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Pfarrer Michael Dobler - zu jungen Menschen
Bevor wir die sieben heiligen Sakramente näher betrachten, muß die Frage beantwortet werden:
1. Wie ist es möglich,
daß Jesus Christus in den heiligen Sakramenten zu uns kommt?
Die Grundlage für
dieses Verstehen ist die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus mit
seinem verklärten Leib, mit dem er alles durchdringen kann. Darum
ist Jesus durch den Stein, mit dem das Grab verschlossen war, hindurch
auferstanden; darum ist er den Aposteln im Abendmahlsaal durch die Wand
hindurch erschienen; und so wieder entschwunden.
Als Auferstandener
kann Jesus Christus unseren Verstand erleuchten - unseren Willen stärken
- unser Herz begeistern und entzünden - auch unsere Leidenschaften
und Begierden meistern helfen.
Wie könnten wir
uns in einem Vergleich das Wirken Jesu in uns durch die heiligen Sakramente
vorstellen?
2. Vergleich mit
einem Baum
Bei der heiligen Taufe
wird das Bäumchen des göttlichen Lebens in unser Herz (in unser
Wesen) eingepflanzt. Jedes Leben beginnt ganz klein und muß wachsen.
In der heiligen Kommunion wird dieses göttliche Leben in uns genährt,
damit es sich entfalten kann.
In der Firmung wird
das göttliche Leben in uns gefestigt und gestärkt, daß
es durch die Stürme der Leidenschaften und Triebe und durch alle Anfechtungen
der Welt nicht gebeugt oder gar gebrochen werden kann.
Im Sakrament der Buße
werden die Wassertriebe und sonstige Schmarotzer weggeschnitten. Die Pflanze
des göttlichen Lebens in uns wird gereinigt, daß der Gottesbaum
in uns Früchte der Liebe und Güte und Geduld, Früchte des
Ausharrens und des Durchhaltens, des Opfers und des Leidens bringen kann.
In der heiligen Krankenölung
wird das göttliche Leben in uns für die Krankheit gestärkt
und, wenn es der Wille Gottes ist, auch die leibliche Gesundheit geschenkt.
Beim Sterben macht der Teufel noch alle Anstrengung, dem Menschen den Zugang
zum Himmel zu versperren, oder wenigstens noch ein Stück seiner Herrlichkeit
zu rauben. Darum will Jesus noch mit seiner Kraft zu Hilfe kommen, die
er in der Krankensalbung schenkt.
Bei der Priesterweihe
wird der Priester verschmolzen mit Jesus, daß er an seiner Stelle
gleichsam als Gärtner Gottes das göttliche Leben pflanzen und
pflegen kann. Durch das Sakrament der Ehe schließt sich Jesus Christus
den beiden an, daß sie fähig werden für die Liebe bis zum
Tod; und die Weisheit und Kraft zur Erziehung der Kinder erhalten. Denn
jedes Kind beginnt sein Leben durch Mithilfe der Eltern, hört aber
nie mehr auf zu existieren. Und zu neunzig Prozent hängt das irdische
und ewige Glück jedes Kindes vor allem von den Eltern, ihrem Beten,
Opfern, Erziehen und Beispiel ab. Dazu will Jesus bei ihnen bleiben - bis
zum Tod.
3. Das heilige Sakrament
des Altares
Wenn wir die sieben
Sakramente aufzählen, fällt uns auf, daß ein Sakrament
besonders hervorgehoben wird: das Allerheiligste Sakrament des Altares.
Warum diese Hervorhebung? - Die Antwort darauf ist sehr wichtig:
a) Bei allen anderen
Sakramenten wirkt Jesus Christus:
Bei der Taufe: in
dem Augenblick, wenn der Priester das Wasser gießt und die Worte
der Taufe spricht.
Bei der Firmung: In
dem Augenblick, wenn der Bischof die Hand auflegt und die Salbung vornimmt,
schenkt Jesus den Heiligen Geist.
Bei der Buße:
In dem Augenblick, wenn der Priester die Lossprechung von den Sünden
ausspricht, befreit Jesus von den Sünden - so auch bei den anderen
Sakramenten.
b) Im Allerheiligsten
Sakrament des Altares wird Jesus Christus gegenwärtig und bleibt als
Gott und Mensch gegenwärtig von dem Augenblick an, wenn der Priester
die Wandlungsworte über Brot und Wein spricht.
