meinen Gott und liebreichsten Vater, der Du in diesem Altarsgeheimnisse verborgen bist. Du, o mein Jesus, bist der König und Mittelpunkt aller Herzen. Ach, so ziehe denn auch mein Herz zu Dir hin und beselige dasselbe; niemand soll einen Teil daran haben als Du allein. Nur Dich will ich lieben, und Dir zu dienen, an Dich stets zu denken, das soll die einzige Beschäftigung meines Herzens sein.
Gib mir heute wieder Deine Gnade, auf daß ich mein Taufversprechen (meine hl. Gelübde und die Regel meines Ordens) vollkommen halte und die Verpflichtungen meines Standes und Berufes getreu zu erfüllen vermöge.
Ich will auch heute besonders gedenken, wie Du am Montage vor Deinem hl. Leiden mit Deinen lieben Jüngern wieder nach Jerusalem gegangen bist und auf dem Wege dahin den unfruchtbaren Feigenbaum verflucht hast; wie Du im Tempel dem Volke gepredigt und göttliche Lehren gegeben hast.
Ach, rede auch zu meinem Herzen öfters mit Deiner Gnade, damit ich in allem Deinen göttlichen Willen zu erkennen vermag, denselben vollziehe und mein Leben darnach einrichte. Laß mich all mein Tun und Lassen nur auf Dich richten. Obschon ich mit Arbeit beschäftigt bin, so sollen doch meine Gedanken stets bei Dir weilen. O Jesus, gib mir Deinen heiligen Segen, dann wird alles wohl gelingen und alles gut verlaufen. Um das bitte ich Dich, o Jesu, Du mein Gott, meine Liebe und mein Leben. Amen.

Am Montag abends
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
Der Tag hat geendet, o mein liebster Jesus, und ich komme nun wieder zu Dir, Dich zu grüßen und anzubeten. Viel tausendmal sage ich Dir Dank, o mein liebster Vater, für alle Gnaden und Wohltaten, welche Du mir diesen Tag gnädig gespendet hast. Laß mich diese Nacht zu Deinen hl. Füßen ruhen und der liebenden Magdalena gleich die Worte vernehmen: „Dir sind Deine Sünden vergeben." Ach, so vergib auch mir alle meine Sünden und stoße mich nicht von Dir! Verleihe mir die Gnade, ich bitte demütig darum, alle Tage meines Lebens zu Deinen hl. Füßen meine Sünden zu beweinen.
Jetzt aber gib mir Deinen göttlichen Segen, damit ich diese Nacht vor allen sichtbaren und unsichtbaren Feinden behütet werde. Es soll auch durchaus keine Geltung halben, was immer mir während dieser Nacht wider Deine Ehre und mein Gewissen begegnen sollte, sondern alle Pulsschläge und Atemzüge sollen ebensoviel heißen, als ob ich allzeit spräche: „O Jesu, Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner und aller Armen Seelen im Fegfeuer." O Jesu, Du Freude und Leben meiner Seele, Dich allein liebe ich über alles! O mein Gott und mein Alles! Amen.

Am Dienstag morgens
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
Ich bete Dich an, o Jesu, Du Arzt meiner Seele, und sage Dir vertraulich, daß ich vor Liebe zu Dir krank bin und verwundet. Du allein vermagst mich gesund zu machen. Ach, so heile denn meine Seele und stärke sie in Deiner Liebe, auf daß ich nichts mehr wisse, als Dich zu lieben.
Gib mir auch Deine göttliche Gnade, damit ich Dir mein Taufgelöbnis (und meine hl. Ordensgelübde), welches (welche) ich jetzt wiederum erneuere, auf das Vollkommenste halte und alle Pflichten meines Standes und Berufes treu erfülle.
Ich will mich heute auch öfters erinnern, wie Du am Dienstage vor Deinem heiligen Leiden im Tempel zu Jerusalem warst, um dem Volke zu predigen, und wie Du zu Deinen lieben Jüngern beim Ausgange aus dem Tempel traurig sagtest, daß von ihm kein Stein auf dem andern bleiben werde. — Ach, mein Jesus! Verlasse mich niemals, damit nicht auch meine Seele einmal ein solches Bild der Verwüstung werde. Gib mir Deine göttliche Gnade, auf daß ich mich ganz in Dir versenke und meine Seele vollkommene Ruhe genieße; sorge, daß ich nie von Dir weiche, sondern mit meinem Herzen allzeit bei Dir, meinem göttlichen Seelenarzte, verbleibe. Amen.

