Klara von Assisi - eine tapfere Frau!

Alte Heiligenlegenden berichten nicht Sagen oder Märchen, schöne Erzählungen, sondern die niedergschriebene Wahrheit. Manchmal klingen - besonders für unsere neuzeitlichen Ohren - die meisten Berichte unglaublich, aber es hat sich so zugetragen, sonst hätte man das nicht alles aufgeschrieben! Die nachfolgenden Berichte sollen eine Anregung sein, mehr und besser zu beten, die Heiligen mehr anzurufen, aber auch mit größerem Vertrauen Gott zu bitten, uns zu helfen und uns zu beschützen. Dieses große Vertrauen können wir von der hl. Klara von Assisi lernen:



"Zum 800-Jahr-Jubiläum der Geburt der heiligen Klara von Assisi (1194-1994)

In  den  vorausgegangenen  Beiträgen  wurde  gezeigt,  was   Klara  von Assisi
dank der »Vermählung mit dem König der Glorie«, in seiner Kraft gewirkt hat
für die Kirche Christi,
für ihre Schwestern
und nun für ihre Vaterstadt Assisi.
Die Feinde der Stadt Assisi
warf sie zu Boden durch ihre heiligen Gebete.
Der erste Biograph, Thomas von Celano berichtet:

1. In jenem Sturm, den die Kirche unter Kaiser Friedrich in verschiedenen Teilen der Welt aushalten mußte, bekam das Spoletotal häufiger vom Kelch seines Zornes zu trinken.
Dort lagerten auf kaiserlichem Befehl Scharen von Kriegsvolk und sarazenischen Bogenschützen gleich Bienenschwärmen, um Festungen zu zerstören und Städte zu erobern. Als die Feinde in ihrer Wut sich einmal auf Assisi, die Stadt, die der Herr besonders liebte, stürzten, und das Heer sich sogar schon den Stadttoren näherte, drangen die Sarazenen, ein verruchtes Volk, die nach dem Blute der Christen dürsten und jeglichen Frevel schamlos wagen, bei San Damiano in die Gemarkungen des Ortes, ja sogar in das Kloster der Jungfrauen selbst ein.
Die Frauen vergingen vor Angst, ihre Stimmen erzitterten vor Furcht, und sie brachten ihr Wehklagen zur Mutter hin. Sie aber, die krank daniederlag, blieb furchtlos und ließ sich zur Türe führen, vor die Feinde hinlegen und vor sich her ein silbernes, innen mit Elfenbein ausgelegtes Kästchen, in dem der Leib des Heiligen der Heiligen andächtigst verehrt wurde, tragen.
Als sie sich im Gebete Christus, ihrem Herrn, ganz und gar anheimgegeben hatte, sprach sie unter Tränen:
»Willst du, mein Herr, deine wehrlosen Mägde, die ich in deiner Liebe erzogen habe, den Händen der Heiden überliefern? Beschirme, Herr, ich bitte, diese deine Dienerinnen, die ich eben jetzt nicht mehr beschützen kann.«
Bald hörte sie von der neutestamentlichen Sühnestätte her eine Stimme (vgl. Num 7, 89) wie die eines Knäbleins an ihr Ohr dringen: »Ich werde euch immer behüten.«
»Mein Herr«, sprach sie weiter, »und wenn es dir gefällt, so schütze auch diese Stadt, die uns um deiner Liebe willen ernährt.«
Und Christus antwortete: »Schwere Heimsuchungen wird sie bestehen müssen, aber durch meinen Schutz wird sie sich behaupten.«
Da erhob die Jungfrau ihr tränenvolles Antlitz und stärkte die weinenden Schwestern, indem sie sagte:
»Im Glauben beschwöre ich euch, meine Töchter, kein Leid wird uns geschehen, vertraut nur auf Christus.«
Siehe, ohne Verzug, allsogleich war der Verwegenheit jener Hunde eine Schranke gesetzt und sie erbebten.
Sie flohen schleunigst über die Mauern, die sie bestiegen hatten, und mußten der Macht der Beterin weichen.

2. Ein anderes Wunder von der Befreiung der Stadt
Zu einer anderen Zeit führte Vitalis von Aversa, ein ehrgeiziger und im Kampf beherzter Mann, das kaiserliche Heer, in dem er Hauptmann war, gegen Assisi heran. Er ließ im Lande alle Bäume fällen, verwüstete die ganze Umgebung und schickte sich an, die Stadt zu belagern.
Mit drohenden Worten versicherte er, keinesfalls von hier zu weichen, bis nicht die Stadt selbst in seiner Hand sei. Und schon war es so weit gekommen, daß man binnen kurzem für die Stadt das Äußerste befürchten mußte.
Als Klara, die Dienerin Christi, das hörte, seufzte sie tief, rief ihre Schwestern zu sich und sprach:
»Von dieser Stadt, liebste Schwestern, haben wir täglich viel Gutes empfangen. Sehr unrecht wäre es, ihr nicht zur rechten Zeit, soviel wir können, zu Hilfe zu eilen. »Auf zum Herrn! Erbittet mit ganzer Hingebung die Befreiung der Stadt!« Was soll ich noch im einzelnen schildern? Was soll ich die Tränen der Jungfrauen, was die ungestümen Bitten wiederholen? Der barmherzige Gott schuf am folgenden Morgen mit der Versuchung auch den guten Ausgang (1 Kor 10, 13): das ganze Heer löste sich auf und der stolze Mensch mußte abziehen, ohne sein Drohen verwirklicht zu haben.
Fernerhin belästigte er jenes Land nicht mehr. Er selbst, der Anführer des Krieges, kam bald darauf durch das Schwert um.

Vertreibung böser Geister
Eine fromme Frau aus der Diözese Pisa kam einmal in die Stadt Assisi, um Gott und der heiligen Klara dafür zu danken, daß sie von fünf bösen Geistern befreit worden sei. Die Teufel gestanden nämlich bei der Austreibung, daß nur die Gebete der heiligen Klara sie aus dem Leibe, dessen sie sich bemächtigt hatten, vertrieben hätten. Nicht ohne Grund hatte auch der Herr Papst Gregor auf das Gebet dieser Heiligen ein wunderbares Vertrauen.
Oft, wenn eine Schwierigkeit, wie es zu geschehen pflegt, auftauchte, bat er demütig flehend die heilige Jungfrau Klara um ihre Fürbitte. Und erfuhr ihre Hilfe. Er wußte wohl, was Liebe vermag; und welch freien Zugang reine Jungfrauen zum Throne Gottes haben.
Wenn nämlich der König des Himmels selbst sich denen, die ihn glühend lieben, mitteilt, warum sollte er nicht den demütig Bittenden, wenn es förderlich ist, willfahren?
Leben und Schriften der heiligen Klara von Assisi, 58"
(Quelle: "Dienst am Glauben", Heft 3 - 1994, S. 66f., Innsbruck)



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