Darum machen wir vor
dem Taufwasser, vor dem Krankenöl, vor dem Chrisam keine Kniebeuge.
Wir machen aber eine
ehrfürchtige Kniebeuge vor dem Tabernakel, oder gar vor dem ausgesetzten
Sakrament, oder auch, wenn der Priester das heilige Sakrament zu den Kranken
trägt: „Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament
des Altares - von nun an bis in Ewigkeit!"
So hat das Allerheiligste
Sakrament des Altares eine Schlüsselstellung inmitten der anderen
heiligen Sakramente.
4. Die heilige Firmung
Wir können die
Firmung nur richtig beurteilen, wenn wir sie im Zusammenhang des christlichen
Lebens, vor allem im Zusammenhang mit den sieben heiligen Sakramenten sehen.
Da tauchen nun viele Fragen auf:
a) Was ist das Besondere
der heiligen Firmung?
Wir empfangen den
Heiligen Geist. Alles, was jetzt hier betrachtet wird, ist ein Versuch,
ein wenig zu ahnen, was der Heilige Geist ist und was er in uns wirkt.
b) Wann wurde die
erste heilige Firmung gespendet?
Wir lesen und betrachten
dazu Apostelgeschichte 1, 22 bis 2,41
c) Wer ist der Heilige
Geist?
Der Heilige Geist
ist die dritte göttliche Person: Vater - Sohn - Heiliger Geist. -
Wie alt ist der Heilige Geist? - So alt wie der Vater und der Sohn, von
Ewigkeit!
d) Welcher Vergleich
könnte uns einigermaßen das verständlich machen?
Wir Menschen haben
einen Verstand - mit dem Verstand denken wir - was wir denken, ist das
Gedachte oder auch der Denkinhalt.
Anwendung: Gott Vater
ist gleichsam der göttliche Verstand - Gott Sohn das göttliche
Denken - der Heilige Geist ist der Denkinhalt.
e) Und nun das Herrliche:
Gott denkt nur Liebe. Das ist der Heilige Geist.
f) Welche Gebete haben
wir zu den drei göttlichen Personen?
Das Gebet zum Kreuzzeichen
- das Ehre sei dem Vater - und das Glaubensbekenntnis. Wir sollten sie
oft beten - und immer sehr ehrfürchtig beten!
g) Gibt es nicht auch
in der Natur viele Vergleiche, die uns an die Heilige Dreifaltigkeit erinnern?
Das dreiblättrige
Kleeblatt - das Wasser kann sein: fest - flüssig - gasförmig.
Die Dimensionen des Raumes: lang - breit - hoch.
Die drei geistigen
Fähigkeiten des Menschen: Verstand - Wille - Gemüt.
5. Der Schöpfergeist
Was ist für ein
Unterschied zwischen Machen und Erschaffen?
Antwort: Der Tischler
macht den Tisch aus Material und Werkzeug - Gott schafft alles aus nichts
und mit nichts.
Beispiele aus der
Heiligen Schrift über die Schöpfertätigkeit des Heiligen
Geistes
a) Wir lesen beim
Propheten Ezechiel 37, 1-28: Die Vision von den Totengebeinen, die durch
den Heiligen Gottesgeist wieder lebendig werden.
b) Wir lesen von der
wunderbaren Empfängnis Jesu im jungfräulichen Schoß Mariens.
c) Wunderbare Wirkung
des Heiligen Geistes war auch das Wirken Gottes in den Heldengestalten
des Alten Testamentes: Gedeon - Samson - Samuel - Judith - David. Aus dem
Neuen Testament: die Apostel - Stephanus - Laurentius.
6. Erscheinungsformen
des Heiligen Geistes
Der Sturm - die Taube
- die Feuerflamme -
a) Der Sturm
Beim Pfingstfest war
es wie das Brausen eines Sturmes. Damit ist angedeutet, daß es sich
um einen geistigen Sturm handelte - der Sturm reißt alles Morsche
weg, damit neues Leben sich entfalten kann - nur was stark und fest, überlebt.
