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'Es ging und geht um die Rettung der christlichen Familie, es ging und geht um die Weckung guter Priester- und Ordensberufungen, es ging und geht um die Not in Ländern, in denen die Kirche verfolgt wird, es ging und geht um den Frieden.' |
Damals hat die marianische Frömmigkeit einen ungeheuren religiösen Aufbruch hervorgebracht, eine Blüte des kirchlichen Lebens, wenige Jahre nach dem furchtbaren Krieg und übergroßer Schuld des deutschen Volkes, eine Blüte, die heute fast vergessen ist.
Aber
was besagt die Formulierung Unbeflecktes Herz Mariens?
Was heißt hier Herz! Und was ist eine Weihe an dieses Herz, wie sie
die Gottesmutter in Fatima wünschte und wie sie vor 60 Jahren hier
für ganz Deutschland vollzogen worden ist?
Ein bedeutender Philosoph und katholischer Laie, Hans-Eduard Hengstenberg,
hat 1948 ein Büchlein über die Marienverehrung geschrieben, in
dem er diesen Gedanken im Sinne Fatimas deutet: „Herz ist der Inbegriff
aller seelisch-geistigen Kräfte, die in der individuellen Person zu
einer einmaligen Gestalt und Ordnung verbunden sind." ,Männer oder
Frauen von Herz' sind also Menschen, die alle Kräfte ihres Willens,
ihres Gemütes, ihrer Gefühle, ihres Verstandes in einer bewegten
und gestalteten Ordnung halten.
Und was bedeutet nun Herz Mariens? Wenn wir vom Herzen der Gottesmutter sprechen, leuchtet dieser Gedanke der Ordnung, des Richtigseins, besonders hell. Das Herz Mariens ist die intakte Ordnung schlechthin; es ist der ganze Kosmos der geschaffenen Welt, sofern er in Ordnung ist und niemals in Unordnung war. Und dieses Herz verkörpert die ursprüngliche Ordnung der Schöpfung in einer Person, eine Person, die sich uns liebend zuwendet und an die wir uns vertrauend in unseren Nöten wenden können. Mariens mütterliches Herz umfasst jedes geschaffene Gut und alle Werte wie Gott sie ursprünglich wollte zu seiner Ehre.
Eine
Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens, wie sie 1954
in Fulda vollzogen wurde und wie wir sie jederzeit erneuern können,
bedeutet eine Besitzübereignung, unsere Übereignung an dieses
Herz, unsere Weihe an einen Kosmos, der immer in Ordnung war und der in
Unordnung geraten ist. Zugleich möchte unsere Weihe den Kosmos des
Herzens Mariens überall ausbreiten, zuerst in uns selbst, in unseren
Familien, in der Kirche und, soweit es dem Einzelnen möglich ist,
dies auch auf kluge Weise geschehen kann, auch im Berufsleben und in der
Gesellschaft. Unsere Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens steht dabei
nicht im Widerspruch zur Nachfolge Christi. Im Gegenteil: Wir können
Christus wirksamer dienen, wenn wir uns seiner hochheiligsten Mutter weihen.
Eine solche Weihe ganz Deutschlands wurde also vor 60 Jahren vor
dem Gnadenbild des Frauenbergs vollzogen. Es gab übrigens heftige
Proteste gegen dieser Marienweihe Deutschlands. Sie erschütterten
sogar die damalige CDU bis ins Mark. Aber der evangelische Christ Hermann
Ehlers, stellvertretender Parteivorsitzender und Bundestagspräsident,
besänftigte den Proteststurm. „Man kann doch nicht so tun", sagte
er, „als ob man von der Katholischen Kirche fordern könne, dass sie
nicht mehr katholisch sei. Man kann auch nicht erwarten, dass sie die in
den letzten Jahrzehnten besonders gewachsenen marianischen Formen ihrer
Frömmigkeit nicht pflege". Und mitten in der postkonziliaren Auflösung
erinnerte Josef Ratzinger als Münchener Erzbischof an die Marienweihe
von Fulda: „Kardinal Frings hat die Kirche Gottes in Deutschland der mütterlichen
Sorge Marias anvertraut", mahnte er die Deutsche Bischofskonferenz, die
hier jedes Jahr zusammentritt.
Welche
Folgen hatte die Marienweihe Deutschlands vor 60 Jahren?
Wir wollen uns an zwei besonders eindrucksvolle Wirkungen erinnern.
Das Weihegebet des Jahres 1954
enthält die Bitte „Lass heimkehren unsere Schwestern
und Brüder, die noch in der Fremde sind". Es ging um das Schicksal
zehntausender Kriegsgefangener und Zivilisten, die zehn Jahre nach Kriegsende
noch immer in Russland versklavt waren, darunter viele Naturwissenschaftler
und Ingenieure. Zu ihrer Befreiung bricht Konrad
Adenauer am 8. September 1955 nach Moskau auf. Es ist das
Fest Maria Geburt. Um ihn geistlich zu begleiten, sammeln sich Gebetsgruppen.
Adenauer schreibt ihnen: „Wie ich höre, wollen
die katholischen Männer der Erzdiözese Freiburg während
meiner Reise nach Moskau bei Tag und Nacht beten. Ich danke den Herren
für diese Hilfe." Vor der Reise betet Adenauer eine ganze Nacht
am Grabe des Bruders Klaus. Sein Fahrer hat es bestätigt. Glaubhaft
ist es, Adenauer habe auch in der Nacht vor der entscheidenden Verhandlung
vor einer Fatima-Statue in der französischen Botschaft in Moskau gebetet.
