P. Fridolin Außersdorfer OFM |
In dem Maße, als die Zustände in Kirche und Welt katastrophaler werden, nimmt auch die Hoffnung auf eine plötzliche, unvorhergesehene Wende zu.
Diese Hoffnung nährt
sich einerseits aus dem Blick auf die erschreckende Situation, in der sich
die Kirche befindet.
Anderseits aus der
Gewißheit, daß Gott seine Kirche nicht im Stich lassen wird,
mögen auch seine Wege unerforschlich sein. Woher aber könnte
die Wende kommen?
Sicher auch von großen
Heiligen, die die Kirche im Lauf der dramatischen Geschichte immer wieder
errettet haben.
In besonderer Weise
gilt das dem heiligen Franziskus.
Was hat Papst Pius
XI. (1922-1939) gesagt:
„Unsere Vorgänger
haben sich nicht gescheut, es offen auszusprechen, daß Franziskus
von Gottes Vorsehung zum Heil des Volkes und zum Schutz der Welt gesandt
worden:
a) Franziskus ist
ein Mann, der von Gott selbst nicht allein für Umgestaltung seiner
bewegten Zeit als vielmehr zur Erneuerung der christlichen Gesellschaft
aller Jh. gesandt ist."
„Rite expiatis" v.
30.4.1926 (Bessmer 42 u. 49)
b) Warum aber könnte
die Rettung ausgerechnet vom heiligen Franz kommen? Aus folgenden Gründen:
Weil Franziskus ein
ausgezeichneter Freund des Göttlichen Herzens; also ganz großen
Einfluß hat und große Macht, das Göttliche Herz Jesu zu
bewegen, sich in besonderer Weise der Kirche zu erbarmen. Und weil Franziskus
auf Grund seiner vollkommenen Vereinigung mit Christus „die Gabe der eingegossenen
Weisheit" besitzt,
so daß er uns
- ohne studiert zu haben, alles zur Erneuerung der Kirche Nötige,
mitteilen kann.
Durch die Gabe der eingegossenen Weisheit ist Franziskus in der Lage
I. Die
Quelle der Kraft und heiliger Freude, die der Mensch braucht, um alle Versuchungen
besiegen zu können: Das Mysterium des Altares, zu erschließen.
II. Durch die Gabe
der eingegossenen Weisheit ist Franziskus in der Lage, uns die Tugenden
des geistlichen Kampfes zu lehren. Es heißt ausdrücklich: „Franziskus
lehrte die Seinen schon beim Generalkapitel 122 die Tugenden des geistlichen
Kampfes."
III. Durch die Gabe
der eingegossenen Weisheit ist Franziskus, wie kein anderer Heiliger, in
der glücklichen Lage, auch den Orden als Gemeinschaft des geistlichen
Kampfes heranzubilden, zur Rettung der Welt.
Damit habe ich den klaren Überblick gegeben für meine Ausführungen!
Erstens: Franziskus
erschließt uns auf Grund der eingegossenen geistigen Weisheit, geschöpft
unmittelbar aus dem Göttlichen Herzen Jesu, das Altarmysterium.
1. „Oh seht doch!
Täglich erniedrigt
sich der König Himmels und der Erde
wie einst, als er
vom königlichen Thron herab in den Schoß der Jungfrau kam!
Täglich steigt
er aus dem Schoß des Vaters herab auf den Altar.
Täglich zeigt
er sich uns in der Gestalt des Brotes
Oh wunderbare Größe!
Und erstaunliche Herablassung!
Oh erhabene Demut!
Oh demütige Erhabenheit!
Der Herr des Weltalls,
Gott und Gottes Sohn
erniedrigt sich derart
daß er sich
zu unserem Heil
unter geringer Brotsgestalt
verbirgt.
2. Was soll als rechte
Antwort auf solche Liebe geschehen?
a) Der ganze Mensch
erschauere! Die ganze Erde erbebe!
Und der Himmel juble
laut,
wenn auf dem Altar
- Christus, der Sohn des lebendigen Gottes in der Hand des Priesters ist!
b) Da
sollen alle die Knie beugen
und dem Herrn,
dem lebendigen und wahren Gott Lob, Herrlichkeit und Ehre erweisen!
c) Die
ganze Erde bete dich an
und auch wir beten
dich an, Herr Jesus Christus, hier und in allen Kirchen auf der ganzen
Welt und wir preisen dich,
weil du durch dein
heiliges Kreuz die Welt erlöset hast.
d) Der zur Rechten
des Vaters thront, ist hier. Daher bitte ich alle meine Brüder
mit aller Liebe, deren
ich fähig bin
daß ihr alle
Ehrfurcht
und alle Ehre, die
ihr darzubringen vermöget
dem Heiligsten Leib
und dem Hochheiligen Blute
unseres Herrn Jesus
Christus erweiset!
e) Wenn
die Heilige Jungfrau so geehrt wird, weil sie Jesus Christus in ihrem Schoß
getragen und wenn der heilige Täufer es nicht wagte, das heilige Haupt
Christi zu berühren
wie vollkommen und
heilig muß dann der sein,
der den Herrn mit
dem Munde und mit dem Herzen empfängt!