Am Dienstag abends
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
O Jesus, meine Ruhe! Ich komme wiederum zu Dir; denn wo sollte ich eine bessere Ruhe finden als bei Dir, o meine Liebe und mein Alles? Ich sage Dir tausendmal Dank für alle mir am heutigen Tage verliehenen Gnaden und Wohltaten.
Ich habe mich heute erinnert, wie Du an diesem Tage zu Jerusalem Dich aufgehalten hast und am Abende mit Deinen lieben Jüngern gegen Bethanien gegangen bist. O wie sind sie traurig geworden, als Du auf dem Wege zum Ölberg Dich mit ihnen niedersetztest und von Deinem künftigen Leiden sprachst! Ach, erlaube auch mir, diese Nacht bei Dir zu ruhen. Gib mir Deinen heiligen Segen, damit ich vor sichtbaren und unsichtbaren Feinden bewahrt bleibe. Auch soll nichts von dem Geltung haben, was mir diese Nacht wider Deine göttliche Ehre und mein Gewissen begegnen sollte, sondern alle meine Atemzüge, meine Herz-und Pulsschläge sollen soviel gelten, als wenn ich sagte: „O Jesu! Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner und aller Armen Seelen im Fegfeuer." O Jesu, Du Trost und Leben, Du Arzt und Heiligmacher meiner kranken und schwachen Seele, Dir schenke ich mich ganz im Leben und im Tode. Amen.

Am Mittwoch morgens
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
Aus dem innersten Grunde meines Herzens grüße ich Dich, o Jesu, der Du in dem hochheiligen Altarsgeheimnisse verborgen bist — als mein sicherster Führer und getreuester Hirt! Ja, führe mich den Weg Deines heiligsten Willens und labe mich mit fürstlicher Weide, mit Dir selbst, o Jesu, und mit Deiner heiligen Liebe, damit meine Seele nirgend anderswo ein Vergnügen suche als in Dir. Daher bitte ich Dich, weide mein Herz, das Dein Eigentum ist, auf der Weide Deiner Tugenden; denn was ist Dein ganzes heiliges Leben anderes als eine Schule der Tugenden, in welche wir gehen sollen, um zu lernen, wie wir Dir nachfolgen sollen.
O Jesus, Du Lehrmeister aller Tugenden, lehre auch mich heute mit besonderem Eifer alle meine Pflichten (besonders meine heiligen Ordensgelübde und die heilige Regel) pünktlich erfüllen und allem nachkommen, was ich als Deinen heiligen Willen erkenne, um Dir, meinem göttlichen Führer, nachzufolgen.
Auch will ich mich heute besonders daran erinnern, wie Du am Mittwoch Deiner lieben Mutter Dein bitteres Leiden geoffenbatt hast. Ach, welch bitteres Weh hat Dein und Deiner Mutter Herz erfüllt, da Ihr Eures baldigen traurigen Abschiedes gedachtet! Zu Euch, o Jesus und Maria, will ich mich heute gesellen und nimmermehr durch eine Sünde von Euch mich trennen. Ach, lasset mich mit Euch weinen über meine Sünden, weil sie die Ursache Eures Leidens waren.
O Jesus und Maria, gebet mir den heiligen Segen, auf daß ich diesen Tag und die ganze Zeit meines Lebens alles verlasse, was mich von Eurer Liebe abziehen könnte. Alles will ich umfangen, was mich mit Euch vereinigt, und alles mit Freuden leiden, was mir Widriges begegnen wird, weil ich sehe, daß Ihr meiner Sünden wegen bis in den Tod betrübt wurdet.
O Jesus und Maria, ein wie großes Herzeleid habt Ihr für mich gelitten. Euch schenke ich nun mein Herz, um Euch einen Beweis meiner Gegenliebe zu geben. Amen.

Am Mittwoch abends
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
O heiligstes und hochwürdigstes Sakrament, ich grüße Dich und bete Dich in Ehrfurcht an! Mit der ganzen Heiligen Katholischen Kirche glaube ich an Dich; mit allen vertrauensvoll Hoffenden hoffe ich auf Dich, und mit allen liebenden Herzen liebe ich Dich über alles.