Und am Fest Maria Geburt fällt die Entscheidung: Moskau gibt die Gefangenen
frei. Am Rosenkranzfest treffen die ersten Heimkehrer ein. Einer von ihnen
schenkt Adenauer eine Marienikone, die ihn durch Krieg und Gefangenschaft
geführt hat. Sie hängt heute in Adenauers Sterbezimmer.
Eine zweite Wirkung ist vielleicht weniger bekannt. ...
In dieser ungeheuren Bedrohung ... (des Kalten Krieges) ... hatte
Adenauers Verteidigungspolitik auch eine marianische Dimension. Adenauer
war Mitglied der „Blauen Armee Mariens", einer großen Fatima-Gebetsgemeinschaft.
Am 30. Mai des Marianischen Jahres nahm Adenauer in seinem Amtssitz im
Bonner Palais Schaumburg den Friedenspreis der „Blauen Armee Mariens" entgegen
und mahnte: „Wenn Sie sagen, dass wir mit geistigen
Waffen gegen den Kommunismus kämpfen müssen und dass wir nur
so einen dauernden Frieden erlangen können, haben Sie vollkommen recht.
Ohne die Hilfe des Gebetes, ohne die Hilfe von oben, können wir das
Böse nicht besiegen."
Ob die Marienweihe Deutschlands einen Atomkrieg im Herzen unseres
Landes verhinderte, ist kaum beweisbar. Ein gläubiges Herz aber erschaudert
bei dem Gedanken, die Gottesmutter selbst habe unser Land hier in Fulda
beschützt, an ... entscheidender Stelle, an einem weltgeschichtlichen
Wendepunkt, im Marianischen Jahr 1954 und im 1200. Jahr des Martyriums
seines Patrons, des heiligen Bonifatius. Die „Marienweihe im Fulda Gap"
steht vielleicht Mariens Siegen von Lepanto oder vom Kahlenberg in nichts
nach. Am Ende des Marianischen Jahres 1954 spricht Adenauer zum deutschen
Volk: „Wenn wir in diesem Jahre zur Krippe treten",
sagt er über das Radio und das junge Fernsehen, „dann
wollen wir es dankerfüllten Herzens tun. Wir wollen vor allem Gott
danken dafür, dass er unserem Lande den Frieden erhalten hat. Ein
schweres, ein sorgenvolles Jahr geht in den nächsten Tagen zu Ende,
aber wir können in Frieden Weihnachten feiern, in Frieden dem Jahre
1955 entgegensehen." Adenauer vibriert geradezu vor Dankbarkeit.
Er wusste, um was es ging.
Die Anliegen des Marianischen Jahres 1954 sind aber auch die Anliegen
unserer Zeit. Auch heute geht es um die Rettung der christlichen Familie,
es geht um die Weckung guter Priester- und Ordensberufungen, es geht um
die Abwendung der Not in Ländern, in denen die Kirche verfolgt wird,
es geht um die Bewahrung des Friedens. Europas geistige Ordnung zerfällt
ja vor unseren Augen und wir sind von Kriegen umgeben, die uns so nahe
gekommen sind, wie wir es doch gar nicht mehr für möglich hielten.
Und in wie vielen Ländern wird die Kirche verfolgt!
Wer kann uns helfen? Fliehen wir auch heute an das Unbefleckte Herz
Mariens und weihen wir uns diesem Herzen, uns selbst, unsere Familien,
unser berufliches und gesellschaftliches Umfeld, alle Politiker, die heute
schwierige Entscheidungen treffen müssen, unser ganzes Land! Und folgen
wir Mariens Aufruf zur Buße und Sühne!
Was
ist denn damit gemeint — Buße und Sühne?
Buße und Sühne sind die Früchte der Liebe. Sühne ist
Wiedergutmachung von Schuld und zwar in zwei Richtungen: Sühne soll
erstens Gott die verletzte Ehre wiedererstatten und zweitens den schuldig
Gewordenen die verlorene Gerechtigkeit wiedererlangen. Wirksam kann Sühne
nur in Christus werden, durch sein Kreuzesopfer, das auf den Altären
bis ans Ende der Zeit erneuert wird. Wenn wir Sühne für andere
leisten, nehmen wir die Last dort auf unsere eigene Schulter, wo sie dem
Versagenden herabgeglitten war und tragen die Last nun an Stelle des Versagenden
wenigstens ein Stück weit. Aber es gibt keine Sühne ohne Buße.
Buße ist Sühne für eigenes Versagen. Es gibt keine Sühne
für andere, die nicht zugleich Buße für eigene Sünden
ist.
Wenden wir uns also an das Unbefleckte, mütterliche Herz Mariens,
büßend und sühnend, dass Gottes Ordnung überall erneuert
werde und das Unbefleckte Herz Mariens triumphiere. Warum sollte das Unbefleckte
Herz Mariens nicht auch in unserer Zeit triumphieren können? Eines
ist sicher: Einst wird es triumphieren.
(Quelle: Auszüge
aus: Wolfgang Koch in "Zur Deutschlandweihe 1954" in "Bote von Fatima",
Jgg. 73, Nr. 1 - Januar 2015, S. 3-4, IMR Regensburg)
Bild: Muttergottesstatue
in Wigratzbad (Webm.)
weihe Deine Kinder dem Unbefleckten Herzen Mariens
Weihegebet an die Heiligste Dreifaltigkeit durch Maria
Weihe
Deutschlands an das Unbefleckte Herz Mariens -
LINK: deutschlandweihe.de