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Die Sieben Gaben und zwölf
Früchte des Heiligen Geistes
Im Johannesevangelium, beim Abschied von seinen Jüngern (Joh
14,15-31) und in der Apostelgeschichte, nach seiner Auferstehung (Apg.
1, 4-8), tröstet Jesus seine Freunde mit der Verheißung eines
ganz besonderen Geschenkes, eines "Beistandes", der für immer bei
ihnen bleiben werde.
Zu Pfingsten empfingen sie dann den Heiligen Geist, die göttliche
Kraft, die ihnen ein neues Leben mit Gott ermöglicht und sie zu mutigen
Zeugen des Glaubens machte.
Uns Christen wird die Kraft des Heiligen Geistes durch das Sakrament
der Taufe und der Firmung eingegossen. Sie ist, so wie Glaube und Liebe,
ein Geschenk. Wir können weder beeinflussen, was und wie viel wir
noch bewirken, wann wir etwas geschenkt bekommen - es kommt nicht von uns,
sondern von außen, es ist ein Geschenk Gottes an seine Kinder.
Jeder von uns hat seine Talente. Verschiedene Gaben und Fähigkeiten
sind allen Menschen geschenkt, um sie zu nützen und zum Guten weiterzuentwickeln.
Die Sieben Gaben des Heiligen Geistes veranschaulichen die Vielfalt
der einzigartigen göttlichen Geistesbegabung. Wir unterscheiden die
Gaben und die Früchte des Heiligen Geistes. Die Früchte des Geiste
("Liebe, Freude, Friede,...!") wachsen langsam, wenn
wir Gott um diese Tugend-Gaben bitten. Die Sieben Gaben werden jedem Einzelnen
von uns einmal bei der Firmung geschenkt, damit wir sie leben.
WEISHEIT
Die Gabe der Weisheit ermöglicht uns, alles so wie es ist zu
sehen, und dennoch die Dinge, Situationen und Menschen mit den Augen der
Liebe zu betrachten. Die Gabe lässt uns auch unsere Fehler sehen und
ermuntert uns neue Wege zu suchen. Sie gibt uns Gelassenheit, wenn das,
was wir erleben unseren Verstand übersteigt und wir mit unseren Erklärungen
am Ende sind. Die Gabe der Weisheit öffnet uns die Augen, sie beleuchtet
das Gute in uns selbst und anderen und lässt uns über das Leben
freuen. Durch sie erhalten wir Lebensfreude, Kraft zur Hoffnung und um
Verantwortung zu übernehmen. "Man sieht nur mit dem Herzen gut.",
dieser Ausspruch des kleinen Prinzen im Roman von Exupery veranschaulicht
am besten, worauf es ankommt. Weisheit im biblischen Sinn bedeutet also
die vom Heiligen Geist geschenkte Fähigkeit, Gottes Willen zu erkennen,
alles mit den Augen Gottes zu sehen und zu entscheiden, was vor Gott recht
ist.
EINSICHT und VERSTAND
Der Verstand ist das Werkzeug des logischen Denkens, des Nachdenkens
und Lernens. Es geht bei der Firmung besonders darum, Gott besser zu verstehen,
also um die Einsicht in religiöse Wahrheiten, Glaubenswahrheiten und
das
Verständnis der Bibel. Die Gabe der Einsicht bewirkt, dass wir uns
vom Geheimnis des Lebens berühren lassen.
RAT
Die Gabe des Rates hilft uns, in verschiedenen Lebenssituationen
Entscheidungen zu treffen. Sie bringt keine fertigen Antworten, aber Wegweiser.
Sie gibt uns Orientierung bei unseren Lebensentscheidungen und kann uns
vor falschen oder überstürzten Entschlüssen schützen.
Mit der Gabe des Rates können wir den Willen Gottes für unser
Leben erkennen. Zu ihr gehört auch die Bereitschaft neue Werte, Wege
und Ziele zu entdecken. Die Gabe des Rates ermöglicht, dass wir uns
selbst frei entscheiden und andere unterstützen, ihren eigenen Weg
zu finden.