O mein Jesus ! Auch dieser Tag ist wieder zu Ende gegangen. Ich danke Dir viel tausendmal für alle Wohltaten, welche Du mir verliehen hast.
Öfters habe ich heute des großen Leides gedacht, welches Du und Deine liebe Mutter an dem heutigen Tage gehabt. Es geht nun die Nacht an. O Jesus, Du mein Leben! Laß mich bei Dir bleiben und erlaube mir dort zu ruhen, wo Du und Deine liebe Mutter Maria im Gram und Leide Eurer Herzen diese Nacht zugebracht habet.
Gib mir auch, o Jesus, auf die Fürbitte Mariens Deinen heiligen Segen, und behüte mich vor sichtbaren und unsichtbaren Feinden. Auch soll nichts von dem gelten, was mir während dieser Nacht wider Deine Ehre und Dein göttliches Wohlgefallen zustoßen könnte; vielmehr sollen alle Pulsschläge meines Herzens ebensoviel heißen, als wenn ich bei jedem einzelnen sagen würde: „O Jesus, Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner und aller Armen Seelen im Fegfeuer!"
O liebster Jesus und meine liebe Mutter Maria, Euch schenke ich mein armes Herz; laßt dasselbe in Liebe und Mitleid mit Euch vereint sein bis in den Tod, weil meine Sünden an Euren Leiden schuld sind. O Jesus und Maria, Ihr seid mein Trost und meine Zuversicht. Amen.

Am Donnerstag morgens
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares! Hochgelobt sei ohne End' das heiligste und göttliche Sakrament!
Ich grüße Dich, o Jesus, mein Erlöser und Bräutigam meiner Seele. Ach, wer wird mich erlösen von den Banden meines Leibes, denn ich begehre aufgelöst zu werden und bei Christo zu sein!
O mein geliebter Jesus, ich bitte Dich heute wieder um Deine göttliche Gnade, auf daß ich diesen Tag Dir wohlgefällig verbringe und die Pflichten meines Standes und Berufes (meine hl. Ordensgelübde) getreu erfülle.
Heute, mein Jesus, sollen alle meine Gedanken nur auf das gerichtet sein, was an jenem ewig denkwürdigen Donnerstage, der Deinem Tode voranging, geschah: Wie Du mit Deinen lieben Jüngern das Osterlamm genossen hast, wie Du so liebreich mit Ihnen gewesen bist und besonders dem Judas so viele Zeichen Deiner Liebe gegeben hast; wie Du ihn so liebevoll angesehen, in der Erwartung, sein hartes Herz zu erweichen und von seinem bösen Vorhaben abzulenken, aber umsonst. — Ich will gedenken, wie Du, der höchste Herr des Himmels und der Erde, Deinen Jüngern die Füße gewaschen und hierauf das Hochheiligste Sakrament eingesetzt hast.
Auch des traurigen Ganges in den Ölgarten, Deines, dreimaligen Gebetes alldort, Deiner Todesangst und des blutigen Schweißes, den Du reichlich vergossen, indem Du die Sünden der ganzen Welt schautest und insbesondere auch meine Sünden. Zu dreimalen hast Du Deine Jünger besucht, aber stets schlafend gefunden, und als Du Deine Feinde endlich herankommen sahest, da hast Du die schläfrigen Jünger mit sanften Worten geweckt. Dann gingst Du Deinen Feinden entgegen, fragtest sie in Liebe, wen sie suchten, und überließest Dich sodann freiwillig ihrer Gewalt. Den Judas aber, der Dich zuvor mit einem Kusse verriet, nanntest Du noch einen Freund und duldetest schweigend seinen verräterischen Kuß. O wie groß ist Deine Liebe zu den Sündern, o Jesus!
