Unbeflecktes Herz Mariens - Patronin der Vereinigten Staaten von Amerika |
Dorothea und Wolfgang Koch
Mary Immaculate - Patronin der Vereinigten Staaten von Amerika
Mancher Freund Fatimas wundert sich, warum die heilige Jungfrau um die Weihe Russlands an Ihr unbefleckt empfangenes Herz bittet, die Vereinigten Staaten von Amerika jedoch nicht erwähnt. Lässt sich doch in ihnen ein Symbol der „radikalen Aufklärungskultur" sehen, vor der Papst Benedikt XVI. schon als Kardinal warnte. Dieses Land ist jedoch überraschend ambivalent. Längst schon steht es unter dem Patronat der Mary Immaculate, der Gottesmutter als unbefleckt Empfangener.
Wenige wissen es: Bereits am 28. Mai 1792, vier Jahre nach der Ratifikation
der Constitution, wurden die jungen USA der seligsten Jungfrau geweiht.
Vollzogen wurde dieser Akt durch John Carroll S. J. (1735-1815), Bischof,
später Erzbischof von Baltimore in Maryland, der ältesten Diözese
der USA. Im gleichen Monat, am 13. Mai 1792, legten Freimaurer, unter ihnen
George Washington, den Grundstein für das Weiße Haus in der
neuen Hauptstadt Washington D.C.
Maryland - „Marienland"?
Woher kommt dieser Name für einen der dreizehn Gründungsstaaten
der USA? Die Mariengeschichte dieses Landes beginnt lange vor der Declaration
of Independence. Sogar Washingtons Stadtgebiet liegt auf „Marienland"!
Der District of Columbia, D.C., wurde jedoch von Maryland und Virginia
abgetreten, um Regierung und Kongress dem Zugriff der damals mächtigen
Einzelstaaten zu entziehen. Da das Gebiet westlich des Potomac River an
Virginia zurückfiel, liegt Washington D.C. aber heute vollständig
auf „Marienland". Maryland war die einzige katholische der sonst strikt
protestantischen britischen Kolonien. Mit königlichem Privileg wurde
sie bereits 1632 von George Calvert (1579-1632) und seinem Sohn als Zuflucht
verfolgter Katholiken gegründet. Eine glänzende Karriere machte
Calvert zum Staatssekretär unter James I. (1566-1625), dem einzigen
Sohn der katholischen Maria Stuart, Queen ofScots. Als Katholik getauft
wurde James protestantisch erzogen. 1625 legt Calvert seine Amter nieder,
nachdem er zum katholischen Glauben konvertiert war. Aus Dankbarkeit ernennt
ihn James zum Baron von Baltimore. In die Kirche führt ihn der unbeschuhte
Karmelit Simon Stock, gleichen Namens wie der heilige Simon Stock (1165-1265),
Generalprior der Karmeliten, dem die Gottesmutter in einer Vision das Skapulier
überreichte. Anscheinend steht die Gottesmutter vom Berge Karmel am
Anfang ihres amerikanischen Wirkens.
Zunächst versucht Calvert auf Neufundland, der subarktischen
Insel östlich von Kanada, eine katholisch geprägte Kolonie zu
gründen, die er Avalon nennt. Auf dieser mythischen Insel der Arthus-Sage
berührt das Christentum zuerst das römische Britannien. Missionare
erbittet er sich von Stock, der große Ideen entwickelt. In einem
Brief an das Hl. Offizium sieht er Calverts Kolonie nicht nur als Sprungbrett
für die Indianermission in der Neuen Welt, sondern auch in China.
Zu dieser Zeit glaubte man noch an einen Seeweg zum Pazifik. Das feindliche
Klima bereitet Avalon ein rasches Ende. Nach vielen Wirren gründet
Calvert Maryland. Baltimore, bald die wichtigste Stadt „Marienlands", trägt
Calverts Adelstitel. Die Frage, ob Calvert Maryland unmittelbar nach der
Gottesmutter benannte oder nach der katholischen Ehefrau des katholisierenden
Charles I., beschäftigt die Historiker.
John Carroll verkündet die Marienweihe in seinem ersten Hirtenbrief
an seine riesige Diözese, die alle 13 Gründungskolonien umfasst.