ERKENNTNIS
Die Gabe der Erkenntnis führt zu einer tieferen Sicht dessen,
was wir erleben. Sie hilft Gut und Böse zu unterscheiden und Ereignisse
einzuordnen. Sie bewirkt, dass wir Hintergründe und Ziele verstehen
und Zusammenhänge durchschauen. Die Gabe der Erkenntnis bewirkt, dass
wir uns religiös beschäftigen und uns weiterbilden. Mit ihr suchen
wir Antworten auf unsere Sinnfragen. Sie lässt uns unser Leben und
die Welt aus der Sicht des christlichen Glaubens und Vertrauens deuten.
STÄRKE
Die Gabe der Stärke bedeutet, nach Gottes Willen zu handeln,
zu reden, zu leben, d.h.: das als Gut und Richtig erkannte auch zu verwirklichen.
Stark sein bedeutet auch in schwierigen oder dunklen Zeiten am Glauben
festzuhalten. Es heißt mutig zu sein und Zivilcourage zu haben. Die
Gabe der Stärke hilft uns, unseren eigenen Überzeugungen treu
zu bleiben. Die Gabe der Stärke befreit. Sie bewirkt, dass wir mit
gesundem Selbstbewusstsein und Gottvertrauen zu uns stehen, zu unserer
eigenen und persönlichen Art und damit Gutes bewegen können.
FRÖMMIGKEIT
Die Gabe der Frömmigkeit bewirkt die persönliche Bindung
an den christlichen Gott - Gott, zu dem wir du sagen dürfen. Frömmigkeit
bedeutet Hingabe, Vertrauen und Freude an Gott. Diese Herzensverbindung
mit Gott, bewirkt gleichzeitig, dass wir die Menschen lieben, dass wir
in Gemeinschaft leben können. Mit Frommsein verbindet man oft Weltabgewandtheit,
es geht aber um unsere Einstellung zu den Menschen, mit denen wir zusammenleben,
und um unser Handeln. Frömmigkeit ist nur dann echt, wenn mein Glaube
und mein Leben Werke der Gottes- und Nächstenliebe tut.
GOTTESFURCHT
Die Gabe der Gottesfurcht hat nichts mit lähmender Angst zu
tun, sondern mit der Furcht, Gott nicht gerecht zu werden. Sie bewirkt
die Ehrfurcht vor Gott, dem "Ganz-Anderen". Gott, der uns gleichzeitig
liebend nahe und ganz anders ist. Es geht um unser begrenztes Menschsein
im Vergleich zu Gottes unendlicher Liebe und Größe.
Wer sich zur Gottesfurcht entschließt, wählt die Freiheit
der Kinder Gottes, die weiß, dass es letztlich auf Gott, die Wahrheit
allein ankommt und darauf, dass wir absolut zu ihm gehören; dass alles
andere in dieser Welt zweitrangig, relativ und vorläufig ist. Damit
ist sie auch eine große Quelle innerer Freiheit.
Auch andere Gaben wie Dienen, Keuschheit, freiwillige Armut, Barmherzigkeit
und andere werden zu den Gaben des Heiligen Geistes gezählt.
Die 12 Früchte des Heiligen
Geistes
Liebe
Freude
Friede
Geduld
Freundlichkeit
Güte
Langmut
Sanftmut
Treue
Bescheidenheit
Enthaltsamkeit
Keuschheit
Gebet zum Heiligen Geist nach Stephen Langton von Canterbury, 13. Jahrhundert
Gruß an Maria in der Maiandacht
Quelle: "Der Gefährte"
Nr. 3, Mai/Juni 2015, S. 6 - 8, St. Andrä, Mediatrix-Verlag
- LINK
Die 7 Gaben und die 12 Früchte des Heiligen Geistes - PDF ca. 1,6 MB
(Quelle: Zeitschrift
"EWIG", Nr. 5-6, Mai/Juni 1996, S. 28f, (C) Assisi-Verlag, CH-6044 Udligenswil,
nur für den priv. Gebrauch)