Auch Deiner bitteren Leiden bei der Gefangennahme will ich gedenken: wie die Soldaten Dich unbarmherzig und grausam mit Stricken und Ketten gefesselt, wie sie Dich über den Bach Kidron geschleppt und unter vielen Schlägen und Stößen zu Annas geführt haben. Dort wurdest Du, o mein unschuldiger Heiland, zuerst fälschlich angeklagt, von einem rohen Soldaten schmählich ins Gesicht geschlagen und von allen Anwesenden mit Schimpf und Spott überhäuft. Von Annas hinweg führte man Dich, o süßester Jesus, zu Kaiphas zu neuen Unbilden. Kaiphas, der Hohepriester, und der hohe Rat erkannten Dich des Todes schuldig und nannten Dich einen Gotteslästerer, weil Du in Wahrheit bekanntest, daß Du der Sohn Gottes bist. Dieses alles will ich heute nacheinander erwägen. Gib mir nur Deinen Segen, o Jesus, meine Liebe, auf daß ich diesen Tag keinen Augenblick von Dir weiche und aus Liebe zu Dir alles leide und dulde. Amen.

Am Donnerstag abends
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
Mein liebster Jesus! Der Tag hat sich geneigt, und ich sage Dir für alles Dank, was Du mir heute huldvollst gespendet. Im Geiste bin ich mit Dir bis in das Haus des Kaiphas gekommen ; so erlaube mir denn, auch diese Nacht bei Dir im Kerker zu bleiben. O meine Liebe! Was hast Du da von der gottlosen Schar Deiner Peiniger leiden müssen, die ihren ganzen frevelhaften Mutwillen an Dir ausließen, die an Deinen geheiligten Haaren Dich hin- und herrissen, Dir in das hochheilige Antlitz spieen, Deine heiligen Augen Dir verbanden, Dich stießen und auf Dein heiliges Haupt schlugen und dabei spottweise fragten: „Wer hat es getan?" Auf solche Weise trieben sie mit Dir, o ewige Weisheit des Vaters, ihren Spott bis aufs Äußerste.
Das alles will ich mir in dieser Nacht vor Augen führen. Ach, gib mir, o mein leidender Heiland, Deinen heiligen Segen, auf daß mir weder sichtbare noch unsichtbare Feinde schaden können. Auch soll nichts von dem Geltung haben, was mir gegen Deine Ehre begegnen sollte, sondern alle Pulsschläge meines Herzens sollen lauter Liebes- und Dankeszeichen gegen Dich sein und soviel gelten, als sagte ich: „O mein schmerzvoller Heiland, ich liebe Dich und danke Dir für alle Deine Schmerzen und Peinen, um derenwillen Du Dich meiner erbarmen wollest, sowie all der Meinigen und aller Armen Seelen im Fegfeuer." Um das bitte ich Dich, o Jesus, meine leidende Liebe. Amen.

Am Freitag morgens
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
„Ich will suchen, den meine Seele lieb hat, meinen geliebten Jesus!" Ach, wo werde ich ihn finden? Gestern habe ich ihn im Kerker bei Kaiphas gelassen, so will ich ihn denn heute wieder dort aufsuchen. — Ich sehe ihn schon, meinen geliebten Bräutigam; aber, o Himmel! wie erbärmlich sieht er aus! — O Jesus, meine Liebe! Mir fehlen die Worte, mit Dir zu sprechen, das Herz möchte mir vor Leid zerspringen! O schaudervolle Nacht, wie hast Du mir meinen lieben Jesus zugerichtet! — Aber jetzt geht für Dich, o mein süßester Jesus, das Leiden erst recht an. Ein bitterer Tag steht Dir bevor. Ach, laß mich nicht von Deiner Seite weichen, sondern mit Dir gehen bis in den Tod.
Gleich in aller Frühe führte man Dich mit Spott und Hohn zu Pilatus und verklagte Dich fälschlich, Du hättest Dich zum Könige gemacht, dem Kaiser den Zins zu geben verboten und das Volk verführt. Zu all diesem aber schwiegst Du still, so daß Pilatus sich darüber verwunderte und Deine Unschuld erkannte.
Pilatus schickte Dich hierauf zu dem Könige Herodes. Unter lautem Jubel schleppten Dich die Juden dahin, in der Hoffnung, dieser werde alsbald ihrem bösen Wunsche nachgeben und Dich zum Tode verurteilen. Um vieles wurdest Du von Herodes gefragt. Du aber würdigtest ihn aus gerechten Gründen keiner Antwort. Daraufhin ließ Dir derselbe ein großes Narrenkleid anlegen und, von seinem ganzen Hofe verspottet, von allem Volke verlacht, zu Pilatus zurückführen. Dort forderten die Juden aufs Neue Deinen Tod; aber Pilatus sah Deine Unschuld und ließ dem Volke die Wahl, Dich oder den Barabbas zur Losgabe zu begehren.