- Auch bei uns möchte der Sturm des Heiligen Geistes (durch Beichte
und Buße) alles Sündhafte fortreißen.
b) Die Taube
Von jeher als Brieftaube
bekannt, ist Bild für den Heiligen Geist: Bote der Liebe zwischen
Vater und Sohn und zwischen Sohn und dem Vater.
Der Heilige Geist
ist auch Bote zwischen Gott und uns Menschen: Bote Deiner Liebe zu Gott
und auch Deiner Liebe zu Deinen Mitmenschen. Soviel Du Dir durch den Heiligen
Geist Liebe schenken läßt, soviel kannst Du dann selber Liebe
schenken.
c) Feuerflamme
Das Bild von der Feuerflamme
erklärt am besten das Wirken des Heiligen Geistes in uns und in der
Welt:
Das Feuer leuchtet
- wärmt - kocht - schweißt - reinigt - treibt. Das Feuer leuchtet:
Laß einen Arzt
eine Operation machen ohne Licht - Kannst Du Deine Aufgabe im Finstern
machen - ohne Licht - Versuche zu nähen - zu kochen - Auto fahren
- ohne Licht! Und im täglichen
Leben wollen wir ohne das Licht des Heiligen Geistes auskommen?
- Beten wir um das Licht des Heiligen Geistes vor der Berufswahl - vor
der Standeswahl - vor der Partnerwahl - vor Entscheidungen des Alltags
- um die Erleuchtung für das rechte Verhalten auch den Mitmenschen
gegenüber.
Das Feuer wärmt:
Es friert uns in einem
kalten Zimmer, in einem kalten Auto - und wie angenehm ist eine warme Stube
- auch Kirchen heizt man heute.
Und die Herzen - die Familien - die Gemeinschaften? - Wie gefühllos und kalt sind heute Menschen zueinander! Die Fahrerfluchten - die Morde und der Terrorismus. Wie notwendig ist der Heilige Geist für unsere Zeit!
Das Feuer kocht:
Sagen wir unseren
Müttern einmal: Ihr braucht jetzt durch eine Woche nicht mehr kochen.
Wir essen alles roh. Fleisch - Kartoffeln usw. Ungekochte Speisen sind
unverdaulich. Bleiben im Magen liegen. - Darum gibt es heute so viele „rohe"
Menschen. So viele sind „unverdaulich", liegen dem anderen im Magen - Was
bedeutet doch der Heilige Geist für unsere Zeit - für das Zusammenleben
der Menschen.
Das Feuer schweißt:
Wenn jemand gut schweißen
kann, dann kann man eine solche Schweißstelle nicht mehr brechen.
Eher bricht das Eisen daneben.
So schweißt
die wahre Liebe des Heiligen Geistes auch uns zusammen, macht aus uns eine
verschworene Gemeinschaft. Wieso? - Weil wir opferfreudig werden. Wenn
aber der andere spürt: Der bringt für mich alle Opfer, der muß
mich lieben -dann wird sein Herz weit. - Wie viele Frauen haben so schon
ihre Männer „bekehrt" -nur durch die geduldige, alles ertragende Liebe!
Das Feuer reinigt:
Immer noch ist Erhitzung
das sicherste Mittel zur Keimfreimachung: Wir halten eine Nadelspitze in
das Feuer, wenn wir damit einen Splitter oder dergleichen entfernen wollen.
So reinigt der Heilige
Geist unsere Seele von Sünden und auch von „Bazillen" der Sünden.
Das Feuer treibt:
Zu welch herrlichen
Taten der Liebe hat der Heilige Geist die Menschen getrieben und ihnen
die Kraft dazu gegeben!
Der Heilige Geist
hat den Sohn Gottes gedrängt, auf die Erde zu kommen und für
uns das höchste Opfer zu bringen. Niemand und nichts konnte ihn von
diesem Weg, für die Menschen das Höchste zu tun, abbringen.
Das war die Kraft
der Urkirche. Die Mitwelt hat diese unerklärliche Kraft erlebt, die
Macht Gottes.
Gerade das aber braucht
das im christlichen Westen heute so müde gewordene Christentum wieder.
Ein neues Pfingsten muß kommen - durch die junge Generation, die
getrieben wird vom Heiligen Geist!
(Quelle: "Dienst
am Glauben", Heft 4-2007, S. 112 - 116, Innsbruck)