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An diesen beiden Festtagen gedenken wir unserer lieben Verstorbenen
und allen Menschen, die in ihrem Leben Gott in den Mittelpunkt gestellt
haben. Nicht über alle Heiligen und Seligen wissen wir Bescheid. Viele
haben im Verborgenen gelebt und an diesem Tag denken wir an all jene, deren
Größe im Alltag der Menschheit still unterging, deren Leben
und Wirken nicht überliefert wurde. Denn auch wenn die Anzahl der
Heiligen groß ist, auf die die Katholische Kirche zurückblicken
kann, wie viele lebten und handelten ganz im Sinne Gottes und blieben im
Verborgenen.
Längst sind sie bei Gott und dürfen seine Herrlichkeit
schauen. Zugleich dürfen wir uns jedoch auch bewußt sein, daß
das Licht der Auferstehung über den Tod hinaus auch für uns leuchtet.
Darüber gibt es viele Stellen in der Bibel und viele Schilderungen
von Mystikern.
Am Allerseelentag soll uns noch einmal besonders bewußt werden,
wie sehr die Toten unsere Gebete und Opfer brauchen. Heilige und Sühneseelen
durften auch besondere Erlebnisse und Schauungen während der hl. Messe
erfahren. So auch die heilige Franziska Romana, eine besondere Helferin
der Armen Seelen und eifrige Besucherin der hl. Messe. In einer solchen
durfte sie sehen, wie die Werke der Barmherzigkeit für die Armen Seelen
von den Schutzengeln dem himmlischen Vater vorgestellt werden, der sie
annimmt und den einzelnen Seelen zuwendet. Wenn wir um diese Gelegenheit
wissen, besuchen wir doch die hl. Messe, so oft es möglich ist und
lassen wir für die Verstorbenen Messen lesen!
Und vergessen wir nicht, das Leben als das zu betrachten, was es
ist: eine Aussaat für die Ewigkeit, wie der hl. Josef Freinadametz
schon anmerkte. Wir füllen unser Leben mit so vielen Aktivitäten
aus, daß wir oft zu spät bemerken, daß wir auf das Wesentliche
vergessen haben: auf das Lächeln, auf die Minute Geduld, die wir dem
anderen entgegenbringen! Vielen Menschen wird das erst bewußt, wenn
es zu spät ist: es gibt keine Gelegenheit
mehr, sich zu entschuldigen, Unrecht einzugestehen, etwas wiedergutzumachen.
Wenn der Mensch nicht mehr unter uns weilt, gibt es keine Gelegenheit mehr
zu sagen, wie sehr man ihn schätzt und liebt. Späte Reue kommt
oft zu spät. Und genauso ist es mit unserem Verhältnis zu Gott.
Hier und jetzt haben wir die Möglichkeit und Chance, für unseren
Glauben einzustehen und ihn zu leben. Heute können wir Jesus danken,
für seine Gnade und seine Barmherzigkeit und heute können wir
ihn bitten, uns zu verzeihen. Niemand weiß wirklich, was der Morgen
bringt. Aber heute können wir das Beisammensein mit Christus suchen
und für die Armen Seelen beten.
Gedanken über das Schweigen
und über die Vergebung...
Schweigen ist Barmherzigkeit, wenn man von Herzen verzeiht, ohne
an Vergangenes zu rühren. Schweigen ist Geduld, wenn man leidet, ohne
zu klagen, Schweigen ist Glaube, wenn man schweigt, weil Gott es ist, der
in die Herzen schaut, der führt, lenkt und leitet. Schweigen ist liebende
Anbetung, wenn wir das Kreuz umarmen, ohne zu fragen: "Warum...?"
Das Leben in Familie und Gemeinschaft soll geprägt sein von
Nachsicht und Vergebung. Menschen sollen einander die Chance geben, wiedergutzu-
machen und wieder neu anfangen zu können. Natürlich kann Verzeihen
sehr schwer sein. Vor allem wenn sich Haß, Bitterkeit und Entzweiung
tief im Herzen eingenistet haben. In diesem Klima findet man keine guten
Lösungen, kein erlösendes Wort.
Nach unbedachten und bösen Worten sich mit jemandem wieder
zu versöhnen, gelingt nicht jedem auf Anhieb, da braucht es eine Liebe,
die am Kreuz Christi das Maß nimmt. Nichts ist zu schwer, wo Liebe
ist. Wo Liebe ist, dort ist auch Friede, Freude, Geduld, Nachsicht, Verstehen,
Güte und Milde. Wichtig ist der
Aufblick zu Gott, das tägliche Gebet. Im Gebet heilen viele Wunden
des Herzens...
Betende Hände empfangen Frieden und bringen Licht, Liebe und
Geborgenheit. Wo das Gebet fehlt, fällt die Seele wieder zurück
in die alten Gruben von Zorn und Streit, Empfindlichkeit und Vorwürfen.
Ohne Gebet, Einsicht und Umkehr gibt es keinen dauerhaften Frieden, keine
wirkliche Versöhnung.
Vergebung beginnt schon im Herzen, in den Gedanken. Nicht umsonst mahnt eine alte Hausinschrift:
"Achte
auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte. Achte auf deine Worte,
denn sie werden deine Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie
werden deine Gewohnkeit. Achte auf deine Gewohnkeiten, denn sie werden
dein Ckarakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein SckicksaL."