Weil die Juden den Barabbas losbegehrten, Dich aber zum Kreuzestode, so ergab sich Pilatus und überließ Dich den Juden zur Geißelung. Man entblößte Dich vollständig, band Dich an eine Säule, und nun schlugen die Kriegsknechte mit Dornreisern, mit Ruten und Stricken, mit spitzen Hacken und eisernen Ketten unbarmherzig auf Dich los und zerfleischten Deinen jungfräulichen Leib so entsetzlich, daß nicht allein Dein heiliges Blut in Bächlein herabrieselte, sondern sogar ganze Stücke Fleisches durch die Geißeln herausgerissen und die Gebeine an vielen Stellen bloßgelegt wurden. — Du aber, o geduldiges Lämmlein Jesus, hast Dich mit keinem Wörtlein gegen Deine Peiniger beklagt, sondern vielmehr allzeit liebreich sie angeblickt und unter vielen bitteren Tränen zu Deinem himmlischen Vater für sie gebetet.
Nach dieser grausamen Tat schritt man bald zu einer anderen. Mit roher Gewalt rissen Dir die Soldaten zu Deinem größten Schmerze die Kleider, welche Du mit Mühe angezogen, wieder vom Leibe, legten Dir unter Gespötte und Gelächter einen alten Mantel um, drückten Dir eine aus Dornen geflochtene Krone aufs Haupt und gaben Dir zum Hohne ein Rohr als Szepter in die Hand; hernach trieben sie mit Dir ein schändliches Spiel, indem sie Dich unter hämischen Kniebeugungen als König begrüßten.
Wieder führten sie Dich zu Pilatus, der Dich in diesem erbärmlichen Anzuge dem Volke vorstellte; aber dieses kannte kein Mitleid, sondern blutdürstig verlangte es unter Wutgeschrei, man solle Dich kreuzigen. Nun setzte sich Pilatus auf den Richterstuhl und sprach das Todesurteil über Dich aus; er brach den Stab entzwei und warf ihn Dir vor Deine Füße. — Ach, mein liebster und unschuldigster Jesus! Wie warst Du so sehr verlassen, daß Du niemanden, auch nicht Deiner lieben Mutter, Deine Not klagen konntest!
Kaum war das schmachvolle Urteil über Dich gefällt, so zogen sie Dir Deine Kleider an, und schleppten sodann das schwere Kreuz herbei, um es auf Deine wunden Schultern zu laden, und nun trieb man Dich auf den Kalvarienberg hinaus.
Infolge des grausamen Stoßens und Schlagens der Henker fielst Du auf dem Wege wiederholt zu Boden und hinterließest blutige Fußtritte. Auf Deinem Leidensgange begegnete Dir Deine bis in den Tod betrübte Mutter. Die mitleidsvolle Veronika reichte Dir ein Schweißtuch, und Du ließest ihr aus Dankbarkeit Dein heiliges Angesicht in dasselbe eingedrückt zurück.
Ach, was mußte nicht Dein heiligstes Herz vom Anfange Deines Leides bis jetzt erdulden infolge der Grausamkeit, der Falschheit und des Undankes der Juden! — Mit großen Schmerzen langtest Du endlich auf dem Kalvarienberge an. Alsbald rissen Dir die Henkersknechte mit Ungestüm die Dornenkrone vom Haupte herab, so daß die spitzen Dornen teilweise abbrachen und in Deinem heiligen Haupte steckenblieben. Hierauf zog man Dir die Kleider ab, die an den Wunden festgeklebt waren, dann warfen sie Dich mit großer Roheit auf das Kreuz nieder und nagelten Deine heiligen Hände und Füße unter unbeschreiblichen Peinen und namenlosen Schmerzen an, während sie dieselben unter gewaltsamen Zerren bis zu den vorgebohrten Nagellöchern zogen. Nach dieser schaudervollen Arbeit stellten sie das Kreuz, an dem Du hangest, auf und ließen es mit Wucht in die Bodenöffnung fallen, so daß die Wunden an Deinen Händen und Füßen noch weiter aufgerissen wurden.