3. „Behaltet also nichts von euch (von eurem Ich) für euch selbst damit euch ganz in Empfang nehmen kann der sich euch ganz hingibt.
Ich will, daß
ihr dem Heiligsten Leibe
und dem Heiligsten
Blute unseres Herrn Jesus Christus
alle Ehre erweiset!
Und ich will, daß
diese heiligsten Geheimnisse
überaus geehrt
und an kostbaren Orten (Gefäßen) aufbewahrt werden.
Dieser geistliche Kampf soll vor allem dort mit größtem Einsatz geführt werden, wo dem Herrn die größte Unehre geschieht und wo es niemand wagt, sich für ihn einzusetzen.
Zweitens:
...
a) Weisheit/Einfalt
- stellt im geistlichen Kampf immer den ersten Stoßkeil dar: Die
Weisheit sieht, was Gott will und die reine heilige Einfalt tut, was Gott
will
b) Armut/Demut
Armutgesinnung, Opfer
bringen und Demut sind die Tugenden des Durchhaltens im geistlichen Kampf
c) Liebe/Gehorsam
führen im geistlichen Kampf den Sieg herbei
So hat Franziskus,
ohne die Makkabäer und ihre Kampfesweise gesehen zu haben, ihre Kampfweise
allein durch die Gabe der eingegossenen Weisheit durch Unterweisung, die
er in der Schule seines göttlichen Freundes Jesus Christus gelernt,
auf den geistlichen Kampf angewendet.
Weshalb der heilige
Franz mit Recht „ein wahrer Makkabäer" genannt wird!
Drittens: Und schließlich war es so, daß der heilige Franz auch, was den Aufbau seines berühmten Ordens betrifft, vom Göttlichen Herzen Jesu, dem Sitz der Weisheit, her bestens unterrichtet wurde.
Thomas von Celano:
„Obwohl Franziskus
in keinerlei Wissenschaft unterrichtet war,
lernte er von Gott
die Weisheit die von oben ist;
und von den Strahlen
des ewigen Lichtes erleuchtet,
drang sein von aller
Befleckung reiner Geist
in die verborgenen
Geheimnisse ein;
und was der Schulwissenschaft
verschlossen,
zu dem fand sein liebendes
Herz den Weg."
(Celano, Seite 332)
So ist es nicht zu
wundern,
daß Franziskus,
besonders auch, was den Aufbau seines Ordens betrifft, von Gott her
bestens erleuchtet
unterrichtet wurde.
So daß die Regel
vom Orden der Buße
und die Regel des
ältesten und berühmtesten aller Orden
die Regel der Essener
schließlich wie ein Guss erscheint.
Warum besteht nicht
bloß die Möglichkeit,
sondern große
Aussicht, daß die Rettung der Kirche und der Welt auf die Fürsprache
des heiligen Franziskus kommen wird?
Antwort
Weil die Fürbitte
des heiligen Franz
im Göttlichen
Herzen des Allerhöchsten eine nicht bloß große sondern
ganz große Chance hat.
Wegen seiner überaus
großen Gottesliebe,
von der Celano schreibt:
Franziskus gab sich nicht zufrieden, nur die allgemeinen Gebote zu beobachten
- eilig schlug er, von göttlicher Liebe überströmt den Weg
allerhöchster Vollkommenheit ein, strebte nach dem Gipfel vollendeter
Heiligkeit und faßte jeglicher Vollkommenheit Vollendung ins Auge."
(Celano, Seite 164
und 199)
Was wird jenem versagt
bleiben, der durch die Einprägung der heiligen Wundmale die Gestalt
dessen widerspiegelt, der wesensgleich ist mit dem Vater und dem Heiligen
Geist. Alleluja! - Alleluja!
Heiliger Franziskus!
Mehre durch deine Fürbitte die Zahl der Deinen in der Liebe Christi,
die du brechenden Auges im Zeichen des Kreuzes gesegnet hast!"
(Graduale am Fest
des hl. Franziskus)
(Quelle: "Dienst
am Glauben" Heft 4 - 2011, S. 99ff., Innsbruck)