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7. Die
Anrufung der heiligsten Namen Jesus und Maria
Herr,
mein Gott, führe mich den rechten Weg vor deinem Angesicht (Ps 5,9)
Deine Wege, Herr Jesus Christus, sind schöne, reine und sichere
Wege: Man kann auf ihnen rechtschaffen und vollkommen wandeln. Alle deine
Pfade sind friedlich und heilig. Alle deine Gläubigen und von Herzen
Demütigen können in dein himmlisches Reich hingeführt werden.
Wohin du auch immer aufbrichst oder gehst, wo du auch immer stehst
oder sitzt, rufe Jesus und Maria, seine gütige Mutter, an und lies
gern diesen heiligen Vers als Leitspruch mit auf den Weg: Herr,
mein Gott, führe mich den rechten Weg vor deinem Angesicht (Ps 5,9).
Und füge einen zweiten ähnlichen Vers bei: Gütiger
Jesus, lenke meine Schritte auf deinen Pfaden, und meine Füße
werden nicht wanken (Ps 17,5), damit ich nichts Eitles schaue und
Nutzloses spreche, das meiner Seele schaden könnte.
Dann nimm auch folgende zärtliche Anrufung wie eine Wegzehrung
mit auf den Weg, halte sie fest in der Hand wie einen Wanderstab und bete
sie oft
voll Andacht: Jesus und Maria seien
immer mit mir auf dem Weg, an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt zum guten
Schutz. So werde ich nicht auf Abwege geraten und nicht durch
vielerlei Trugbilder von innen und außen zerstreut.
Dieses heilige Gebet „Jesus und Maria" ist kurz zu lesen, mühelos
zu tragen, leicht zu behalten, angenehm zu denken und mächtig als
Schutzwehr. Es bewirkt zuverlässigen Schutz, vertraute Wegbegleitung,
angenehme Erquickung, freundlichen Trost und mächtige Hilfe. Durch
seine Klugheit vermag dieses Gebet jeden armen Pilger, der diese Weltzeit
gering schätzt, in das ewige Leben zu führen.
Dieses heilige Gebet hat bei sich bessere Gefährten, tapferere
Streiter als alle Könige und Fürsten dieser Welt, erhabenere
Heilige als alle Heiligen im Himmel und auf Erden. Dieses heilige Gebet
zieht im geistlichen Eifer den ganzen himmlischen Hof nach sich, der mit
aller Ehrfurcht seinem Herrn Jesus Christus und seiner Herrin, der heiligen
Maria und gebenedeiten Mutter Jesu, folgt. Sie ist allen Lobes überaus
würdig und muss von allen geehrt werden.
Wer Jesus und Maria auf dem Weg dieses Lebens zu Gefährten
hat, der wird sie auch in der Stunde des Todes als getreue Fürsprecher
finden. Verlasse Jesus nicht mehr, wenn du danach verlangst, immer mit
Jesus und Maria zu leben und dich zu freuen. Daher wandelt der gut und
sicher, der Jesus und Maria im Herzen trägt und mit dem Mund oftmals
nennt. Es wandelt gut und sicher, wer Jesus und Maria mit preisenden Lippen,
mit klatschenden Händen, mit tanzenden Füßen, mit lauter
Stimme und jubelndem Herzen lobpreist, wer sie mit weinenden Augen und
seufzendem Gesicht, mit Küssen und Umarmungen und mit gebeugten Knien
verehrt.
Selig, wer Jesus und Maria fleißig anruft, andächtig
grüßt, liebevoll an sie denkt, sie über alles ehrt, sie
freudig lobt, besonders verherrlicht, glühend liebt, zart im Sinne
führt, fröhlich feiert und besingt! O wie zärtlich ist Jesus
und wie zärtlich ist die heilige Maria, seine geliebte Mutter! Selig
der Pilger, der an jedem Ort und zu jeder Zeit seiner Verbannung im sterblichen
Leibe an die himmlische Heimat denkt, wo Jesus und Maria mit allen Engeln
und Heiligen in größter Freude und ewiger Glorie sich freuen.
Selig der Pilger, der keine bleibende Stätte in dieser Welt sucht,
sondern sich danach sehnt, losgelöst und bei Christus im Himmel zu
sein. Selig der arme Bettler, der täglich seine Hände ausbreitet,
um das Brot des Himmels zu empfangen, und nicht nachlässt demütig
zu bitten, bis er einige Brosamen vom Tische Gottes empfängt! Selig,
wer berufen wird zum Mahl des Lammes und das heilige Sakrament empfängt,
bis er zum himmlischen Gastmahl gelangt.
Denn so oft einer andächtig kommuniziert oder ein Priester
ehrfürchtig und andächtig die heilige Messe zur Ehre Gottes feiert,
so oft isst und trinkt er geistigerweise mit dem gebenedeiten Jesus und
seiner gebenedeiten Mutter Maria. Dieser ist ein Jünger Jesu, ein
Kapellanus der Allerseligsten Jungfrau, ein Gefährte der Engel, ein
Mitbürger der Apostel, ein Hausgenosse Gottes, ein Verwandter der
Heiligen, ein Freund des Himmels. Ein solcher flieht vor dem Lärm
der Menge, er meidet unnützes Gerede, erwägt die Worte Jesu und
bewahrt sorgsam sein Herz und all' seine Sinne, um Jesus, Maria und alle
Heiligen nicht zu beleidigen.
Er wird von dem Herrn Jesus, seinem Heiland, Segen und Barmherzigkeit
empfangen. Und wie schnell wird Jesus von seinem heiligen Himmel herab
ihn erhören, wenn er ihm zuruft, wo und in welcher Gefahr er auch
sein mag. Denn als die Jünger auf dem Meer fuhren und aus Furcht vor
dem Untergehen Jesus anriefen, war Jesus sofort zu ihrer Hilfe da und sprach:
Was
seid ihr furchtsam? Habt Vertrauen, ich bin es, fürchtet euch nicht!
(Joh 6,20)! Denn die Stimme Jesu ist eine zarte und tröstliche
Stimme, sie ist ein starker Schutz und eine frohmachende Erbauung. Sie
ist gütig, zu verzeihen und gnadenvoll, das ewige Leben zu verleihen.
Thomas von Kempen, aus der Nachfolge Mariens
(Quelle: "Dienst am Glauben"
Heft 4, Okt - Dez 2014, S. 99f, Innsbruck)
Bild oben: Jesus Christus
- Statue in Tihelina/Herzegowina
Bild unten: Muttergottes
von Maria Vesperbild bei Augsburg