In diesen namenlosen Schmerzen weintest und seufztest Du bitterlich zu Deinem himmlischen Vater und sprachst am Kreuze die sieben letzten Worte. In Deinem brennenden Durste aber wurdest Du mit Essig und Galle getränkt und von Deinen Feinden noch dazu gröblich gelästert und gabst endlich unter lautem Rufe und mit geneigtem Haupte Deinen Geist auf.
Kein Mund kann es aussprechen, keine Feder kann es beschreiben, was Deine Mutter während Deiner Kreuzigung und in den drei Stunden Deines Todeskampfes gelitten, da sie Dir nicht die geringste Hilfe bringen konnte. Nachdem Du schon verschieden warst, öffnete einer der Soldaten Deine hl. Seite, woraus Blut und Wasser floß. Endlich wurdest Du von dem Kreuze abgelöst, Deiner trauernden Mutter auf den Schoß gelegt und sodann unter vielen Zähren Deiner Mutter und Deiner Freunde begraben.
An alles dieses, o mein liebster Jesus, erinnere ich mich, indem ich es bei mir mitleidig erwäge. Ach, verleihe mir heute Deine Gnade und drücke mir tief in mein Herz Dein bitteres Leiden ein, auf daß es keinen Augenblick meinem Gedächtnisse entschwinde, sondern stetig darin hafte. Durch Deine bis zum Verbluten ausharrende Liebe möge ich angetrieben werden, alle meine Pflichten (besonders meine heiligen Gelübde und die Ordensregel) vollkommen zu halten und mich mit Dir aufs Neue zu verbinden.
Auf Dich, o mein ans Kreuz geschlagener Jesus, hoffe ich! Ach, lasse mich nicht mehr von Dir getrennt werden, sondern bei Dir unter Deinem hl. Kreuze ausharren bis zu meinem Tode. Amen.

Am Freitag abends
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
Dieser Tag hat sich geendet und mit ihm auch das Leben meines geliebten Bräutigams Jesu. Ach, so ist denn Jesus, mein Leben, gestorben! Soll ich noch leben können ohne ihn? — Nein, ich will nun auch sterben! Ich will allem absterben, was mich von meinem lieben Jesus trennen könnte; ich will von allem nichts mehr wissen und an nichts mehr denken, was Freuden und Wollüste verspricht; mit Jesus will ich mich an das Kreuz heften.
Nicht allein diese kommende Nacht, sondern die ganze Zeit meines Lebens will ich unter dem Kreuze Jesu ruhen und dulden, schweigen und meiden.
Ich sage Dir demütig Dank, o Jesus, für Dein ganzes bitteres Leiden und Sterben, für alle Wunden und Schmerzen, für alle Blutstropfen, Seufzer und Zähren.
Ich danke Dir auch anstatt aller Menschen, die es vernachlässigen, und opfere dieses alles Deinem himmlischen Vater auf in Vereinigung mit jener Aufopferung, die Du selbst an jenem schmerzhaften Karfreitage vollbracht hast für das Heil aller Menschen, und besonders für das Heil meiner lieben Eltern, Geschwister, Freunde und Verwandten, für mich armseligen Sünder, wie auch für die Armen Seelen im Fegfeuer. Ach, erquicke sie und erlöse sie nach der Größe Deiner Liebe und nach Deinem heiligen Wohlgefallen.
Gib mir Deinen heiligen Segen, damit ich diese Nacht vor sichtbaren und unsichtbaren Feinden bewahrt bleibe. Auch soll nichts anderes gelten, als was zu Deiner Ehre sein kann; allem anderen widersage ich und mache zugleich die Meinung, daß alle meine Pulsschläge lauter Lobeserhebungen und Danksagungen seien für so große Liebe, die Du, o Jesus, mir und allen Menschen durch Dein heiliges Leiden und Sterben erzeigt hast.
O mein gekreuzigter Jesus! Erbarme Dich meiner und aller Menschen, sowie der Armen Seelen im Fegfeuer. Amen.

Am Samstag morgens
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
Sei mir, o Jesus, mein Trost, gleich zu Anfang dieses Tages herzlich gegrüßt! Ach, tröste meine Seele nach Deinem göttlichen Willen und Wohlgefallen. Wie eine verlassene Waise, wie ein verirrtes Schäflein gehe ich herum und suche meinen Vater, meinen Hirten. Ja, wie die Braut des Hohenliedes rufe ich: „Habt ihr nicht gesehen, den meine Seele lieb hat?"