Von Baltimore überträgt sich die Weihe auf alle weiteren Diözesen
des Landes. Wie sehr ,Maria' das Programm' des ersten Bischofs der USA
ist, zeigt auch das Patronat der Mutter aller katholischen Kirchen der
USA, deren Grundstein Carroll 1806 legt. Die Basilica of the National Shrine
of
the Assumption of the Blessed Virgin Mary ehrt die glorreiche Himmelfahrt
Mariens. An ihrem Fest, am 15. August 1791, wurde Carroll zum Bischof geweiht.
Noch als Jesuitenpater gründet Carroll im französischen
Revolutionsjahr 1789 die Georgetown University in dem späteren D.C.
Noch heute von Jesuiten geführt, ist die erste katholische Universität
der USA ignatianischen Prinzipien verpflichtet: ad
majorem Dei gloriam, contemplatio in actione, cura personalis
sowie akademischer Exzellenz. Heute zählt Carrolls Gründung zu
den amerikanischen Eliteuniversitäten. Erst 20 Jahre danach gründet
Thomas Jefferson (1743-1826) seine dem Geist der Aufklärung verpflichtete
Modelluniversität in Charlottesville, Virginia.
Die aufblühende Kirche
der USA verehrt die Gottesmutter immer inniger in ihrer Unbefleckten Empfängnis.
So wird der Immaculata in Kansas, im geographischen Zentrum der USA, im
Jahre 1840 von Indianern und Jesuiten eine große Kapelle erbaut.
Über 500 Potawatomi wohnen dem Hochamt, der feierlichen Vesper und
der Prozession anlässlich der Kirchweihe am Weihnachtstag bei, bei
der Indianermädchen eine Statue der Mary Immaculate tragen.
Als Erzbischof Samuel Eccleston S. S. (1801-1851) von Baltimore
1846 das 6. Provinzialkonzil der amerikanischen Kirche in Carrolls Himmelfahrtskathedrale
einberuft, erhebt das erste Dekret Mary Immaculate
zur Patroness of the United States mit dem 8. Dezember als verpflichtendem
Patronatsfest. Kein geringerer als Papst Pius IX. (1792-1878) bekräftigt
das amerikanische Patronat der Immaculata am 7. Februar 1847. Das
7. Provinzialkonzil bittet ihn einmütig um die Verkündigung der
Unbefleckten Empfängnis Mariens als Dogma und ruft alle amerikanischen
Katholiken zu täglichem Gebet in diesem Anliegen auf.
Die Proklamation der Mary Immaculate als Patroness of the United
States weckt den Gedanken an ein nationales Marienheiligtum am Regierungssitz
der USA. Doch die Wirren des amerikanischen Bürgerkriegs verzögern
die Bauplanung.
Aber wer gibt 1913 schließlich den entscheidenden Impuls zur
Realisierung und fördert das Vorhaben mit persönlichen Finanzmitteln?
Kein geringerer als Pius X. (1835-1914), der heilige Reformpapst am Beginn
des 20. Jahrhunderts. Erster Weltkrieg und Weltwirtschaftskrise verzögern
und unterbrechen immer wieder Planungen und Baufortschritt. Nach einem
Neuentwurf legt James Kardinal Gibbons (1834-1921), Erzbischof von Baltimore,
1920 den Grundstein. In romanischen und byzantinischen Stilelementen gelingt
ein eigenständiger, in sich stimmiger Entwurf, der Washingtons imperialen
Klassizismus überwindet und alle katholischen Mentalitäten dieses
Einwanderungslandes verkörpert - die katholische Version des E Pluribus
Unum (Aus vielen Ein[es\) im Wappen der USA.
1926 wird die Krypta geweiht. Im Marianischen Jahr 1954, zum 100.
Jahrestag des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis, wird der Bau
der Oberkirche begonnen. Bereits als Eugenio Kardinal Pacelli besucht der
spätere Pius XII. die Baustelle. Als Papst beauftragt er für
den National Shrine ein kostbares Mosaik nach Tizians Assunta. Zuvor hatten
Benedikt XV. und Pius XI. ein Mosaik nach Murillos la Purissima Bionda
gestiftet. Am 20. November 1959 weiht Francis Kardinal Spellman (1889-1967)
von New York, ein lebenslanger Freund Papst Pius XII. (1976-1958), die
Marienbasilika.
Die Kirchweihmesse schließt Spellman mit dem feierlichen Act
of Consecration to Our Blessed Mother, der
in allen katholischen Kirchen der USA mitvollzogen wird.
(Quelle: "Bote von Fatima",
Nr. 3, Jgg. 74, März-2016, S. 19f., IMR Regensburg)