Ach, was höre ich! Im Grabe ist der, den ich suche, und ein Stein liegt davor. So muß ich denn heute allein, ohne Trost, ohne meinen geliebten Jesus leben? O wehe mir Verlassenen! Gestern konnte ich meinen geliebten Jesus noch sehen, wenn auch unter Peinen und Schmerzen; heute ist er meinen Augen ganz entzogen. Was soll ich nun beginnen? Denn allein kann ich nicht leben. — Ich weiß, was ich tue; ich will zu Maria, zu seiner betrübten und verlassenen Mutter gehen und heute den ganzen Tag bei ihr verbleiben. Ich will mit ihr trauern und zwar an jenen Orten, wo gestern mein geliebter Jesus so grausame Peinen erlitten hat, nämlich im Ölgarten, in den Häusern des Annas und Kaiphas, im Kerker, wo Jesus die ganze Nacht so unmenschlich gequält wurde; bei Pilatus und Herodes, am Orte, wo Jesus gegeißelt, mit Dornen gekrönt und dem Volke gezeigt worden ist und endlich dort, wo Jesus, meine Liebe, gestorben ist.
Ach, betrübte Mutter! Verlasse mich arme Waise nicht, sondern laß mich heute mit Dir und Deinem lieben Sohne herzliches Mitleid tragen. O schmerzhafte Mutter! Ich weiß wohl, daß ich der Mörder Deines göttlichen Sohnes bin, aber vor Schmerz über diese Untat möchte mir das Herz zerspringen. Du bist ja die Mutter der Barmherzigkeit, und Dein liebster Sohn hat sterbend vom Kreuze herab mich Dir anempfohlen. Ach, so verlasse mich nicht!
Ich will die Zeit meines Lebens mit Jesus und mit Dir, o schmerzreiche Mutter, beständig Mitleid tragen.
Du aber, o Jesus, in diesem Altargeheimnisse verborgen, gib mir Deinen heiligen Segen, auf daß ich mich heute nicht von Deiner lieben Mutter trenne, sondern alle meine Pflichten (besonders meine hl. Ordensgelübde und die Regel) vollkommen halte und fernerhin allen meinen Trost in Deinem Leiden und in den Schmerzen Deiner heiligen Mutter suche sowohl im Leben als im Tode. Amen.

Am Samstag abends
Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares!
O mein liebster Jesus! An der Seite Deiner heiligen Mutter bin ich ans Ende des heutigen Tages gekommen, und ich sage Dir nun viel tausendmal Dank für alle Gaben und Gnaden, die Du mir diesen Tag und die ganze Woche hindurch gespendet hast. Gib mir für die kommende Woche, wenn es Dir gefällt, daß ich dieselbe erlebe, wiederum Deine Gnade, damit ich Dein heiliges Leben, Leiden und Sterben nie aus meinem Gedächtnisse und aus meinen Sinnen verliere.
Besonders aber bitte ich Dich, erlaube mir heute nachts bei Dir im Grabe zu ruhen. Hier will ich fortan bleiben. Alles, was Dir an mir mißfällt, will ich auszurotten trachten und künftighin nur Dir allein leben. Im Grabe will ich lassen meinen Eigenwillen, meine Empfindlichkeit und die verderbliche Sinnlichkeit. Gib mir dazu Deinen heiligen Segen; ganz besonders aber segne und beschütze mich vor allen sichtbaren und unsichtbaren Feinden. Auch soll nichts von allem dem gelten, was mir wider Deine Ehre begegnen mag, sondern alle Atemzüge und Pulsschläge meines Herzens sollen ebensoviel heißen, als wenn ich sagte: „O Jesus, meine Liebe! Dir und Deiner schmerzhaften Mutter schenke ich meinen Leib und meine Seele. Erbarmet Euch meiner jetzt und allezeit und insbesonders in der Stunde meines Todes. Erbarmet Euch aber auch aller Menschen und der Armen Seelen im Fegfeuer." Amen.
(Quelle: Aus dem Original-Handbuch, Crescentia Höß, Imprimatur 1915)



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